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Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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ähnelten die Überreste der unglückseligen Kreaturen eher weggeworfenen Spielzeugpuppen als vor Kurzem noch lebendigen Geschöpfen.
    John überlegte, ob er Ailin darauf ansprechen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Sie wussten weder, wie die Vogelmenschen lebend ausgesehen hatten, noch etwas über ihren Intellekt und ihr Kommunikationsverhalten. Vielleicht war ihre Menschenähnlichkeit tatsächlich nur Staffage, eine Maske aus Fleisch und Haut, die ihre Schöpfer ihnen genetisch aufgeprägt hatten …
    Ailin schien von all dem unberührt. Zielstrebig marschierte sie auf das Stationsgebäude zu, ohne die toten Vögel auch nur eines Blickes zu würdigen. Als sie kurz innehielt, um ihn aufschließen zu lassen, spielte sogar der Anflug eines Lächelns um ihre Lippen.
    Offenbar hatte sie den Tod der Vogelmenschen längst als Tatsache akzeptiert und war in Gedanken bereits einen Schritt weiter. Jedenfalls schien sie es kaum erwarten zu können, die Aufzeichnungen in die Hand zu bekommen, die sie innerhalb des Gebäudes vermutete.
    Die Stahlkonstruktion des Habitats war zwar verbogen, wirkte aber noch immer stabil genug, um die Station gefahrlos betreten zu können. Im Inneren des Gebäudes herrschte allerdings ein unbeschreibliches Chaos. Die Druckwelle hatte nicht nur Fenster und Türen zerstört, sondern auch Schränke und andere Möbel aus ihren Verankerungen gerissen und teilweise zertrümmert. John konnte nur vermuten, welcher Bestimmung die Räume, die sie betraten, ursprünglich gedient hatten.
    Da die Zeit drängte, verständigten sie sich darauf, sich zu trennen. Ailin übernahm das Erdgeschoss, und John stieg auf der kaum beschädigten Wendeltreppe hinauf in den ersten Stock. Ihre Suche nach den Bewohnern der Station blieb jedoch erfolglos. Vielleicht hatte sich die Besatzung ja doch noch rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Die Frage war allerdings, wohin …
    Die Hoffnung auf ein Wunder zerschlug sich jedoch in dem Moment, als John die Tür zu einem der letzten Räume im Obergeschoss öffnete. Erschrocken prallte er zurück.
    Sie waren hier – alle.
    Bei den Toten – drei Frauen und drei Männer – handelte es sich vermutlich um die komplette Besatzung. Obwohl ihre Körper keine sichtbaren Verletzungen aufwiesen, waren die Gesichter der Toten schmerzverzerrt und dunkel verfärbt. Die Druckwelle hatte ihre Lungen zerrissen.
    Obwohl John schon Schlimmeres gesehen hatte, spürte er Zorn in sich aufsteigen. Die Leute von Stalive waren Idealisten, Menschen, die sich einer Aufgabe verschrieben hatten und dafür die größten Strapazen auf sich nahmen.
    Man musste sie nicht unbedingt mögen, aber das hier war kaltblütiger Mord. John machte ein paar Aufnahmen, und plötzlich wurde ihm klar, was ihn – wenn auch unbewusst – von Anfang an irritiert hatte: Die Augen der Toten waren geschlossen!
    Jemand war hier gewesen, danach , und hatte den Getöteten diesen letzten Dienst erwiesen. John hatte allerdings nicht die geringste Vorstellung, wer dieser Jemand gewesen sein könnte. Niemand konnte hier überlebt haben, zumindest kein Mensch …
    Misstrauisch schaute sich John nach allen Seiten um und lauschte dabei auf verdächtige Geräusche. Aber es blieb alles still, wenn man vom fernen Rauschen des Meeres absah, das durch das zerborstene Panoramafenster hereindrang.
    »Hier!«, rief Johnny in Richtung Treppe und erschrak vor dem Klang seiner eigenen Stimme, die wie die eines Fremden von den Wänden widerhallte. Es war lange her, dass er nach jemandem gerufen hatte …
    Noch während er wartete, fiel sein Blick auf einen Gegenstand, den er im ersten Schreck wohl übersehen hatte. Es war eine Videokamera auf einem verbogenen Stativ, die von der Druckwelle zu Boden geschleudert worden war. Display und Objektiv waren zwar gesprungen und das Gehäuse völlig verbogen, doch der Speicherchip schien zumindest äußerlich unversehrt und ließ sich ohne Gewaltanwendung entnehmen.
    John wollte ihn gerade einstecken, als er plötzlich Ailin bemerkte, die ihn von der Tür aus stumm beobachtete.
    »Da hattest recht«, murmelte er mit einem halbherzigen Lächeln, ohne die Frau direkt anzusehen. »Eine Kamera hatten sie zumindest. Die Frage ist nur, ob sie auch lief, als es passiert ist.«
    »Warst du das?«, fragte Ailin scheinbar zusammenhanglos, aber John war natürlich klar, worauf sie anspielte.
    »Nein, jemand war vor uns hier.«
    »Das war zu erwarten«, erwiderte die Frau kühl. »Gehen wir.«
    »Wir können

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