Götter der Nacht
Tiefen Geist einzudringen, und er bewunderte seinen jungen Freund dafür umso mehr.
Corenn empfand große Freude, zugleich aber auch schreckliche Angst. Yans Können überstieg ihre kühnsten Vorstellungen. Allerdings ging ihr das in letzter Zeit mit vielen Dingen so.
Wenn Yan, der vor weniger als zwei Monden in die Magie eingeweiht worden war, zu solchen Taten fähig war - über welche Kräfte mochte dann erst ein schwarzer Magier verfügen, der fast zweihundert Jahre alt war? Und was mochte ein solcher Mann für Pläne hegen?
Eine Hinrichtung. Es war die größte, die Zamerine und Emaz Chebree je zelebriert hatten. Zum einen wollten sie ein Exempel statuieren, zum anderen die Sklaven Furcht und Achtung vor Sombre lehren.
Fünf thalittische Gefangene hatten einen Fluchtversuch unternommen. Die Züu brachten drei von ihnen gleich am nächsten Tag zurück. Die beiden anderen hatten nicht viel mehr Glück gehabt: Ihre Köpfe zierten nun neben mehreren anderen Sombres Altar.
Einem Gerücht zufolge würde der Tempel den Schädeln der vierundzwanzigtausend Sklaven, die ihn errichteten, Platz bieten. Der Tempel war ein gewaltiges Bauwerk. Doch das war nicht sein eigentlicher Zweck. Obwohl Zamerine bereits den Altar, einen Palast für Saat und seine Hauptmänner, mehrere Unterkünfte und Festungsmauern hatte bauen lassen, schlugen die Sklaven immer noch Tonnen von Gestein aus dem Berg.
Aus einer Laune heraus hatte er den Bau einer Kampfarena befohlen, nach dem Vorbild der, die im Lus’an stand und die er noch genau vor Augen hatte. Der hohe Dyarch hatte Gefallen an der Idee gefunden und diesem Bauvorhaben zusammen mit dem des Tempels Vorrang eingeräumt. Ermutigt von seiner Unterstützung hatte Zamerine beschlossen, die heutige Zeremonie zu organisieren.
Um ihre Bedeutung zu unterstreichen - und als erster Schritt auf dem Weg hin zur Neuen Ordnung -, wollte Zamerine zusätzlich zu den drei Flüchtigen elf Aufrührer hinrichten lassen, darunter zwei Wallatten aus Saats Armee. So würden nun insgesamt vierzehn Männer sterben, genug, um ein eindrucksvolles Spektakel zu ergeben.
Endlich war der große Tag gekommen. Nach all den Jahren würde Zamerine noch einmal als Judikator auftreten,
meilenweit entfernt vom irdischen Lus’an. Zu seiner unendlichen Freude erstreckte sich Zuïas Gesetz über die ganze Welt.
Hinter ihm saßen die beiden Dyarchen. Der eine trug wie immer seine Sturmhaube, der andere machte ein finsteres Gesicht. Sie waren unerbittliche Anführer. Unbeirrt. Geachtet.
Gefürchtet.
Emaz Chebree, die Barbarenkönigin, die Saat zur Hohepriesterin ernannt hatte, saß mit stolzgeschwellter Brust und einem zähnefletschendem Grinsen neben ihrem Meister. Wie die anderen - oder mehr noch als jene - sehnte sie den Beginn der Hinrichtung mit abstoßender Faszination herbei.
Zamerine selbst hatte zunächst neben dem jungen Dyarchen gesessen, es aber nicht lange an seiner Seite ausgehalten. Noch vor wenigen Dekaden hatte der Judikator über die stumme Gleichgültigkeit des jungen Mannes geklagt, die ihm ein namenloses Grauen einflößte, ohne dass er den Grund dafür kannte. Nun, da der Dyarch immer mehr zum Leben erwachte, wurde dieses Gefühl schlimmer und schlimmer. Sein Lachen war grausam und vernichtend. Sein Blick schien sich direkt in die Seele seines Gegenübers zu bohren. Und seine schleppende, beklemmende Stimme, die glücklicherweise nur selten zu hören war, klang bedrohlich. Der Zü tat sein Möglichstes, um ihm aus dem Weg zu gehen.
Um sie herum scharten sich die Krieger, die jeweils eine der vierhundert Kompanien vertraten. Ihnen war dieses Privileg per Los oder als Auszeichnung von ihrem Hauptmann zuerkannt worden.
Auf der anderen Seite füllte eine sehr viel disziplinlosere
Menge die Ränge des Amphitheaters: Sie bestand aus mehreren hundert Sklaven, die der Macht Sombres, seiner Verkünder und der Dyarchen huldigen sollten.
Der erste Verurteilte wurde von Reitern aus Egosien in die Arena geführt. Zamerine hatte sie für diese Aufgabe auserwählt, da ihre Kompanie hohes Ansehen genoss und die anderen Krieger zu ihnen aufblickten, selbst die stolzen Gladoren. Der Gefangene verharrte nackt und unbewaffnet auf dem Sand. Die Todesangst stand ihm ins Gesicht geschrieben, und sein Schicksal war schnell besiegelt.
Unter dem Jubel des Publikums betraten drei Farikii den Kampfplatz. Die Dompteure der Vampirratten hielten jeweils fünf Tiere an der Kette und ließen sie zeitgleich los, sehr zum
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