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Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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paar verschwommene Radarechos und das stumpfe Grau der allgegenwärtigen Wolkendecke. Er hatte sie noch nie so ernst und konzentriert gesehen wie jetzt, da sie immer noch fast ungebremst der Oberfläche von Stamfani entgegenrasten. Solange die Wolkendecke nicht aufriss, waren sie zur Untätigkeit verdammt, und selbst danach blieb die Möglichkeit rein theoretisch, über die Handsteuerung selbst in das Landemanöver einzugreifen. In dieser Phase waren sie den KIs – zumindest der des Schiffes – auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Vielleicht war es dieser Umstand, der das Lächeln von Ailins Gesicht gewischt hatte …
    Als das Schiff schließlich in die Wolkendecke eintauchte und die beiden grünen Flecken auf dem Zentralmonitor an Größe und Struktur gewannen, verspürte Johnny eine fast irrationale Erleichterung. Er bestätigte den Vorschlag der KIs, den größeren der beiden Inselkontinente anzufliegen, und wartete gespannt auf den ersten Sichtkontakt.
    Grau. Das Meer war schmutzig grau wie die Wolken, und deshalb dauerte es einen Moment, bis John realisiert hatte, dass sie bereits auf Sicht flogen.
    Auch das Festland erschien grau, und ohne die in das Monitorbild eingeblendeten Sonarechos hätte John die Küstenlinien kaum ausmachen können. Erst als sie sich der Planetenoberfläche auf 5000 Fuß genähert hatten, traten die Strukturen klarer hervor. Das Meer war aufgewühlt, und die schäumende Brandung fügte dem grauschwarzen Szenario eine deutlich hellere Nuance hinzu.
    Die Ortungssysteme der Diana hatten inzwischen ein zur Landung geeignetes Areal ausgemacht, bei dem es sich offenbar um einen künstlich angelegten Flugplatz handelte. Die planierte Fläche war exakt rechteckig, und an einer der Längsseiten glaubte John, ein Gebäude wahrzunehmen – vermutlich die Station der Naturschützer.
    Hier schien bis vor Kurzem noch Schnee gelegen zu haben, jedenfalls erinnerten die zahlreichen weißen Flecken am Boden an Schneereste. In unmittelbarer Nähe der Station waren die Flecken dichter und bildeten eine fast geschlossene weiße Schicht.
    Seltsam , dachte John nach einem Blick auf die Außenanzeigen. Bei 15 Grad über null müsste der Schnee doch längst weggetaut sein …
    Das flaue Gefühl, das sich in seinem Magen ausbreitete, hatte nichts mit dem Gegenschub der Bremstriebwerke zu tun, der ihn in den Konturensessel presste. Landungen dieser Art waren Routine, und bislang hatte es die Bordfürsorge noch nicht einmal für nötig befunden, ein Sicherheitsfeld zuzuschalten.
    Johnnys Unbehagen hatte andere Ursachen. Etwas war da unten geschehen, auch mit dem Stationsgebäude, das irgendwie deformiert aussah, fast wie ein Spielzeug, das jemand achtlos zur Seite geworfen hatte.
    Nach kurzem Blickkontakt mit Ailin bestätigte John die Landemanöver, wies das Schiff aber an, größtmöglichen Abstand zu den weißen Flecken zu halten. Ein paar übrig gebliebene Schneehaufen wären kein ernsthaftes Hindernis gewesen, allerdings war John keineswegs mehr überzeugt davon, dass es sich tatsächlich um Schnee handelte …
    Nur Sekunden später bestätigte sich sein Verdacht auf unerwartete Weise. Die Heckkamera, die bislang nur verschwommene Panoramaaufnahmen geliefert hatte, zoomte auf eines der weißen Häufchen, und John starrte erschrocken auf mehrere zerschmetterte Vogelkadaver. Es waren große Vögel mit mächtigen weißen Schwingen, die mit enormer Wucht auf den Boden aufgeschlagen sein mussten.
    Das Unheimlichste aber war der Umstand, dass die Körper der toten Geschöpfe überhaupt nicht vogelhaft wirkten. Vermutlich hätte John an eine Sinnestäuschung geglaubt, wenn er nicht vorgewarnt gewesen wäre, so hingegen war kein Zweifel möglich: Rumpf und Extremitäten der Wesen waren eindeutig menschlich!
    Der Schock war dennoch so heftig, dass John für Sekunden außerstande war, auf die Bilder und Informationen zu reagieren, die die Bordsysteme ihm lieferten. So registrierte er das beschädigte Stationsgebäude erst, als es in der letzten Phase des Landeanflugs bildschirmfüllend auf dem Zentralmonitor auftauchte. War es aus der Entfernung noch weitgehend unversehrt erschienen, so offenbarte die Zoomaufnahme das ganze Ausmaß der Zerstörungen: Fenster waren zerborsten, Türen aus den Angeln gerissen, Tankanlagen, Antennen und Parabolspiegel vollkommen zertrümmert. Selbst der massive Stahlkörper des Habitats war so stark beschädigt, dass sich die Wände konvex nach außen wölbten. Kein Sturm oder Orkan

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