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Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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unbedingt der richtige Adressat, aber er wollte wenigstens klarmachen, was er von dieser Art Geschichtsbewältigung hielt.
    Und wieder überraschte ihn sein Gegenüber:
    »Versuchen Sie’s gar nicht erst, Mr. Farr, die moralische Attitüde verfängt bei mir nicht. Ich habe der Hexe ebenso wenig beim Monsterzüchten geholfen wie Sie, also kommen Sie mir nicht mit solchem Mist. Der King, die Lady und ich sind auch nicht hier, um Sie von irgendwas abzuhalten …« Er hielt inne und grinste wie ein Zauberkünstler nach einem gelungenen Kartentrick.
    »Und weswegen dann?«, fragte der Kommandant verblüfft.
    »Vielleicht, um Ihnen zu helfen, Ihre Freundin wiederzufinden, die im Moment in gewissen Schwierigkeiten steckt«, erwiderte James Douglas Morrison fröhlich. »Und dann sehen wir, was Sie für uns tun können. Also, was ist?«
    »Woher wollen Sie überhaupt wissen …«, begann Farr, brach dann aber ab und räusperte sich. »Und wie soll das konkret aussehen?«, fragte er dann mit belegter Stimme.
    »Ganz einfach: Wenn Sie weiterfliegen, nehmen Sie uns ins Schlepptau, bis wir das Loch erreicht haben, in dem die Monsterbrigade verschwunden ist. Ich weiß zwar ungefähr, wo es liegt, aber allein würde ich’s kaum wiederfinden.« Er hielt inne, als er Farrs skeptischen Blick bemerkte. »Sie müssen einfach nur vorausfliegen, Commander; der King ist ziemlich schnell, wenn es denn sein muss. Wenn nicht, hockt er natürlich lieber nur da und sonnt sich – wie Eidechsen eben so sind.«
    »Und wie geht’s dann weiter?«, wollte der Kommandant wissen. Er hatte beschlossen, sich nicht mehr von Nebensächlichkeiten ablenken zu lassen. Die Natur des Fluggeschöpfes spielte im Moment keine Rolle.
    »Dann schließen wir die Augen und lassen uns fallen.« Der junge Mann grinste, aber es war ihm anzumerken, dass ihm nicht ganz wohl dabei war. »Das meine ich ganz wörtlich, weil’s tatsächlich so ähnlich ist, als würde man in einen Brunnenschacht fallen. Man kann selbst nichts unternehmen, und wahrscheinlich spielen die Instrumente und der Funk auch verrückt. Also muss man einfach abwarten, bis es vorbei ist.«
    »Und woher wissen Sie das alles, Mr. Morrison, wenn Sie selbst noch gar nicht dort waren?«
    »Ich war dort, Commander«, erwiderte Jim mit einem bitteren Lächeln. »Aber es dürfte ein bisschen schwierig sein, Ihnen das zu erklären.«
    »Inwiefern?«
    »Weil’s einfach nicht Ihre Schiene ist, Mr. Farr. Nehmen Sie’s mir nicht übel, aber für mich sind Sie eher der Typ, der alten Frauen über die Straße hilft, als jemand, der sich eine Ladung CET in die Vene jagt. Also wissen Sie auch nicht, was dabei abgeht.«
    »Sie werden meine Wissenslücke doch hoffentlich schließen«, erwiderte Farr trocken. Er hatte eine wesentlich schärfere Antwort auf der Zunge, doch etwas im Blick des jungen Mannes hielt ihn davon ab.
    »Okay, Mr. Farr: ich könnte es mir einfach machen und alles auf meinen Geno-Dad schieben, der bestimmt auch kein Kind von Traurigkeit war. Aber erstens habe ich mir den selbst rausgesucht, und zweitens brauche ich keine Ausreden. Wenn Ihnen jemand erzählt, er nimmt CET oder Dope, weil er eine schlechte Kindheit und eine Schlampe als Mutter hatte, glauben Sie ihm kein Wort. Niemand wird dazu gezwungen, so wie auch niemand gezwungen wird, um Mitternacht im 40. Stock auf einer Balkonbrüstung langzumarschieren. Man geht auf die Reise, weil man es selbst will, weil man den Kick braucht, alles Graue und Gewöhnliche hinter sich zu lassen, egal was am Ende aus einem wird. Meistens geht es gut und man kommt an Orte, die so voller Licht und Farben sind, dass man gar nicht wieder zurück möchte, aber hin und wieder geht es eben auch schief und man feiert ein Happening mit einem Satz Monster. Das Graue Land ist nicht ganz so schlimm, aber trotzdem kein Ort, den man sich für einen Trip aussuchen würde. Ich weiß nicht, ob Sie T. S. Elliotts ›Wüstes Land‹ kennen, jedenfalls so trostlos sieht es dort ungefähr aus. Wenn man eine Weile da ist, würde man sich wahrscheinlich sogar über eine Hyäne als Gesellschaft freuen, aber es kommt natürlich keine. So gesehen hatte ich beim ersten Mal sogar noch Glück, denn plötzlich war da doch ein Licht am Himmel, der sonst grau und sternenlos ist, und dann habe ich sie landen sehen, Ihre Freundin – was ich damals natürlich noch nicht wusste – und noch ein paar andere. Wahrscheinlich sind sie dort runter, weil’s in der Nähe tatsächlich eine Art

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