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Götter der Nacht

Titel: Götter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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näherten, löste Lana das Versprechen ein, das sie ihrem Vater gegeben hatte, und verbrannte Maz Achems Tagebuch. Die Gefährten nahmen an der Zeremonie teil und sprachen ihr tröstend zu, ohne zu wissen, dass Lana noch aus einem anderen Grund trauerte.

    Die Zerstörung des Tagebuchs, das ihre Suche versinnbildlichte, hatte für Lana eine tiefere Bedeutung.
    Die Maz ahnte das Ende ihrer gemeinsamen Reise voraus.
    Grigáns und Reys Pläne waren die Vorboten einer Trennung. Bald würden die Gefährten verschiedene Wege einschlagen.
     
     
     
    Während die Erben durch Thalitt geritten waren, hatte Grigán seine Wachsamkeit verdoppelt, und wundersamerweise hatten sie jede Begegnung mit Einheimischen vermeiden können. Natürlich erspähten sie hin und wieder den Rauch von Kaminen in der Ferne. Natürlich sahen sie Weiler, Dörfer und selbst Dorfleute, doch sie schlugen stets einen großen Bogen um sie. Ausnahmsweise kam ihnen der bevorstehende Krieg zugute: So wie die Erben unbemerkt bleiben wollten, fürchteten sich auch die Thalitten vor wallattischen Eindringlingen und blieben meist in ihren Häusern.
    Doch bis zum Tag des Bären waren es nun nur noch vier Tage. Umwege und lange Ritte in die falsche Richtung konnten sie sich nicht mehr leisten. Nachdem sie den Col’w’yr auf einer Furt durchquert hatten, wagte es Grigán, den direkten Weg einzuschlagen, da die Solenische Föderation offenbar von den Kriegen ihrer Nachbarn verschont geblieben war.
    Ihnen fiel auf, wie rückständig die Länder des Ostens im Vergleich zu den Oberen Königreichen waren. Die Wege waren selten befestigt und manchmal kaum zu erkennen. Es gab nur wenige Häuser aus Stein, und alle Dörfer waren von einer hohen Palisade aus Rundhölzern umgeben, was von häufigen Überfällen zeugte.

    Ähnlich wie in den Unteren Königreichen herrschte in den Ländern des Ostens eigentlich ständig Krieg. Doch nur selten waren ganze Länder darin verwickelt. Meist brachen Scharmützel zwischen größeren Dörfern oder einzelnen Provinzen aus. Dass jemand Krieger verschiedener Stämme zu einer Armee versammelte, so wie Saat es mit den Wallatten getan hatte, war etwas Neues.
    Wenn dem schwarzen Magier dieses Kunststück gelungen war, konnte er seine Armee dann nicht auch zum Sieg führen? Vielleicht waren die Goroner etwas zu blauäugig, wenn sie glaubten, das Tal der Krieger verteidigen zu können, dachte Grigán. Andererseits wusste Saat, der ja selbst aus dem Großen Kaiserreich Goran stammte, gewiss um die Gefahren eines Kriegs zwischen der wallattischen und der goronischen Armee. Hatte er einen anderen Plan? Wenn ja, welchen?
    Haltlose Vermutungen brachten ihn jedoch nicht weiter. Auch in den nächsten Tagen fiel ihm kein Ausweg aus ihrer hoffnungslosen Lage ein. Doch als die Erben das Land Oo erreichten, hatte er ohnehin keine Zeit mehr, sich den Kopf zu zerbrechen. Nun musste er andere Schwierigkeiten bewältigen.
     
     
     
    Am Vorabend des Tags des Bären erreichten sie den Wald der Baumriesen, was an sich schon ein kleines Wunder war. Grigán hatte sie nur mithilfe seines Kompasses und der Erinnerung an ein paar Landkarten geführt, auf die er einen flüchtigen Blick geworfen hatte. Die anderen gratulierten ihm überschwänglich. Allerdings waren sie noch längst nicht am Ziel, ganz im Gegenteil - das Schwierigste stand ihnen noch bevor.

    »Wir müssen die Pforte unbedingt vor morgen Abend finden«, sagte Corenn. »Wenn Achem die Wahrheit sagt, müsste die Pforte in Erinnerung an Pal’b’rees Reise im letzten Jahrhundert aufscheinen.«
    »Und wenn sie das nicht tut?«, fragte Rey zum unzähligsten Mal.
    »Dann müssen wir auf ihren Wächter warten und hoffen, dass er nicht die ganze kalte Jahreszeit verschläft, so wie Nol es angedeutet hat.«
    »Vor allem müssen wir darauf hoffen, dass nicht er auf uns wartet!«, sagte Rey und verzog das Gesicht zu einer grässlichen Fratze.
    Sie begannen sogleich mit der Suche und ritten aufs Geratewohl in den Schatten der Bäume hinein. Der Wald verdankte seinen Namen der Tatsache, dass die meisten Bäume über dreißig Schritte hoch waren und jeder Mensch neben ihnen wie ein Zwerg aussah.
    Wie Bowbaq ihnen erklärte, bestand der Wald hauptsächlich aus Rindenbäumen, die auch im Weißen Land heimisch waren. Doch im Wald der Baumriesen wuchsen noch zahlreiche andere Arten: Neben Lenostern, Eterbirken und Klangfichteln, aus denen Vigolen gebaut wurden, entdeckten die Gefährten rund zehn weitere

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