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Götter des Meeres

Götter des Meeres

Titel: Götter des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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halten sollen.
    Plötzlich steigt ein Rochen vor mir auf. Halb im Sand verborgen, habe ich ihn zu spät bemerkt. Ein zweites, höchstens halb so großes Tier folgt ihm.
    Regungslos verharre ich. Die Stille wirkt bedrückend. Nur irgendwo über mir gluckert Wasser in ausgewaschenem Fels. Aber darauf achte ich nicht.
    Kein Geräusch kommt von meinen Verfolgern. Ahnen sie, wo ich mich befinde? Die Rochen müssen ihnen die Richtung gewiesen haben.
    In unmittelbarere Nähe erklingt ein schriller Pfiff.
    »Gib es auf, Learges. Du kommst nicht lebend davon.«
    Dicht neben mir bohrt sich etwas in den Grund. Entsetzt fahre ich herum. Die anderen haben mich also wirklich entdeckt.
    Ein zweiter, armlanger Pfeil, geschnitzt aus den Gräten eines Fisches, verfehlt mich um Haaresbreite. Obwohl alles nur Schein ist, schreie ich entsetzt auf. Der Schütze hat verdammt viel gewagt. Genauso gut hätte er mich treffen können.
    Heftig stoße ich mich ab, strecke die Arme aus, um so schnell wie möglich an Höhe zu gewinnen, drei meiner Verfolger kann ich erkennen. Sie scheinen überrascht, als hätten sie nicht damit gerechnet, daß ich in diese Richtung fliehen würde. Ihr Zögern sichert mir jedenfalls den entscheidenden Vorsprung.
    Die Strömung wird stärker, als ich mich der Meerenge zwischen den Inseln Nida und Asingea nähere. Icearran liegt zu meiner Rechten, aber noch bin ich nicht am Ziel. Ich muß weiter.
    Meine Verfolger haben sich mittlerweile getrennt und versuchen, mir den Weg abzuschneiden. Sie sind schnell, aber nicht schnell genug. Auch ihre Kräfte lassen nach.
    Ich schwimme auf einen schmalen Durchlaß zwischen zwei Klippen zu. Kurz bevor ich ihn erreiche, lösen sich etliche dunkle Körper von den Felsen.
    Ptaath-Tritonen!
    Sie sind heran, ehe ich einen Entschluß fassen kann.
    Wer weiß, wie lange die Okeazar uns bereits beobachten. Mir ist plötzlich nicht mehr wohl in meiner Haut. Was, wenn Aleoch sich geirrt hat, wenn keiner vor mir lebend in Ptaath ankam?
    Es sind wilde, verwegen aussehende Burschen, die mich einkreisen. Sie schweigen. Dem Netz, das sie über mich werfen, kann ich nicht entgehen. Eng ziehen die Maschen sich um meinen Körper zusammen und jede Bewegung, die ich mache, verstrickt mich weiter in das Gewirr zäher Fäden.
    Die Ungewißheit wirft bange Fragen auf. Meine Verfolger vom Grundlosen Wassergraben fliehen. So ist es abgesprochen. Denn weshalb sollten sie sich einem sinnlosen Kampf stellen?
    Aber unsere Brüder aus Ptaath sind ausgeruht und deshalb schneller. Ich höre Schreie, sehe jemanden einen Pfeil abschießen, der jedoch fehlgeht.
    Nach einer Weile tritt Stille ein. Bange warte ich darauf, daß die Tritonen zurückkommen. Ich fürchte, ich muß mit dem Schlimmsten rechnen.
    Zum Glück scheinen sie nur einen von uns erwischt zu haben. Er ist allerdings tot.
    Dann erkenne ich ihn: Merum. Von den fünfen war er mein bester Freund.
    In diesem Augenblick schwöre ich Rache, obwohl ich nicht weiß, wie lange ich ihn überleben werde.
*
    Wenn ich ihren Worten glauben darf, haben sie mich schon beobachtet, bevor ich überhaupt in die Nähe von Asingea kam. Das Seltsame daran ist, daß ich wahrscheinlich nicht mehr leben würde, hätte nicht Merum auf mich geschossen, als ich mich im Seegras verbarg. Die Leute von Ptaath sind der Meinung, daß der Pfeil mich nur durch einen glücklichen Zufall verfehlte.
    Ich komme mir vor wie im Traum. Ptaath ist für meine Begriffe riesig, und obwohl vieles zerstört wurde, vermittelt die Stadt noch heute einen ungefähren Begriff der einstigen Pracht und Schönheit. Ihre Ausdehnung schätze ich auf vier- oder fünftausend Schritte. In ihrem Mittelpunkt erhebt sich alles überragend eine riesige Kuppel. Irgendwann, das weiß ich, werde ich dorthin vordringen.
    In der Nähe einiger uralten Tempelbauten bin ich schon gewesen. Leider gelang es mir nicht, in ihr Inneres vorzudringen. Immerhin hat man mich nur der untersten Kaste zugeordnet, was einem Dasein in Bedeutungslosigkeit gleichkommt. Jeder kann über mich verfügen. Und viele lassen mich ihr Mißtrauen deutlich spüren. Alles, was von außen kommt, ist ihnen fremd.
    Noch zähle ich jeden Wechsel von Tag und Nacht, aber irgendwann werde ich damit aufhören. Ich sehne mich nach dem Grundlosen Wassergraben zurück und weiß gleichzeitig, daß ich Aleoch und die anderen viele Gezeiten lang nicht mehr sehen werde.
    Nur der Gedanke an Mergesa mindert die Verzweiflung, die in mir nagt. In einem dieser

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