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Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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aufweist: Erstens ist es genau im Transferpunkt oder zumindest in dessen unmittelbarem Umfeld aufgetaucht, den die Hemera momentan ansteuert, und zweitens befindet es sich auf direktem Kollisionskurs.
    Da sämtliche Identifizierungsanforderungen bislang unbeantwortet blieben, kann eine Bedrohung durch das unbekannte Objekt nicht ausgeschlossen werden, weshalb gemäß den bis auf Widerruf weiter gültigen ALFOR-Richtlinien Gefechtsalarm der Stufe A2 auszulösen war. Eine verwertbare visuelle Darstellung ist derzeit aufgrund der Entfernung und der vergleichsweise geringen Größe des Objektes nicht möglich. Seine Position ist auf dem Zentralmonitor mittels Ringkursor markiert; die Bewegungsdaten werden fortlaufend aktualisiert.«
    »Wie viel Zeit bleibt uns noch bei Beibehaltung der jeweiligen Momentangeschwindigkeiten?«
    »Exakt 9 Minuten und 43 Sekunden.«
    Das genügt nicht! , dachte Farr erschrocken, fing sich aber sofort wieder: »Mr. Koenig, leiten Sie das Bremsmanöver ein – vollen Gegenschub bis zur Belastungsgrenze.«
    »Bitte nehmen Sie umgehend ihre Plätze ein und sichern Sie alle beweglichen Gegenstände in Ihrem Umfeld«, assistierte die Stimme der Schiffsintelligenz mit unterkühlter Fürsorglichkeit. »Schubumkehr in 30 Sekunden.«
    »Du weißt sicher, was du tust, Ray«, meldete sich Ortega über Pricom. »Aber hätten wir es nicht auch auf die harte Tour durchziehen können?«
    »Das können wir immer noch, LC«, erwiderte der Kommandant schulterzuckend. »Wenn wir wissen, womit wir es zu tun haben.«
    »Wie du mei…«
    Der abrupt einsetzende Gegenschub traf die Besatzung wie ein Schlag und riss sie beinahe aus den Sitzen. Ohne den Schutz der automatisch aktivierten Prallfelder wären die Crewmitglieder wie Puppen durch den Raum geschleudert worden.
    Dennoch presste der Druck Raymond Farr die Luft aus den Lungen, und einen panikerfüllten Moment lang glaubte er tatsächlich, ersticken zu müssen. Natürlich hatte er während seiner Ausbildung gelernt, mit derartigen Extremsituationen umzugehen, aber das war lange her, und so dauerte es ein wenig, bis er sich gefasst hatte und flach und kontrolliert zu atmen begann. Mit der Stabilisierung der Sauerstoffzufuhr verschwanden auch die farbigen Ringe, die eben noch vor seinen Augen getanzt hatten, und sein Blick wurde klar.
    Doch trotz dieser Erleichterungen war das Gefühl, gegen eine unsichtbare elastische Wand gepresst zu werden, extrem unangenehm und nur in dem Wissen zu ertragen, dass der Gegenschub nicht ewig anhalten konnte – zumindest nicht in dieser Intensität.
    Und tatsächlich vermochte der Kommandant nach einigen Minuten wieder, freier zu atmen, und er spürte, wie der Druck, der auf seinem Körper lastete, allmählich nachließ. Seine Muskeln gehorchten ihm wieder, auch wenn jede Bewegung Anstrengung kostete, als kämpfe er sich durch eine zähflüssige Masse.
    Die ersten Worte, die wieder an seine Ohren drangen, klangen wie ein spanischer Fluch. Anscheinend hatte Ortega den Pricomkanal offen gelassen.
    »Immer mit der Ruhe«, murmelte er beruhigend. »Es ist gleich vorbei.« Er verzichtete allerdings darauf, Blickkontakt aufzunehmen. Er kannte Roberta lange genug und wusste, dass sie so schnell nicht zu besänftigen war. Besser der Pilot ging ihr in nächster Zeit aus dem Weg …
    Koenig hatte den Begriff »Belastungsgrenze« offenbar sehr großzügig interpretiert, und Farr konnte sich vorstellen, wie es weniger austrainierten Besatzungsmitgliedern wie Annie oder Pater Markus in den letzten Minuten ergangen war. Aber das konnten sie später ausdiskutieren, wenn die unmittelbare Gefahr vorbei war.
    Der Blick auf die Parameteranzeige nahm dem Kommandanten die Hoffnung auf einen deutlichen Zeitgewinn. Das Bremsmanöver hatte ihnen kaum mehr als eine Gnadenfrist verschafft, denn das unbekannte Objekt steuerte nach wie vor direkt auf die Hemera zu und hatte seine Geschwindigkeit zwischenzeitlich sogar noch erhöht. Seine Form war selbst in der Zoomdarstellung des Fernradars kaum zu erahnen, allerdings erschien sie eher dreieckig als kugel- oder zylinderförmig.
    Farr glaubte nicht daran, dass das fremde Raumschiff – und um ein solches handelte es sich zweifellos – zufällig aufgetaucht war. Wäre es anders, hätten die Fremden längst auf die ID-Anforderungen der Hemera reagiert. Das Ausbleiben einer Antwort konnte zwar auch technisch bedingt sein, aber angesichts der Umstände erschien das eher unwahrscheinlich. Alles sprach für

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