Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)
vermochte derartige Zerstörungen anzurichten. An Überlebende war unter diesen Umständen nicht zu denken.
Dann zündeten die Bremsraketen, und Johnny wurde erneut in seinen Sessel gepresst, während ein Zittern durch den Rumpf der Diana lief, das sich mit abnehmender Geschwindigkeit verstärkte. Fast wie in Zeitlupe senkte sich das Schiff auf einer weißen Feuersäule herab, bis es schließlich mit einem fast unmerklichen Ruck aufsetzte. Erst jetzt wich die Anspannung seiner Muskeln, auch wenn es wohl noch einige Zeit dauern würde, bis sie sich an die neuen Schwerkraftverhältnisse gewöhnt hatten.
John schaute hinüber zu Ailin, aber sie wirkte so abwesend und in sich gekehrt, dass er darauf verzichtete, sie anzusprechen.
Vorsichtig, als befürchte er, irgendwo anzustoßen, richtete er sich auf und ließ dabei den Monitor keinen Augenblick aus den Augen. Die Bilder der Außenkameras offenbarten nunmehr das gesamte Ausmaß der Zerstörungen, nein, weniger der Zerstörungen – es gab ja nur ein einziges Gebäude – als vielmehr des Massakers . Das Blut der Vogelmenschen war inzwischen schwarz und geronnen, dennoch konnten sie noch nicht lange tot sein, denn ihre Körper wiesen keinerlei Anzeichen von Verwesung auf. Es waren Hunderte, die da verstreut über das Areal des ehemaligen Flugfeldes lagen, einzeln oder in Gruppen von manchmal mehreren Dutzend. Das Verhängnis musste sie völlig unvorbereitet getroffen haben, wobei offenblieb, weshalb sie sich überhaupt so zahlreich an diesem Ort aufgehalten hatten. War es der Brutplatz der unglücklichen Geschöpfe gewesen oder gar eine Zuchtstation? Falls es Überlebende gab, dann hielten sie sich außerhalb der Reichweite der Infrarot- und Bioscanner der Diana auf, die bislang keinerlei Aktivität verzeichnet hatten. Die Wahrscheinlichkeit war allerdings äußerst gering.
Das galt ebenso für die Stalive -Aktivisten, auch wenn die Kameraaugen des Schiffes bislang keine menschlichen Opfer gesichtet hatten. Wahrscheinlich hatte sich die Besatzung während des Angriffs innerhalb des Gebäudes aufgehalten. Sie würden es untersuchen müssen, wenn sie herausfinden wollten, was hier passiert war.
»James?«
»Ja, Sir?«
»Hast du so etwas …« Johnny biss sich auf die Lippen und suchte nach Worten. »Ich meine, was könnte solche Zerstörungen verursachen?«
»Eine Druckwelle, Sir. Unter Umständen könnte es sich um die Wirkung einer sogenannten Machwellen-Bombe handeln.«
»Was soll das sein?«
»Peplosphären-Bomben, das ist der exakte Begriff, wurden während der Kolonialkriege mit dem Ziel entwickelt, gegnerische Bodentruppen zu bekämpfen, ohne das Areal dauerhaft radioaktiv zu verseuchen. Sie werden in niedriger Höhe gezündet und töten durch ihre Druckwelle im Umkreis von bis zu zehn Meilen alle biologischen Lebewesen, Mikroben vielleicht ausgenommen.«
»Und wer besitzt solche Waffen?«
»Eigentlich nur das Militär. Um sie gezielt einzusetzen, benötigt man geeignete Trägermittel und ein ziemlich spezielles Know-how. Für Terroristen ist die Waffe zu unhandlich und vermutlich auch schwerer zu beschaffen als nukleare Sprengsätze oder chemische Kampfstoffe.«
»Es war keine Bombe«, warf Ailin aus dem Hintergrund ein. Sie sah Johnny nicht an dabei; ihre Aufmerksamkeit galt einzig den Bildern der Außenkameras.
»Was denn sonst?«
»Dungtschatah«, erwiderte sie tonlos. »Die stürzenden Himmel …« Sie verharrte noch ein Moment regungslos, dann ging plötzlich ein Ruck durch ihren Körper und sie sprang auf. »Aber es ist vorbei, Johnny. Gehen wir!«
»Wie … sofort?«, stammelte John verwirrt. »Sollten wir nicht wenigstens die Analysen abwarten?«
»Ach, Unsinn, was glaubst du, was das da drüben ist?« Sie deutete auf den Bildausschnitt mit dem ramponierten Stationsgebäude. »Die Leute werden ja kaum mit Schutzanzügen hier unten herumgelaufen sein …«
»Chemische Analyse abgeschlossen«, meldete sich die Schiffs-KI fast wie aufs Stichwort. »Ich gebe die Auswertung auf den Monitor. Chemische Schadstoffe können ausgeschlossen werden; die mikrobiologischen Analysen dauern noch an.«
»Na, also.« Ailin wippte ungeduldig auf den Zehen. »Kommst du nun mit?«
»Ich verstehe nicht, weshalb du es plötzlich so eilig hast«, versuchte John gegenzuhalten. »Von den Vögeln werden wir garantiert nichts mehr erfahren, und was die Besatzung anbetrifft …« Er zuckte skeptisch mit den Schultern. Sein Zögern hatte allerdings noch andere
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