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Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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werden?«
    »Nein, aber ich kann diese emotionalen Zustände relativ glaubwürdig simulieren.« Die Frau lächelte so unnahbar wohlwollend wie ein Madonnenbild.
    »Und wozu soll das gut sein?«
    »Der Kommunikationstheorie zufolge verringert sich durch die Einbindung vertrauter Verhaltensmuster die emotionale Distanz. Ich möchte, dass Sie mich mögen, Ray.«
    »Wie bitte?« Farr konnte nur hoffen, dass ihm Vera die Verwirrung nicht zu deutlich ansah. Er schluckte und flüchtete sich in den Sarkasmus: »Okay, darauf sollten wir bei Gelegenheit einen trinken.«
    »Gern.« Die Frau lächelte. »Auch wenn Ihr Angebot vermutlich nicht ernst gemeint ist. An der Technik sollte es nicht scheitern. Das System ist natürlich sensewarekompatibel.«
    »Natürlich«, erwiderte Farr ironisch und fragte sich, welche Überraschungen Vera wohl noch auf Lager hatte. Bislang war er davon ausgegangen, dass die Bordsysteme streng von den Unterhaltungsangeboten getrennt waren. Und die virtuellen Ausflüge, die die Sensewaretechnik ermöglichte, waren im Regelfall höchst privater Natur …
    Farr selbst hatte zwar keine Erfahrungen damit, aber er wusste natürlich, dass sich die einschlägigen Angebote beim fliegenden Personal großer Beliebtheit erfreuten. Der Markt wurde von den Sikhanern beherrscht, die sich weder um gesetzliche Restriktionen noch um moralische Grundsätze scherten und deshalb umso erfolgreicher waren. Das Militär untersagte zwar die Nutzung nicht zugelassener Module, aber derlei Verbote waren weder praktikabel noch durchsetzbar.
    Natürlich hatte Farr gelegentlich mit dem Gedanken gespielt, sich einen persönlichen Eindruck von den Möglichkeiten der Technik zu verschaffen, praktisch war es jedoch nie dazu gekommen. Die Gründe waren sowohl dienstlicher als auch privater Natur, und auch im Moment widerstrebte ihm der Gedanke, mit einer künstlichen Intelligenz Vertraulichkeiten auszutauschen.
    Vera lächelte, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
    »Entschuldigung, Sir, aber das war ein schlichter Hinweis von meiner Seite und keineswegs der Versuch, Sie vom Pfad der Tugend abzubringen.«
    Die Belustigung, die in ihrer Stimme mitschwang, war unverkennbar, und es fiel Farr zunehmend schwerer, sie einer absolut humorlosen Maschine zuzuordnen.
    Bevor er jedoch etwas erwidern konnte, unterbrach die Meldung eines externen Anrufs die Unterhaltung.
    Johnny! , dachte Farr und spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Hoffentlich hat er gute Nachrichten …
    Der Anrufer war tatsächlich John Varley, auch wenn es noch eine Weile dauerte, bis sich das Monitorbild so weit stabilisiert hatte, dass er die vertrauten Züge des Freundes erkennen konnte.
    Er ist alt geworden , dachte Ray, bevor ihm klar wurde, wie lange sie sich nicht gesehen hatten. Vermutlich sah er selbst kaum besser aus und vor allem nicht jünger. »Schön, dich zu sehen, alter Junge«, begrüßte er den Anrufer, und das war keineswegs nur eine höfliche Floskel. Er freute sich tatsächlich, Johnny wohlbehalten wiederzusehen. Patonga war ein gefährlicher Ort und sein Freund eigentlich nicht der Typ für gewalttätige Auseinandersetzungen.
    »Gleichfalls, Commander«, erwiderte Johnny mit jenem leicht ironischen Unterton, der Farr von früher her vertraut war. »Lange hast du es ja nicht in der Heimat ausgehalten … aber du wirst schon deine Gründe haben.«
    Farr nickte. Gründe hatte er zur Genüge, doch was war eigentlich Heimat? Seine Jugenderinnerungen waren vage, und John Varley war der einzige Freund von damals, zu dem er noch Kontakt hatte. Seine Mutter war früh gestorben, und er hatte sich direkt nach dem Collegeabschluss freiwillig zum Militärdienst gemeldet. Den größten Teil seines Lebens hatte er auf Pendragon Base verbracht, aber die stählerne Stadt existierte nicht mehr …
    »Hast du etwas in unserer Sache herausgefunden?«, erkundigte er sich schließlich, als ihm klar geworden war, dass Johnny ihm die Initiative überlassen wollte.
    »In gewisser Weise schon«, erwiderte John Varley sichtlich nervös und begann zu berichten. Obwohl er auf Einzelheiten verzichtete, hatte Farr Mühe, seinen Ausführungen zu folgen. Dennoch wurde ihm alsbald klar, dass sie in ein Wespennest gestochen hatten. Es war ein Fehler gewesen, Patonga ins Spiel zu bringen – ein verhängnisvoller Fehler sogar, den Miriams Pflegeeltern mit dem Leben bezahlt hatten. Er hatte Johnny zwar nicht beauftragt, vor Ort zu recherchieren, doch das machte keinen

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