Götter der Lust
hatte vom Atomkrieg noch nichts gehört.
«Ihr redet genau wie mein Vater.»
«Weil er recht hat, Miss Winterton. Ich habe kein wohlbehütetes Leben geführt, und ich habe gesehen, wohin diese Begierde führen kann.»
Elaine schüttelte verwundert den Kopf. «Wer seid Ihr eigentlich, Mrs. Hardy?»
«Ich bin der Schlüssel», erwiderte Abby. «Somit muss ich wohl ein bisschen merkwürdig sein.»
«Was ihr plant, bedeutet Demetrios’ Tod», stellte Elaine mit finsterem Blick fest.
«Wenn ich es nicht tue, werde ich für alle Zeiten die Sklavin des Gottes, und ich verliere –» zu Abbys eigener Überraschung versagte ihre Stimme. «Und ich verliere meinen Mann.» Abby deutete mit einer Kopfbewegung zum Haus. «Ich wette, Euer Satyr hat Euch ebenso den Kopf verdreht, wie der Gott es mit mir macht.»
«Nein!», protestierte Elaine. «Nein! Er liebt mich! Und er versteht mich!»
«Er
begehrt
Euch. Er würde alles sagen, um Euch dazu zu bringen, dass Ihr ihm gebt, was er will.»
«Er muss mich zu gar nichts bringen. Ich liebe ihn. Und Ihr habt unrecht, Mrs. Hardy, denn er liebt mich ebenfalls. Ich weiß, dass es eigentlich nur Verlangen sein sollte, ich weiß es, aber so ist es nicht. Er liebt mich wirklich.»
Abby schüttelte den Kopf. «Ihr seid geblendet durch Eure eigenen wollüstigen Bedürfnisse.»
«Wir könnt Ihr es nur wagen, so mit mir zu reden!»Elaine ballte die Hände zu Fäusten und stampfte mit dem Fuß auf.
«Einer musste es ja mal tun.» Abby warf ihr finstere Blicke zu. «Ihr könnt nicht verhindern, was geschehen wird. Es ist für alle das Beste.»
Elaine starrte sie an. «Wie könnt Ihr nur so herzlos, so grausam sein!»
«So etwas nennt man ‹den Tatsachen ins Auge blicken›.»
«Wenn …» Elaines Unterlippe zitterte. «Wenn Ihr ihn kennenlernen und selbst sehen würdet, dass er es ehrlich meint, würdet Ihr es Euch dann vielleicht anders überlegen? Ich bin eine gute Menschenkennerin. Ihr werdet bestimmt einsehen, dass ich recht habe.»
«Ihr seid die Tochter eines Herzogs», brummelte Abby. «Habt Ihr da nicht sowieso immer recht?»
Elaine lächelte. «Ihr werdet also kommen?»
«Ich würde mich nicht umstimmen lassen.»
«Bitte», flehte sie, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Ging es wirklich darum, dass Elaine erwartete, dass ihr jeder Wunsch erfüllt wurde? Oder darum, dass sich bislang kaum jemand dafür interessiert hatte, was sie sich wirklich wünschte? «Also gut», gab Abby nach, auch wenn es das Unvermeidliche nur hinauszögerte. «Wo ist er?»
«Oben in meinem Zimmer.»
Abby folgte der Tochter des Herzogs zurück ins Haus und die breite, geschwungene Treppe hinauf. Elaine blieb in der Tür stehen, um Abby als Erste ins Zimmer zu lassen.
Vorsichtig zwängte sich Abby an ihr vorbei. Die zugezogenen Vorhänge verdunkelten den Raum.
Das ist keine gute Idee
. Sie blieb stehen und ließ den Blick durch den Raum schweifen.
Ein Vorhang bewegte sich, und eine finstere Gestalt kam dahinter hervor und schob die Gardine zurück.
Abby sah zu Boden und richtete dann den Blick entschlossen auf sein Gesicht. «Er ist nackt.»
«Warum hast du sie hergebracht?», fragte der Satyr mit tiefer, rauer Stimme. Einer Stimme, die ausgesprochen sexy war.
Elaine ging an Abby vorbei und gesellte sich zu ihm. «Damit sie sieht und versteht, wie wichtig dies hier ist.»
Der Satyr seufzte. «Und warum ausgerechnet sie?»
«Weil Mrs. Hardy der Schlüssel ist.» Elaine streichelte seine behaarte Brust.
Der Satyr blickte Abby plötzlich sehr interessiert an. «Stimmt das?»
Abby gefiel sein Blick gar nicht. «Elaine hat mir erzählt, dass du sie liebst.»
Er warf Elaine einen schmachtenden Blick zu. «Das stimmt.»
«Es ist also nicht nur das sexuelle Verlangen, für das deinesgleichen berüchtigt ist?»
«Ihr solltet uns nicht alle über einen Kamm scheren, Mrs. Hardy. Manche von uns finden über unsere Gelüste zur Liebe, wie etwa meine Eltern.»
«Eltern?» Abby blinzelte.
«Glaubt Ihr vielleicht, wir wären alle aus dem Nichts erschaffen? Meine Eltern brachten mir bei, was Liebe ist.»
Abbys Lippen zuckten belustigt, und sie sah ein Flackern in den Augen des Satyrs. «Also gut – ich glaube dir, dass du zur Liebe fähig bist, und sogar, dass du etwas für sie empfindest», räumte sie mit einem raschen Seitenblick auf die angespannte Tochter des Herzogs ein.
«Das ist gut», meinte Elaine.
«Nein.» Abby schüttelte den Kopf. «Es macht das, was ich
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