Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)
genug …
Wahrscheinlich ahnen sie noch nicht einmal, was auf sie zukommt. Der Dichter musste daran denken, wie nahe sich Liebe und Tod doch manchmal waren. Dennoch musste er eine Entscheidung treffen. Wenn er sich jetzt einmischte, musste er die Suche nach dem Labyrinth abbrechen. Was, wenn die Gefangenen auf seine Hilfe angewiesen waren? Aber durfte er deswegen zulassen, dass die Kampfmaschinen die Schiffe zerstörten und die Besatzungen töteten? Die vielleicht gekommen waren, um nach Miriam und ihren Begleitern zu suchen? Würde sie wollen, dass er um ihretwillen Unschuldige dem Verderben preisgab?
Darauf gab es nur eine Antwort, und so stand sein Entschluss fest. Daran änderte auch die Entdeckung nichts, dass die Kampfmaschinen nicht etwa von einer anonymen Macht, sondern von Soldaten gesteuert wurden, deren Umrisse sich schemenhaft hinter dem Glas der Sichtfenster abzeichneten. Der Dichter vermochte sie so oder so nicht aufzuhalten. Er konnte allerdings versuchen, die Neuankömmlinge zu warnen, und er wusste auch schon wie …
Apocalypse Now
Obwohl er natürlich damit gerechnet hatte, verspürte Raymond Farr ein schmerzhaftes Brennen in der Kehle, als die schlanke Spindel der Nemesis auf dem Monitorbild sichtbar wurde.
Das Schiff war verlassen, auch das war ihm sofort klar gewesen, als sie die ersten automatischen Ortungssignale empfangen hatten. Die einzig offene Frage blieb, weshalb Miriam und ihre Begleiter sich entschieden hatten, den Weg von hier an mit dem Lander oder gar zu Fuß fortzusetzen.
Feindeinwirkung konnte es kaum gewesen sein, denn die Nemesis wies zumindest aus der Entfernung keine äußerlichen Beschädigungen auf und auch die Gebäude der nahe gelegenen Ortschaft zeigten keinerlei Spuren von Kampfhandlungen. Allerdings schienen sie schon vor Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten von ihren Bewohnern verlassen worden zu sein.
Die Schiffsintelligenz der Nemesis , mit der Koroljov auch aus der Entfernung anscheinend mühelos kommunizierte, bestätigte nur, was sie ohnehin bereits wussten: Die Besatzung hatte nach einem kurzen Erkundungsrundgang den Lander ausgesetzt und war zu einer Expedition aufgebrochen, über deren Ziel die KI keine Angaben machen konnte. Bemerkenswert war, dass sämtliche Kommunikationsspeicher mit Kommandeurssignatur gelöscht worden waren. Miriam hatte offenbar verhindern wollen, dass diese Informationen in unrechte Hände gelangten.
Andererseits hatte sie den Peilsender aktiviert, was jedoch nur scheinbar ein Widerspruch war. Sie hatte sich zweifellos gewünscht, dass die Nemesis gefunden würde, gleichzeitig aber dafür gesorgt, dass kein Unberufener von ihren Plänen erfuhr. Vielleicht hatte sie sogar in einem geschützten Bereich eine Nachricht hinterlassen, aber das war im Moment reine Spekulation.
Zunächst mussten sie erst einmal selbst landen und die Umgebung erkunden, bevor sie sich Zutritt zur Nemesis verschaffen konnten. Und selbstverständlich mussten sie die Eidechse im Auge behalten und dafür sorgen, dass die beiden Junkies keinen Schaden anrichteten. Im Moment flog die Lizard weisungsgemäß im Sichtbereich voraus, und es war an der Zeit, sie zum vorgesehenen Landeplatz zu dirigieren.
Der Kommandant aktivierte die Engstrahlverbindung zur Lizard und erteilte Morrison die entsprechenden Instruktionen, während Vera die zugehörigen Koordinaten an das semibiologische System übermittelte.
»Schade«, murmelte Ortega enttäuscht, als das Bioraumschiff exakt auf dem vorgegebenen Kurs zur Landung einschwenkte. »Ich hätte dem kleinen Macho gern noch ein bisschen Feuer unter seinem Lederhintern gemacht.«
»Du traust ihm nicht über den Weg, oder?«, erkundigte sich Farr amüsiert.
»Nein, dieser Junge hat keinen Mumm«, knurrte Ortega abfällig, »und das hat nichts damit zu tun, dass er ein Junkie ist. Das war Layla auch, trotzdem würde ich ihr jederzeit den Rücken zukehren, wenn es hart auf hart kommt.«
»Und diesem Jimmy nicht?« Farr grinste. »Man lernt nie aus …«
»Danke, ich bin versorgt.« Die flüchtige Röte auf ihren Wangen strafte ihre Gelassenheit allerdings Lügen.
»Achtung, das vorprogrammierte Landemanöver beginnt in 30 Sekunden«, unterbrach das Schiff ihren Disput. »Erbitte Bestätigung der Zielkoordinaten.«
Der Kommandant tauschte einen Blick mit Koenig und erteilte danach die geforderte Freigabe. Sekunden später presste ihn die Zentrifugalkraft in die Polster, als die Hemera in die Landeposition
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