Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)
überhaupt von seiner Anwesenheit Notiz zu nehmen.
Es war eine Darbietung, natürlich, zu der auch die eine oder andere Berührung gehörte, ein beiläufiges Verharren der Hand in ihrem Schritt zum Beispiel oder ein Streichen mit den Handflächen über ihre Brüste. Sein Körper reagierte, wie er auch damals reagiert hatte; die Erektion schmerzte, bevor sie ihn überhaupt zum ersten Mal berührt hatte. Er spürte nicht mehr als einen kühlen Hauch, als sie die Decke lüftete und sich über seinen Schoß beugte. Ihre Lippen umschlossen seinen Penis so fest, dass er die Bewegungen ihrer Zunge zunächst kaum wahrnahm, die sich unter seine Vorhaut schob und sie sanft zurückdrängte. Erst dann ließ sie ihn tiefer in ihren Mund hineingleiten, bis er die Berührung ihres Gaumens spürte, bevor sie ihn wieder ein wenig freigab. Es war ein Abtasten, eher spielerisch als zielgerichtet, dennoch verstärkte jede dieser Berührungen sein fast schon schmerzhaftes Verlangen, das jede andere Erwägung auslöschte. Als die Frau höher glitt, und er nicht mehr nur ihren Mund, sondern ihren ganzen Körper spüren konnte, fand seine Hand wie von selbst den Weg in ihren Schoß, der sich im Moment der Berührung rhythmisch zu bewegen begann. Er spürte, wie sich ihre Hände um seine Hoden schlossen, und der leicht ziehende Schmerz steigerte seine Erregung so weit, dass ihm fast ein wenig schwindlig wurde. Noch aber bewahrte er sich einen Rest an Selbstbeherrschung, allerdings nur bis zu dem Augenblick, in dem die Frau auf seinen Schoß glitt und sein Gesicht zwischen ihren Brüsten barg.
Wäre John Varley noch Herr seiner Sinne gewesen, hätte er den Riss in seiner Wahrnehmung und die Veränderungen um ihn herum vermutlich bemerkt. So aber existierte für ihn einzig die Frau in seinen Armen, die ihn in sich aufgenommen hatte und nur freigab, um sich ihm mit dem nächsten ihrer kehligen Schreie noch tiefer zu öffnen. Ihre Fingernägel glitten wie Klingen über seinen Nacken und hinterließen eine scharf brennende Spur. Johnny registrierte den Schmerz jedoch nur noch beiläufig. Er wollte, nein musste es jetzt zu Ende bringen, sich ausliefern, der Frau, dem Schmerz, der Dunkelheit. Bedenkenlos vertraute er sich dem Rhythmus ihrer Körper an, bis er sich schließlich fallen ließ, ohne Furcht, denn nichts anderes hatte er seit damals herbeigesehnt: den Sturz ins Bodenlose, das Aufleuchten, die Erlösung …
Irgendwann später, es war immer noch dunkel im Raum, tastete sich Johnnys Bewusstsein unsicher aus dem Halbschlaf. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er realisiert hatte, dass er längst nicht mehr träumte. In das Bedauern darüber mischte sich eine vage Ahnung, dass etwas nicht stimmte. Jemand lag neben ihm, eine Frau. Er spürte die Wärme ihrer Haut und konnte ihre ruhigen, gleichmäßigen Atemzüge hören. Sie war unzweifelhaft hier, dennoch weigerte sich etwas in ihm, die Tatsache zur Kenntnis zu nehmen. Sie hatten miteinander geschlafen, auch daran bestand kein Zweifel. Er fühlte es mit jeder Faser seines Körpers. Die Versuchung, sich einfach wieder zurückfallen zu lassen in die warme Dunkelheit, war verlockend, aber das Räderwerk seiner Gedanken, einmal in Gang gekommen, ließ sich nicht mehr stoppen. Er musste sich Gewissheit verschaffen, auch wenn sich alles in ihm dagegen wehrte. Blinzelnd und widerwillig öffnete er die Augen und fand bestätigt, was er ohnehin nicht anders erwartet hatte. Er war zu Hause, in seinem eigenen Bett, nicht in irgendeinem Hotelzimmer und schon gar nicht in diesem . Es musste noch früh am Morgen sein, denn das graue Dämmerlicht, das durch die Ritzen der Vorhänge hereinfiel, ließ die Umrisse der Möbel und Gegenstände nur erahnen.
Sie ist hier! Die Erkenntnis traf Johnny wie ein elektrischer Schlag. Er fuhr auf, sprang aus dem Bett und starrte die schlafende Frau an wie ein Gespenst. Sie schien es nicht einmal zu bemerken. Die Frau, die ihn um ein Haar getötet hatte, schlief friedlich in seinem Bett, Dutzende Lichtjahre fern von zu Hause. Ihre Brust hob und senkte sich mit den regelmäßigen Atemzügen, und obwohl Johnny ihren Gesichtsausdruck nur erahnen konnte, wusste er, dass sie lächelte, als träume sie gerade etwas Schönes.
Und wenn sie sich nur verstellt? Der Gedanke war keineswegs abwegig, dennoch verwarf Johnny ihn sofort wieder. Schneewittchen musste ihn nicht beobachten oder unter Kontrolle halten. Offenbar war sich die Frau ihrer Macht über ihn vollkommen
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