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Götter der Nacht

Titel: Götter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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die Hauptstadt des Großen Kaiserreichs flossen und anschließend in den Alt mündeten.
Innerhalb weniger Dekanten hatten die Gefährten ein Drittel des östlichen Goran durchquert.
    Obgleich die Berge des Rideau als unüberwindbar galten, vor allem jetzt, da die kalte Jahreszeit anbrach, stießen sie immer wieder auf berittene Patrouillen, die verhindern sollten, das Feinde nach Goran eindrangen. Dank Grigáns Erfahrung kamen sie unbemerkt an zweien dieser Wachtrupps vorbei. Ein dritter fing sie ab und unterzog sie einer Routinekontrolle, die sie widerstandslos über sich ergehen ließen. Da die Soldaten ihnen keine Schwierigkeiten machten, schloss Corenn, dass Goran tatsächlich gegen Thalitt und nicht gegen Lorelien Krieg führte. Das lieferte ihnen einen weiteren Beweis dafür, dass sich Saat jenseits des Rideau befand.
    Seit Lana ihnen den Anfang des Tagebuchs vorgelesen hatte, hatten sie keine Rast mehr eingelegt und über nichts anderes gesprochen als die dringendste Frage: Welchen Weg sollten sie einschlagen? Allerdings hatten die Gefährten während des Ritts Zeit gehabt, über die jüngsten Ereignisse nachzudenken, die ihnen allen zu Herzen gegangen waren. So sprachen sie an diesem Abend lange über ihren Kampf gegen die Züu in der Heiligen Stadt und darüber, wie viel Glück sie gehabt hatten, dass keiner von ihnen ernsthaft verletzt worden war.
    Grigán und Corenn machten Léti halbherzige Vorwürfe, weil sie den Rückzugsbefehl des Kriegers ignoriert und so ihre Gefährten in Gefahr gebracht hatte. Doch da sie mit ihrer eigenmächtigen Entscheidung das Tagebuch gerettet hatte, lief die Strafpredigt ins Leere. Léti nickte brav, las aber die Dankbarkeit in den Augen ihrer Freunde. Vor allem in Lanas.
    Allerdings war die Maz entsetzt darüber, auf welche Weise
Rey Grigán zu Hilfe gekommen war. »Sich von hinten an den Gegner heranzuschleichen und ihn heimtückisch zu erstechen … Das ist nicht gerade anständig, findet Ihr nicht?«
    »Der Mann hatte kurz zuvor Drékin ermordet«, entgegnete Rey gekränkt. »Ihr glaubt doch nicht etwas, dass er einen fairen Kampf verdient hatte?«
    »Der Narr verfällt dem Rausch, der Weise sehnt sich danach«, sagte die Priesterin in belehrendem Ton. »Wir dürfen uns nicht so verhalten wie sie, Reyan.«
    »Und was hätte ich Eurer Meinung nach tun sollen? Ihn bitten, sich umzudrehen? Auf die Gefahr hin, dass er mich niedermetzelt?«
    Darauf wusste Lana keine Antwort. In der eurydischen Lehre war Frieden eine der Haupttugenden. Doch nirgendwo lernte man, wie man sich verhalten sollte, wenn es unmöglich war, Frieden zu wahren. »Verzeiht, Reyan«, sagte sie nach einer Weile. »Ich habe leicht reden, schließlich habe ich nicht gekämpft. Natürlich will ich Euch nicht verlieren«, setzte sie leise hinzu.
    Er nahm die Entschuldigung mit einem Lächeln an, und damit war die Sache erledigt. Sie wechselten das Thema und scherzten über Corenns verborgene Begabung für das Armbrustschießen.
    »Ehrlich gesagt habt Ihr Euch geschickter angestellt, als ich es je könnte. Wenn Ihr wollt, schenke ich Euch die Armbrust!«, sagte Rey.
    Corenn schüttelte den Kopf. Sie bereute nicht, was sie getan hatte, aber sie bedauerte, dass sie es hatte tun müssen. Kaltblütig einen anderen Menschen töten …
    Wobei kaltblütig im Grunde nicht das richtige Wort war. Als sie gesehen hatte, wie Léti von zwei Mördern angegriffen
wurde, hatte sie jede Selbstbeherrschung verloren. Hätte ein Rest Hellsicht sie nicht zurückgehalten, hätte sie ihren magischen Willen auf die Feinde gerichtet und damit gegen die Regel verstoßen, die sie Yan unzählige Male gepredigt hatte: Gebrauche deinen Willen niemals im Zorn, unter Schmerzen oder wenn du betrunken bist.
    Sie beobachtete den schüchternen jungen Mann, der sich in Gesprächen stets zurückhielt. Er hatte ihnen nicht sagen müssen, dass er Magie angewendet hatte, um die drei Züu aus dem Weg zu räumen. Yan war in den Geist eines anderen Menschen eingedrungen und hatte mit erschreckender Leichtigkeit von dessen Körper Besitz ergriffen, ohne sich erst lange zu konzentrieren.
    Als das Gespräch auf diesen Vorfall kam, verstummten sie einer nach dem anderen. Die Gefährten, die keine Magie beherrschten, fanden Yans Kräfte zu rätselhaft und beängstigend, um ungezwungen darüber sprechen zu können, und so kamen sie stillschweigend überein, das Thema zu meiden. Für Bowbaq war Yans Tat nur ein weiterer Beweis für seine Fähigkeit, in den

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