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Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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ist es nicht, Mr. Farr. Ich habe meine Gründe.«
    »Davon bin ich überzeugt.« Ray lächelte. »Aber da Ihre Motive nicht zur Disposition stehen …« Er ließ den Satz unvollendet.
    »Sie versuchen doch nicht etwa, mich zu einer unbedachten Äußerung zu provozieren?« Obwohl die Maske das Gesicht seines Gegenübers vollkommen verbarg, glaubte Farr, den auf ihn gerichteten Blick des Sikhaners zu spüren.
    »Selbstverständlich nicht, Admiral«, versicherte er eilig. »Aber ich würde natürlich gern den Grund Ihres Interesses erfahren. Möglicherweise messen Sie unserem Vorhaben auch eine Bedeutung zu, die ihm gar nicht zukommt.«
    Der alte Mann lachte, seine Stimme klang jedoch unverändert ernst, als er antwortete. »Das kann ich nicht ausschließen, Commander. Ich würde Ihnen sogar wünschen, dass meine Befürchtungen gegenstandslos sind. Aber solange sie bestehen, habe ich mich danach zu richten. Manchmal gibt es Zwänge, denen man sich nicht entziehen kann.«
    »Tatsächlich? Ich halte Sie – offen gesagt – nicht für jemanden, der sich seine Handlungen diktieren lässt«, bemerkte Farr nicht ohne eine Spur Sarkasmus.
    »Der Eindruck täuscht, Mr. Farr«, erwiderte der Sikhaner und senkte den Kopf, als wolle er dem Blick seines Besuchers ausweichen. »Die Zeit ist ein unbarmherziger Lehrmeister. Manchmal dauert es länger als ein Menschenalter, bis sich die wohltuenden Illusionen, an die wir uns gewöhnt haben, in nichts auflösen. Spätestens dann sucht man Antworten auf Fragen wie jene, die ich Ihnen eingangs gestellt habe.«
    »Die nach der höheren Gerechtigkeit?«
    Der Admiral nickte bedächtig und sah hinaus zu den Sternen, als verberge sich die Antwort irgendwo dort draußen.
    »Ich bin mir nicht sicher«, gab Farr zu. »Könnte es nicht sein, dass die Hoffnung darauf nicht mehr als eine jener Illusionen ist, von denen Sie eben sprachen?«
    »Sie haben sich mit dem Thema beschäftigt«, erwiderte der Sikhaner nach einigem Zögern, »und ich verstehe Ihre Skepsis. Als ich so jung war wie Sie, habe ich auch geglaubt, dass es einzig darauf ankommt, selbst das Richtige tun. Im Krieg scheinen die Fronten klar zu sein, vor allem wenn man sich im Recht fühlt.«
    »Allerdings.« Raymond Farr dachte an die toten Städte, die wie erloschene Sterne durch die Nacht trieben. Ihre Bewohner waren zu Staub verbrannt. Die Burgons hatten nie Gefangene gemacht …
    Der Admiral nickte zufrieden, doch als er fortfuhr, klang seine Stimme kalt und verloren.
    »Ihre Verluste durch die Angriffe der Drachenwesen waren sicherlich schmerzlich, Mr. Farr, dennoch gering im Vergleich mit der Welle der Vernichtung, die damals über unsere Heimatwelten hereinbrach. Wir lebten nicht immer als Nomaden, Commander …«
    Das war Farr allerdings neu.
    Er wusste nicht viel über die Sikhaner, außer dass sie gemeinsame Vorfahren hatten. Die Information, wann und unter welchen Umständen sich ihre Wege getrennt hatten, war wie das gesamte elektronisch gespeicherte Wissen der Menschheit mit dem Crash verloren gegangen. Der Krieg – gegen wen auch immer – musste dramatische Auswirkungen gehabt haben, wenn die Sikhaner danach nie wieder sesshaft geworden waren.
    »Das tut mir leid«, murmelte Farr verlegen.
    »Es war nicht Ihre Schuld«, wehrte Okura ab, bevor er fortfuhr: »Innerhalb weniger Monate verloren wir sechs Planeten mit mehr als zwölf Milliarden Kolonisten, die meisten davon Frauen und Kinder. Dann hatte sich die Flotte formiert und wir konnten darangehen, es ihnen heimzuzahlen. Und wie wir es ihnen heimgezahlt haben …«
    Der Admiral wandte sich ab und sah hinaus zu den Sternen, als könnten sie die Bilder und Erinnerungen vertreiben.
    »Und wer waren die Angreifer?«, fragte Farr nach einer Weile.
    »Abtrünnige«, erwiderte der Sikhaner mit seltsamer Betonung. »Möglicherweise auch nur Verführte. Die Muster gleichen sich, Mr. Farr. Als wir sie gestellt hatten und die Niederlage absehbar war, floh ihr Anführer mit seinen engsten Vertrauten, bevor wir den Belagerungsring endgültig schließen konnten.«
    »Ich nehme an, in einer fliegenden Stadt?« Farr war plötzlich klar geworden, weshalb ihm sein Gastgeber diese Geschichte erzählte.
    »Sie begreifen schnell, Commander«, bestätigte der Admiral, und zum ersten Mal glaubte Farr, eine Spur Respekt herauszuhören. »Sie flohen durch einen N-Raum-Tunnel nahe dem Ort, an dem heute das Joyous-Gard-Monument steht. Eines unserer Jagdschiffe nahm trotz gegenteiliger Befehle

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