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Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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mir zwei Minuten, um den Schleusenbereich zu sichern. Ich melde mich.«
    »Dann los.« Farr grinste und hob den Daumen. Ihm war alles andere als wohl zumute, aber erst als Layla sich auf den Weg gemacht hatte, wischte er sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. Er erwartete keine Überraschungen. Die Monster an Bord der Nemesis besaßen weder Fangzähne noch Schusswaffen, und Layla würde sie nicht einmal bemerken …
    Exakt 120 Sekunden nach Laylas Aufbruch ertönte ein durchdringender Pfiff, und wider Willen musste Farr nun doch lächeln, als er sich vorstellte, wie das Fledermausohr das mit der Waffe im Anschlag bewerkstelligte. Er beorderte Koroljov zur Treppe und folgte ihm schließlich mit einem flauen Gefühl im Magen.
    Sie passierten die Schleuse und der Kommandant bestätigte die Aufforderung zum Schließen des Außenschotts. Die Gefahr, dass ihnen jemand folgte, war zwar gering, dennoch durften sie kein Risiko eingehen.
    Layla erwartete sie im Zentralbereich unmittelbar vor dem Zugang zur Brücke. Die Sicherheitstür schwang automatisch auf; und natürlich fanden sie die Zentrale verwaist und die Monitore dunkel. Nur eine Handvoll grün schimmernder Bereitschaftsanzeigen verriet, dass die Systeme im Stand-by-Betrieb liefen und jederzeit reaktiviert werden konnten. Der Hauptgenerator lief im Sparmodus wie das Herz eines Tieres, das Winterschlaf hält. Wenn die Besatzung an Bord zurückkehrte, würde es nur Minuten dauern, bis die Nemesis wieder voll einsatzfähig und startbereit war.
    Falls die Besatzung zurückkehrt … , dachte Farr beklommen, verdrängte den Gedanken aber sofort wieder.
    »Mr. Koroljov, Sie checken das System bitte auf speziell gesicherte Speicherbereiche und sonstige Auffälligkeiten«, kommandierte er forsch. »Vorher aktivieren Sie bitte noch die Außenkameras, damit Mrs. Latimer die Umgegend im Auge behalten kann. Ich sehe mich inzwischen ein wenig um.«
    Natürlich wussten beide, wo er sich umsehen wollte, nahmen seine Anweisungen aber kommentarlos zur Kenntnis. Sie akzeptierten, dass er dort allein sein wollte.
    Die Tür zu Miriam Katanas Kabine war nicht verriegelt und glitt lautlos zur Seite, als der Kommandant das Sensorfeld berührte. Es war Monate her, dass Miriam das letzte Mal hier gewesen war, dennoch hämmerte sein Puls, dass er ihn bis in die Schläfen spüren konnte.
    Die Kabine war so spartanisch eingerichtet wie seine eigene, doch anders als in Miriams Apartment auf Pendragon fehlten sogar jene Kleinigkeiten wie Sitzkissen und Kerzenständer, die dem Raum damals eine individuelle Note gegeben hatten. Der einzige Gegenstand, der nicht zur Standardausstattung gehörte, war ein hölzerner Übungsschemel, wie er von Kampfsportlern für Dehn- und Gleichgewichtsübungen verwendet wurde.
    Die Kabine als »aufgeräumt« zu bezeichnen, wäre eine Untertreibung gewesen. Sie wirkte aseptisch wie ein frisch gereinigtes Hotelzimmer. Miriam hatte sogar das Bett neu bezogen und jedes benutzte Stückchen Stoff in den Recycler gegeben. Dennoch sog Farr automatisch die Luft tief ein, in der unausgesprochenen Hoffnung, noch einen Hauch ihres Duftes zu erspüren. Doch der einzige Geruch, den er wahrnahm, war das künstliche Blütenaroma eines Reinigungsmittels.
    Das Terminal war natürlich abgeschaltet, aber davor auf dem Schreibtisch lag ein einzelnes Blatt Papier, das schon beim Eintreten Farrs Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Trotzdem hatte er es nicht an sich genommen und gelesen, vielleicht weil ihm die Endgültigkeit der Handlung nur zu bewusst war, möglicherweise aber auch, weil er begonnen hatte, Gewissheiten zu fürchten. Natürlich konnte er hinausgehen und die Nachricht ungelesen zurücklassen, doch auch das war – wie er wusste – keine annehmbare Option.
    Also griff er mit vor Aufregung zitternden Fingern danach und warf einen Blick auf den Text, der zur seiner Enttäuschung in einer ihm unbekannten Sprache geschrieben oder vielmehr gedruckt war. Einzig die Nachbemerkung hatte Miriam selbst verfasst, aber ohne Verständnis des Hauptteils blieb der Inhalt kryptisch:
      
    Es war wie ein Zeichen. Verzeih mir, aber ich musste diesen Weg gehen, der vielleicht ohne Wiederkehr ist. Trotzdem glaube ich, dass jemand über uns wacht. Miriam
      
    Raymond Farr las die wenigen Zeilen wieder und wieder, bis die Schrift vor seinen Augen verschwamm. Dann faltete er das Papier sorgfältig zusammen, steckte es ein und verließ die Kabine, ohne sich noch einmal umzusehen.

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