Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)
übermäßig begeistert, eher wie der verhaltene Beifall eines verwöhnten Zuschauers nach einer wenig überzeugenden Vorstellung. Das aus unsichtbaren Lautsprechern dringende Geräusch hörte sich seltsam mechanisch an – wie das Ticken eines Metronoms.
Farr tauschte einen Blick mit Layla, die erstaunlich entspannt wirkte und ihre Waffe bereits weggesteckt hatte. Offenbar rechnete sie nicht mit weiteren Überraschungen.
»Bravo, Mr. Farr!«, hallte im nächsten Moment die ihm bereits vertraute metallene Stimme durch den Raum. Trotz der Verfremdung und der imposanten Lautstärke klang sie wie die eines alten Mannes. »Ich wusste, dass Sie mich nicht enttäuschen würden.«
Raymond Farr antwortete nicht. Er hatte nicht vor, über den Angriff zu diskutieren oder gar auf Laylas Rolle hinzuweisen, die die Sikhaner ohnehin als Provokation empfinden mussten. Die Sikhaner-Gesellschaft als patriarchalisch zu bezeichnen, war eine Untertreibung. Niemand hatte jemals eine ihrer Frauen zu Gesicht bekommen. Sie galten als unrein und ebenso wenig vorzeigbar wie Kinder oder Heranwachsende beiderlei Geschlechts. Bei Verhandlungen bestanden Sikhaner stets auf männlichen Gesprächspartnern und verließen sofort den Raum, sobald eine Frau auch nur in ihre Sichtweite geriet. Farr war ein hohes Risiko eingegangen, indem er Layla als Leibwächterin engagiert und mit an Bord des Sichelschiffs genommen hatte. Es war eine bewusster Affront gewesen und gleichzeitig eine Demonstration seiner Unabhängigkeit. Spiele dieser Art gewann man nicht durch Unterordnung …
Ohne Überraschung registrierte Farr, wie auf beiden Seiten des Ganges Metallwände aus dem Boden wuchsen. Er hatte die entsprechenden Vertiefungen schon beim Betreten der Halle bemerkt und daraus seine Schlüsse gezogen. Letztlich war es eine Falle mit Ansage gewesen.
»Sie können Ihre Begleiterin zurückschicken, Mr. Farr«, ließ sich die Stimme erneut vernehmen. »Die Botschaft ist angekommen, auch wenn es ihrer nicht unbedingt bedurft hätte.«
»Danke, Mrs. Latimer«, sagte Farr und zwinkerte Layla aufmunternd zu. »Wir sehen uns später.«
»Zu Befehl, Sir!« Die junge Frau bestätigte den Befehl des Kommandanten, ohne seinen Blick zu erwidern, drehte sich auf dem Absatz um und marschierte hocherhobenen Hauptes davon.
Das wird mich mehr kosten als ein paar Drinks und gute Worte , dachte Farr melancholisch und machte sich seinerseits auf den Weg. Die grünen Leuchtmarkierungen vor ihm blinkten ungeduldig. Seine Gastgeber hatten es offenbar eilig.
Der Kommandant war nicht so leicht zu beeindrucken, dennoch verschlug es ihm beinahe den Atem, als am Ende des Ganges eine Flügeltür wie ein Portal vor ihm aufschwang und den Blick auf die Zentrale der Amesha freigab. Der weiträumige Kuppelsaal ähnelte eher einem Sakralbau denn einem profanen Funktionsraum. Sowohl die Kuppel selbst als auch die gesamte Vorderfront waren komplett durchsichtig und vermittelten dem Betrachter die Illusion, frei im Weltraum zu schweben. Das halbkreisförmige Kontrollpult hatte die Größe einer Hochzeitstafel, und eigentlich hätte eine einzelne Person daneben klein und verloren wirken müssen. Dass dem nicht so war, lag nicht nur an dem thronartigen Sessel in der Mitte, sondern vor allem an der hünenhaften Statur des Mannes, der sich in diesem Augenblick erhob, um den Besucher zu begrüßen.
Der Kommandant des Sichelschiffs trug einen Gesichtsschutz wie alle Sikhaner, doch anders als die einfachen Metallmasken der niedrigen und mittleren Ränge handelte es sich um eine kunstvoll gearbeitete Maske aus purem Gold, die den herausgehobenen Status ihres Besitzers nachhaltig unterstrich.
»Willkommen an Bord der Amesha!«, dröhnte der Hüne und deutete eine Verbeugung an, die so steif und ungewohnt wirkte, dass sich Farr ein Lächeln verkneifen musste. Er bedankte sich mit ebenso sparsamer Gestik und nahm auf einen Wink seines Gastgebers hin auf einer der zahlreichen leeren Sitzgelegenheiten Platz.
Dass sein Gastgeber keinen einzigen Untergebenen hinzugezogen hatte, erschien Farr ein wenig seltsam, andererseits war es möglicherweise auch ein Hinweis auf die Vertraulichkeit der Unterredung.
»Entschuldigen Sie die etwas ungewöhnliche Art der Begrüßung«, begann der Sikhaner mit nunmehr völlig unverfälschter Stimme zu sprechen. »Aber ich musste natürlich sicherstellen, dass ich meine Zeit nicht verschwende.«
»Kein Problem«, erwiderte Farr mit einem verständnisvollen Kopfnicken,
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