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Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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Skulptur selbst ein Gefühl der Demut , das seine Wurzeln allerdings weniger in irgendeiner Form von Religiosität als im Bewusstsein der eigenen Macht- und Bedeutungslosigkeit hatte. Das Irrationale dieser Haltung war ihm dabei durchaus bewusst, ohne dass er sich jedoch davon frei zu machen vermochte.
    Zweifellos war die Lichtskulptur auch aus künstlerischer Sicht ein Meisterwerk. Obwohl im Grunde statisch, wirkte die Szene wie eine Momentaufnahme eines realen Ereignisses: das Ross mitten im Sprung mit erhobenen Vorderläufen, als wollte es sich aufbäumen, und mit ihm beinahe verschmolzen der Reiter in goldenem Harnisch und Helm. Die Dynamik der Bewegung setzte sich über Körper und Arm des Ritters bis zur drohend geschwungenen Lanze in seiner Hand fort, die im nächsten Augenblick wie von der Sehne geschnellt ihrem Ziel entgegenjagen würde – einem Ziel, das nichts anderes als das düsterrot schimmernde Auge des Drachens sein konnte, dessen massig-schattenhafte Gestalt vor dem dunklen Hintergrund nur zu erahnen war. Dennoch erschienen Ross und Reiter trotz ihrer beachtlichen Größe im Vergleich mit dem dunklen, sternverschlingenden Monstrum beinahe winzig und der Angriff des Ritters ebenso tollkühn wie vermessen.
    Ob die Größenverhältnisse exakt wiedergegeben waren, war aus der Entfernung schwer zu beurteilen. Der Kommandant erinnerte sich jedoch genau, wie klein ihm der »Falke« damals erschienen war, der sich durch einen Riss in der Kuppel von Joyous Gard dem unsichtbaren Feind entgegengeworfen hatte. Dennoch hatte er sein Ziel nicht verfehlt, so wie auch die Lanze des leuchtenden Ritters ihr Ziel nicht verfehlen würde …
    Der oder die Künstler hatten das Ereignis in ein mythologisches Gewand gekleidet und somit überhaupt erst darstellbar gemacht. Dennoch kannte bis heute niemand ihren Namen, so wie es auch keine offiziellen Informationen darüber gab, wer die Installation beauftragt und finanziert hatte.
    Man munkelte zwar, dass der Orden der Heiligen Madonna der letzten Tage seine Hand im Spiel hatte, aber diese Gerüchte waren vermutlich eher der Ähnlichkeit der Installation mit den allerdings weitaus bescheideneren Lichtskulpturen des Ordens geschuldet. Raymond Farr hielt es aus mancherlei Gründen für wahrscheinlicher, dass der Leandros-Clan das Projekt finanziert hatte, aber auch dafür gab es bislang keinerlei Belege. Sicher ausschließen konnte er nur das Militär oder eine andere föderale Institution, da ein Vorhaben dieser Dimension niemals die bürokratischen Hürden hätte überwinden können. Die Behörden taten sich schon schwer, den Kriegsfreiwilligen von damals die ohnehin kaum mehr als symbolischen Veteranenzuwendungen zu genehmigen …
    »Unbekanntes Objekt voraus«, meldeten in diesem Augenblick die Schiffsintelligenz und Fisher, der Navigator, beinahe synchron. Der Zwerg hatte die Instrumente offenbar die ganze Zeit über im Blick behalten.
    Der Kommandant nickte ihm anerkennend zu und ließ eine Identifizierungsanfrage senden. Es dauerte nur Sekunden, bis die Antwort eintraf. Dem Header nach handelte es sich um eine Nomadenstadt namens Clarybe, die eine Schürf- und Händlerlizenz für seltene Erden besaß und vor Joyous Gard einen Zwischenstopp eingelegt hatte. Mit ihren knapp 200 Bewohnern war die Clarybe allerdings keine fliegende Stadt im herkömmlichen Sinne, sondern eher ein Prospektorenschiff mit Rotatronantrieb. Kommandant und Bürgermeister war ein bärtiger Hüne namens Igor Stoltschev, der nach dem Austausch der üblichen Höflichkeitsfloskeln sofort zur Sache kam.
    »Es ist bei uns üblich, den Kindern das Monument zeigen, sobald sich die Möglichkeit ergibt. Wir haben nicht vergessen, was wir der Flotte zu verdanken haben, Mr. Farr. Sie sind nicht allein, wie ich sehe …«
    Also hatten die Nomaden inzwischen auch die Amesha geortet, die der Hemera wie ein lautloser, sternverschlingender Schatten folgte.
    »Korrekt, Mr. Stoltschev. Unsere sikhanischen Freunde waren so nett, uns bis hierher Geleitschutz zu geben. Es besteht also kein Anlass zur Beunruhigung.«
    »Wir kommen mit den Sikhanern zurecht«, erwiderte der Bärtige schulterzuckend. »Allerdings sieht man Sichelschiffe dieser Leistungsklasse heutzutage nur noch selten – und wenn, dann kaum in Gesellschaft föderaler Militärs.«
    »Ehemaliger Militärs, wenn überhaupt«, korrigierte Farr lächelnd, »und auch nicht im Auftrag der Föderation unterwegs.«
    »Geschenkt, Sir.« Der Hüne grinste, aber

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