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Götter der Nacht

Titel: Götter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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kann. Außerdem ist es bei Raubtieren einfacher als bei anderen: Ihre Triebe sind den unseren recht ähnlich. Sie sind Einzelkämpfer. Dagegen haben Weidetiere einen Herdensinn, der uns eher fremd ist. Wenn es nicht gerade um ihr Überleben geht, richten sie sich stets nach dem Leittier, dem dominanten Männchen. Es ist jedenfalls einfacher, mit einem Bären zu sprechen als mit einem Pferd!«
    Yan nickte immer wieder, während er sich jeden dieser Grundsätze fest einprägte. Bowbaq redete in einem fort,
und Yan sog alles auf. Aus Neugier und purer Wissbegier und ohne zu ahnen, dass ihm dieses Wissen schon bald das Leben retten würde.
     
     
     
    Zamerine bebte vor Aufregung. In all den Jahren, in denen er Zuïa diente, hatte ihn seine Arbeit noch nie mit solcher Freude erfüllt. Es war wie ein Rausch. Ein Fieber, das seinen Verstand und seine Führungsstärke herausforderte.
    Sein Meister, der hohe Dyarch, hatte ihm endlich einen Teil seiner Pläne enthüllt. Seither bewunderte der Judikator ihn nur noch mehr. Was für eine Großtat! Was für ein Ehrgeiz!
    Sein Vorhaben übertraf alles, was ein Mensch je gewagt hatte. Doch war Saat tatsächlich nur ein Mensch? Seine Vision, das Ausmaß seiner Pläne waren das Ebenbild seiner selbst: allmächtig. Unsterblich.
    Geisteskrank, dachte der Zü bisweilen, bevor er sich wieder in die Arbeit stürzte, um die ketzerischen Gedanken zu verscheuchen.
    Sein Meister hatte nicht nur eine kühne Vision, sondern auch die Mittel, sie zu verwirklichen: Rund achtzigtausend Sklaven hatte die Wallattenarmee unter Gors dem Zimperlichen innerhalb weniger Monde zusammengetrieben. Endlich würden sie diese Nichtsnutze, die den bewaffneten Truppen bisher nur ein Klotz am Bein gewesen waren, für ihre Zwecke einsetzen. Saat hatte von Anfang an gewusst, wie. Aber er hatte es bewusst erst jetzt verkündet, als die Armee an ihrem Ziel angelangt war. Von hier aus würde ihr großer Angriff ausgehen.
    Gegenwärtig war Zamerine mit der Überwachung der Bauarbeiten beauftragt. Dyree und die fünfundachtzig Boten
Zuïas, die zu ihnen gestoßen waren, gingen ihm dabei zur Hand. Die Sklaven hatten unter Schmerzen gelernt, die Mörder im roten Gewand zu fürchten und nicht aufzumucken. Niemand hatte verzweifelte Gefangene so gut im Griff wie die Züu.
    Zamerine hatte unter anderem entschieden, den Zwangsarbeitern, die schnell zu ersetzen waren, weder Schlaf noch Nahrung zu gewähren, um Zeit und Kosten zu sparen. Doch Emaz Chebree hatte die Folter noch verfeinert. Fortan bekamen nur diejenigen, die bei der Verehrung des Gottes Sombre besonderen Eifer zeigten, etwas Wasser, eine Handvoll Körner und etwas Zeit zugestanden, um zu beten - oder zu schlafen.
    Die Religion erfreute sich nun noch größerer Beliebtheit als zuvor, und der hohe Dyarch hatte sich lobend geäußert, was nur selten geschah. Selbst sein Sohn wirkte mittlerweile lebendiger. Bisweilen nahm er sogar die Verkünder seines Meisters zur Kenntnis: Zamerine, Chebree, Gors und Dyree. Alle anderen ließen ihn kalt.
    Ihre Armee hatte nun endgültig Stellung bezogen und kontrollierte das gesamte Gebiet zwischen dem Col’w’yr - im Volksmund nur der graue Fluss genannt - und der aus heißen Quellen gespeisten Liponde. Einzelne Kompanien würden weiter nach Norden ins Land Thalitt vorstoßen, doch das Wesentliche würde sich hier abspielen. Am Fuß der Berge.
    Zamerine legte den Kopf in den Nacken und betrachtete seinen nächsten Gegner. Es war ein gigantisches Unterfangen. Gewiss würden sie viele Hindernisse zu überwinden haben. Doch in Anbetracht der Mittel, die ihnen zur Verfügung standen, schien nichts unmöglich. Und das, was sie anstrebten, war fürwahr die Mühe wert.

    Noch bevor ein Jahr zu Ende ging, würde sein Meister die Oberen Königreiche erobert haben. Goran, Lorelien, Romin. Ith. Kaul. Arkarien.
    Was Saat dann vorhatte, kümmerte ihn wenig. Der Zü sah sich bereits als Statthalter Loreliens, wie es ihm versprochen worden war. Bald würde sich alle Welt Zuïas Gesetz unterwerfen.
     
     
     
    Die Erben waren ebenso froh wie die Gaukler, als der erste Tag ihrer Reise durch das Klamme Tal zu Ende ging. Die vielen Umwege, die ständig im Morast stecken bleibenden Wagen und die Angst vor Raubüberfällen hatten sie Kraft und Nerven gekostet. Als noch dazu die ersten Nebelschwaden aufzogen, gab Nakapan das Zeichen zur Rast, obwohl der Tag gerade erst im sechsten Dekant stand.
    Grigán protestierte der Form halber, doch gegen die

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