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Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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als auch für James’ Blackout reine Spekulation.
    »Dann solltest du die Außenkameras schleunigst auf Dauerüberwachung umstellen, damit wir beim nächsten Mal nicht wieder mit leeren Händen dastehen.«
    »Die Sicherheitsvorkehrungen sind bereits entsprechend modifiziert worden«, versicherte die KI beflissen. »Darf ich fragen, ob es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit dem Eindringling gekommen ist? Du bewegst dich so merkwürdig …«
    »So könnte man es nennen«, erwiderte Johnny und musste wider Willen grinsen.
    »Dann war es also eine Frau«, erklärte James altklug, verzichtete aber dankenswerterweise auf eine Begründung. »Kenne ich sie?«
    »Kaum.« John Varley schüttelte den Kopf. »Sie wird jedoch wiederkommen, vermutlich schon bald.«
    »Wenn du mir ein paar Informationen geben würdest, könnte ich herausfinden, wer sie ist.«
    »Das bezweifle ich, ganz abgesehen davon, dass du dich da raushalten solltest. Kümmere dich lieber darum, dass so etwas wie heute Nacht nicht wieder passiert.«
    Das war nicht ganz fair, aber er wollte nicht über Ailin sprechen, weder mit James noch mit Ray oder sonst irgendjemandem. Schneewittchen war allein seine Angelegenheit – in vielerlei Hinsicht. So weiß wie Schnee, so rot wie Blut …
    Er ignorierte James’ Antwort und ging zurück ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen und ein wenig Ordnung zu machen.
    Seine Schritte waren immer noch ein wenig unsicher, als fürchte er, der Boden unter seinen Füßen könne unvermutet nachgeben. Das Erlebte erschien ihm zunehmend irreal, und wären da nicht der dumpf bohrende Schmerz und der Blutfleck auf den Dielen gewesen, hätte er wohl früher oder später die Glaubwürdigkeit seiner Erinnerungen infrage gestellt.
    Mechanisch, fast wie in Trance, beseitigte er die Spuren der nächtlichen Ereignisse, rückte die Möbel zurecht und zog sich um. Dann öffnete er ein Fenster und atmete tief durch. Wie von selbst glitt sein Blick über den Fluss hinüber zum Waldrand. Einen Augenblick lang glaubte er, oberhalb eines Felsens eine einsame Gestalt wahrzunehmen, die sich aber sofort wieder im Dunst des Hochnebels verlor.
    Ailin , dachte er dennoch, und als Sekunden später sein Compad piepste, wusste er, dass es keine Sinnestäuschung gewesen war.
    »Was soll das? Warum hast du das getan?«, fragte er aufgebracht, ohne die Anruferin überhaupt zu Wort kommen zu lassen. Er bereute seinen Ausbruch sofort, als er trotz des winzigen Bildschirms erkannte, wie sich das Gesicht der Frau verfinsterte.
    »Willst du das wirklich wissen, John Varley?«, drang Ailins Stimme so klar und kalt aus dem Lautsprecher, dass ihn fröstelte. Johnny nickte dennoch, denn die Kränkung war stärker als seine Furcht und schrie nach Rechtfertigung.
    Sie sagte es ihm, und ihre Worte waren wie Steine, die sein Selbstbild mit unbarmherziger Wucht zertrümmerten wie einen falschen Spiegel. Wenn er das hier überlebte, dann war es bestimmt nicht sein Verdienst …
    »Wann?«, fragte er mit belegter Stimme, als das Brennen in seiner Kehle nachgelassen hatte.
    »Ich weiß es nicht«, sagte die Frau mit einem mitleidigen Lächeln. »Aber wir sollten besser so schnell wie möglich verschwinden.«
    Sie hat »wir« gesagt , dachte Johnny, und sein Herz machte einen kleinen Sprung. Dann fiel ihm jedoch James ein, den er unmöglich seinem Schicksal überlassen konnte. Er musste ihn mitnehmen, auch wenn er dadurch Zeit verlor.
    »Ich brauche ungefähr eine Stunde«, sagte er und versuchte, das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken. »Ist das okay?«
    »Es ist dein Leben, Johnny. Tu, was du tun musst.« Erst jetzt fiel ihm auf, wie blass ihr Gesicht war.
    So weiß wie Schnee … , dachte er erschauernd, aber da war die Verbindung bereits unterbrochen und das Bild zu einem winzigen Lichtpunkt geschrumpft, der wie ein Stern verglomm.
      
    Ailin Ramakian und John Varley hatten New Stanford bereits verlassen, als drei Tage später eine ISTC -Rakete nur zwei Meilen Luftlinie von Johnnys Haus entfernt einschlug, ein Felsplateau pulverisierte und einen Waldbrand auslöste, der erst Stunden später gelöscht werden konnte. Die Herkunft des Geschosses konnte trotz aufwendiger Recherchen nie ermittelt werden.
        
     

Vor dem Sprung
     
    Joyous Gard lag tief im Niemandsland, buchstäblich zwischen den Sternen.
    Die fliegende Stadt gleichen Namens war nie an den Ort zurückgekehrt, an dem die Armada den Feind gestellt und in die Flucht geschlagen hatte. Seit

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