Götter der Nacht
leistete.
Der größere der beiden Männer hob den Dolch auf, näherte sich Dyree mit vorsichtigen Schritten und schlug dabei einen großen Bogen um Gors, der seine Axt durch die Luft wirbeln ließ. Der andere Sklave folgte ihm.
Vergeblich versuchten die beiden Männer, Dyree in die Enge zu treiben, doch dieser trat jedes Mal einen Schritt zur Seite und entzog sich ihnen. Schließlich verschränkte der Zü die Arme vor der Brust und stand reglos da, während der unbewaffnete Sklave, dem die Angst ins Gesicht geschrieben stand, sich ihm von hinten näherte. Plötzlich nahm der Mann all seinen Mut zusammen, stürzte sich auf den Zü und versuchte, seine Arme zu packen, damit der andere Gefangene ihn erstechen konnte.
Doch Dyree war schneller. Er wirbelte herum und schlug mit der Handkante gegen den nackten Hals des Sklaven. Dieser schnappte nach Luft und brach bewusstlos zusammen. Mit drei schnellen Schritten begab sich der Mörder außer Reichweite des bewaffneten Sklaven, der nicht schnell genug reagiert hatte.
Gors führte seinen eigenen Kampf mit nicht minder großem Geschick. Er hätte seine Gegner mit wenigen Hieben seiner gewaltigen Axt töten können, doch der Riese mochte es, mit seinen Opfern zu spielen. So beschränkte er sich darauf, sie zunächst zu verwunden, um ihnen dann eine Gliedmaße abzuhacken und sie zuletzt mit einer präzisen Bewegung zu enthaupten. Die Barbaren im Publikum applaudierten begeistert.
Der Mann mit dem Dolch ließ Dyree nicht aus den Augen. Der Mörder stand einige Schritte von ihm entfernt, die Hände auf dem Rücken verschränkt, und lächelte ihm verständnisvoll zu. Beide warteten darauf, dass der andere sich rührte.
Dyree zeigte dem Sklaven seine leeren Hände und bedeutete ihm, näher zu kommen. Da der Mann vor Schreck wie gelähmt schien, trat der Mörder ein paar Schritte auf ihn zu. Plötzlich setzte der Sklave alles auf eine Karte und warf sich seinem Gegner entgegen. Er sah den Hati nicht einmal mehr aufblitzen, da hatte ihm dieser schon die Kehle durchbohrt. Blitzschnell war der Zü dem Mann ausgewichen, hatte seine Waffe gezogen und zugestoßen.
Der Mann mit dem Dolch war der letzte Verurteilte, der zu Boden ging, denn auch Gors hatte seinen Kampf beendet. Die Barbaren jubelten ihrem Heerführer zu, und die beiden Scharfrichter verließen erhobenen Hauptes die Arena.
Emaz Chebree kehrte auf die Tribüne zurück, um erneut zu den Zuschauern zu sprechen. Bemerkenswerterweise herrschte innerhalb weniger Dezillen tiefe Stille. Die Krieger aus dem Osten hatten zwar nur wenige Ideale, waren aber zutiefst abergläubisch. War es tatsächlich möglich, dass ihnen gleich ein Gott erscheinen würde?
Nun wurden die letzten fünf Sklaven in die Arena gestoßen. Neun Leichen und mehrere abgeschlagene Gliedmaßen lagen bereits im Sand. Da die Verurteilten wussten, was ihnen bevorstand, fielen sie auf die Knie und flehten den hohen Dyarchen im Namen des Bezwingers um Gnade an.
Sie ahnten nicht, dass sie ihm gleich geopfert werden würden.
Die Emaz bat um absolute Ruhe, und die Menge gehorchte ihr sofort. Dann begann Chebree den Namen des schwarzen Gottes zu skandieren, erst leise, dann immer lauter und lauter. Schließlich forderte sie die Krieger auf, in ihre Anrufung einzustimmen. Bald hallte das Gebrüll durch die ganze Arena, ja das gesamte Lager. »Sombre! Sombre! SOMBRE!«, erschallte es aus tausend Kehlen, und die Schreie wurden von den Hängen der umliegenden Berge zurückgeworfen.
Selbst die Verurteilten beteten, aus Verzweiflung oder Wahnsinn. Sie hielten jedoch inne, als sich mitten in der Arena über den Leichen und dem blutgetränkten Sand eine Gestalt abzuzeichnen begann. Auch die Barbaren verstummten und starrten auf das schreckliche Ungeheuer, das aus dem Nichts kam.
Die Sklaven fanden einen raschen Tod, verglichen mit der Marter, welche die anderen Verurteilten hatten erdulden müssen. Doch auch sie litten entsetzliche Qualen.
Schließlich war Sombre der Bezwinger, nicht der Mitleidsvolle.
Während die Menge fasziniert zusah, wie ihr Gott seine Macht unter Beweis stellte, warf Zamerine dem jungen Dyarchen einen verstohlenen Blick zu. Und in diesem Augenblick begriff er. Das sonst so unbewegte Gesicht war von Hass verzerrt und der verträumte Blick einem stechenden, überheblichen Ausdruck gewichen. Endlich verstand Zamerine, was hier gespielt wurde.
Bislang hatte der angebliche Sohn Saats keinen Namen gehabt. Er war einfach nur der junge Dyarch
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