Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
Vom Netzwerk:
Flugkörper auf einer weißen Feuersäule herabsank, deren Helligkeit alles überstrahlte.
    Genauso hatte es damals ausgesehen, als das Flugschiff der jungen Frau und ihrer Begleiter gelandet war. Offenbar stammten die Neuankömmlinge aus der gleichen Welt – oder Zeit? – und waren gewiss nicht zufällig hier. Ihr Schiff schien jedenfalls von der gleichen Bauart zu sein, auch wenn es auf den ersten Blick etwas größer wirkte. Inzwischen hatte es aufgesetzt, und die Flammen unter dem Heck waren erloschen. Die Luken blieben allerdings geschlossen. Es konnte also noch ein wenig dauern, bis sich die Besatzung nach draußen wagte.
    Die Verzögerung gab dem Dichter Gelegenheit, das andere Flugobjekt näher in Augenschein zu nehmen, dessen Natur ihm immer noch Rätsel aufgab. Im Moment ähnelte es eher einer monumentalen Tierskulptur als einem lebendigen Geschöpf, denn es verharrte völlig regungslos und seine runden Echsenaugen erschienen kalt und leblos.
    Vor dem Hintergrund des Dorfes und der beiden Flugschiffe wurde nunmehr auch seine immense Größe offenbar: Vom Maul bis zur Schwanzspitze maß es um die dreißig Meter und wog sicherlich Dutzende von Tonnen. Die Vorstellung, es könne sich aus eigener Kraft in die Luft erheben oder gar längere Flugstrecken zurücklegen, schien angesichts seines massigen flügellosen Körpers absurd. Und doch war es offensichtlich dazu imstande, auch wenn der Dichter nur die letzte Phase seines Flugs und die Landung beobachtet hatte. Es musste demnach über Fähigkeiten verfügen, die kein bekanntes Lebewesen, geschweige denn einer seiner harmlosen irdischen Vettern besaß.
    Jetzt schien es allerdings erschöpft oder bewusstlos zu sein, anderenfalls hätte es gewiss auf die Ankunft des anderen Schiffes reagiert. Als die Kinnlade der Echse plötzlich herunterklappte, glaubte der Dichter zunächst an einen unbedingten Reflex, bis ihm die eigentliche Ursache klar wurde: Jemand schickte sich an, das Innere der Rieseneidechse zu verlassen!
    Es waren zwei vergleichsweise winzige Gestalten, die er vermutlich übersehen hätte, wäre seine Aufmerksamkeit nicht auf das Gesicht/Maul der Kreatur fixiert gewesen. So aber brauchte er nur seinen Blick zu fokussieren, um die »Passagiere« näher in Augenschein zu nehmen.
    Die beiden trugen weder Helm noch Schutzanzug und offenbar auch keine Waffen. Sie hielten sich an den Händen wie Verliebte, während sie abwärtskletterten und schließlich vom Maul der Eidechse auf den Boden sprangen. Die rothaarige Frau kicherte, als der Mann sie auffing, und schmiegte sich in seine Arme. Ihr Alter ließ sich schwer schätzen, aber zweifellos waren sie nicht mehr so jugendlich, wie sie sich gaben. In ihren Augen lag ein seltsamer Ausdruck von Schwermut, der ihre Ausgelassenheit Lügen strafte.
    Der Mann hatte ungewöhnlich langes Haar, das sein Gesicht wie eine braun gelockte Mähne umrahmte und den Kopf im Verhältnis zu seinem jungenhaften Körper übergroß erscheinen ließ. Die eng geschnittene Hose aus schwarzem Leder betonte diese Schlankheit zusätzlich, und das weiße Baumwollhemd mit breitem Kragen hätte eher zu einem Zirkusakrobaten gepasst als zu einem Reisenden.
    Seine Begleiterin war dagegen von jener früh erblühten, zerbrechlichen Schönheit, wie sie rothaarigen Frauen zuweilen eigen ist. Die helle, fast weiße Gesichtshaut ließ ihre Augen übergroß erscheinen, was den Eindruck schwermütiger Melancholie noch verstärkte, der auch durch die Verheißung ihres Lächelns kaum gemildert wurde. Ihr Blick bettelte förmlich um Aufmerksamkeit, und der Dichter empfand beinahe so etwas wie Mitleid für den jungen Mann, der diesem Anspruch vermutlich rund um die Uhr ausgesetzt war. Merkwürdigerweise trug die Frau blaue, grob gewebte Hosen zu ihrer weißen Rüschenbluse, was in der Kombination jedoch keineswegs praktisch oder gar tatkräftig wirkte, sondern die Aura der Hilflosigkeit eher noch betonte, die sie umgab.
    »Wo sind wir hier, Jimmy?«, erkundigte sie sich in diesem Moment mir rauchiger, ein wenig erschöpft klingender Stimme.
    »Vor einem geschlossenen Tor«, erwiderte ihr Begleiter kryptisch. »Wir werden es merken, wenn es sich öffnet.«
    »Und was passiert dann mit uns?«, fragte sie mit einem kläglichen Lächeln.
    »Manche sind für die süßen Freuden geboren«, erklärte der junge Mann mit ernster Miene, »und manche für die endlose Nacht. Genau dort werden wir hingehen, Pam, zum Ende der Nacht.«
    »Ach, du willst mir doch

Weitere Kostenlose Bücher