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Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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nicht?«
    »Sie haben dich gehen lassen, weil ich ihnen versichert habe, dass du nichts mit der Sache zu tun hast«, erklärte die Frau mit sorgfältiger Betonung. Es klang nicht wie eine Ausflucht. Falls sie dennoch gelogen hatte, war Schneewittchen auf mehreren Gebieten ein Naturtalent …
    Aber noch hatte Johnny einen Trumpf im Ärmel:
    »Und das alles hast du trotz einer ordentlichen Dosis Nervengift im Blut auf die Reihe gebracht?«, erkundigte er sich mit verhaltenem Sarkasmus. »Bewundernswert.«
    »Ich war nicht bewusstlos«, erwiderte Ailin mit einem schuldbewussten Lächeln. »Was du gesehen hast, war Teil einer Vorstellung. Die Kapsel mit dem Wirkstoff war leer.«
    Johnny sah sie an, ohne wirklich zu begreifen.
    »Tut mir leid«, fügte die Frau hinzu, als sie seine Verwirrung bemerkte. »Aber solche Vorsichtsmaßnahmen gehören nun einmal zu meinem Job.«
    John sagte nichts; er sah sie nur an und wunderte sich darüber, wie ruhig er ihre Worte aufnahm. Eigentlich hätte er außer sich sein müssen, nicht nur wegen ihres falschen Spiels, sondern auch wegen der Vorwürfe, die er sich ihretwegen gemacht hatte. Immerhin war er bis zuletzt überzeugt gewesen, sie ihren Feinden ausgeliefert zu haben. Und nun stellte sich heraus, dass er einer Fiktion aufgesessen war, einer eigens für ihn inszenierten Vorstellung!
    Seltsamerweise empfand er jedoch weder Zorn noch Enttäuschung; er fühlte sich im Gegenteil sogar erleichtert. Was auch immer an diesem Abend geschehen war, Johnny hatte nichts mehr damit zu schaffen. Er würde nie erfahren, ob Ailins Geschichte wahr war oder nicht, und möglicherweise war das sogar besser so. Was sie getan hatte, war allein ihre Angelegenheit, nicht seine. Johnny war ihr nichts schuldig.
    Natürlich hatte er sich zum Narren gemacht, nur war das nicht von Anfang an seine Rolle gewesen? Er hatte sie stillschweigend akzeptiert, schon damals bei ihrer ersten Begegnung, und nichts, was er tat oder unterließ, würde etwas daran ändern.
    »Ich hätte es mir denken können«, sagte er schließlich und lächelte melancholisch. »Du überlässt selten etwas dem Zufall.« Es war kein Vorwurf, eher eine resignierte Feststellung.
    »Kann schon sein«, erwiderte die Frau gleichmütig und machte sich daran, ihre auf dem Boden verstreuten Kleidungsstücke aufzusammeln. »Bis jetzt hast du doch wohl keinen Schaden davon gehabt, oder?« Diesmal lag keine Provokation in ihrer Frage und schon gar keine Einladung, was Johnny aus Gründen, die kaum rationaler Natur waren, noch melancholischer stimmte. Das Gefühl verstärkte sich, als die Frau wenig später den Raum in Richtung Bad verließ, ohne sich noch einmal nach ihm umzudrehen.
    Johnny machte sich keine Illusionen. Er würde nicht weglaufen und auch nicht versuchen, die Polizei zu rufen. Die Rollen waren verteilt. Wie auf Patonga würde Ailin die Entscheidungen treffen, auch wenn das hier sein Haus war. Ihr Eingeständnis hatte nichts daran geändert. Es war kein Zeichen von Einsicht oder gar Schwäche gewesen, sondern das Gegenteil. Sie spielte mit ihm, weil sie sich seiner sicher war. Es gab nichts, was Johnny dagegen tun konnte; es gab nicht einmal etwas, was er dagegen tun wollte . Nur ein einziges Mal hatte er sich gegen sie gewandt, und das auch nur, weil sie es provoziert hatte. Noch einmal würde er den Mut nicht aufbringen.
    Die Rollen waren verteilt, dennoch musste er herausfinden, was Schneewittchen vorhatte. Die Bilder, die er damit verband, ließen ihn nicht mehr los: So weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie der Tod …
    »Weshalb bist du hier?«, fragte er, als die Frau zurückkehrte. Sie hatte sich frisch gemacht und er konnte ihr Parfüm riechen, als sie auf dem Weg zum Fenster an ihm vorbeiging. Irgendetwas schien ihre Aufmerksamkeit zu fesseln, denn sie starrte sekundenlang wie gebannt nach draußen, bevor sie sich zu einer Antwort entschloss.
    »Du hast einen Freund, der eine ziemlich weite Reise angetreten hat.«
    Johnny erschrak. Er konnte sich nicht erinnern, Ailin von Ray erzählt zu haben. Zwar war er nicht immer Herr seiner Sinne gewesen, aber soviel er wusste, hatte sie sich nie nach seinem Auftraggeber erkundigt. Und von Rays Schiff, der Hemera , hatte er damals selbst noch nichts gewusst. Folglich musste es einen anderen Informanten geben …
    »Kann sein«, erwiderte er zögernd. »Doch soviel ich weiß, hat er das Föderationsgebiet inzwischen verlassen und damit ebenfalls die Sphere.«
    »Ich

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