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Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Schwarzer
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Stress, den so ein Erlebnis auslöst.“
    „Was meinen Sie dann?“
    „Jeder AT ist durch spezielle in das Netz eingefügte Gedächtnisengramme an eine oder mehrere Bezugspersonen gebunden. Menschen, an denen er sich orientiert und denen er folgt. Gibt es keine andere Bezugsperson, setzen wir Mitarbeiter unserer Firma dafür ein. Dadurch sollen gewisse Probleme von vornherein verhindert werden.“
    „Welche Probleme?“
    Nadja holte tief Luft. „Ungehorsam zum Beispiel. Das hört sich etwas seltsam an, aber in gewisser Weise sind Sie – sind alle Roboter – den Menschen überlegen. Wir wollten verhindern, dass sie ihren eigenen Interessen nachgehen. Den Bezugspersonen obliegt die Kontrolle über alle Handlungsschritte der Roboter.“
    Ben starrte sie fassungslos an. „Sie sagen, ich hätte nichts tun können, womit meine Eltern nicht einverstanden gewesen wären?“
    Nadja nickte. „So ist es. Die Roboter verfügen nur eingeschränkt über einen freien Willen. Allerdings dürften sie das kaum bemerken.“ Sie lehnte sich mit dem Rücken an den Computertisch. „Jedenfalls vermute ich, dass Teile Ihrer neurozellulären Matrix zusammengebrochen sind“, fuhr sie fort. „Warum auch immer. Sie haben Glück, dass nicht noch mehr Systeme ausgefallen sind.“
    Ben sah an sich herunter, als könnte er auf die Art etwas von den Defekten in seinem Körper entdecken. „Meine Systeme sind zusammengebrochen?“, fragte er beunruhigt.
    Nadja zuckte die Achseln. „Das vermute ich, ja. Ich denke, dass sich aus diesem Grund die Gehirnstrukturen der Mustermatrix aktiviert und die Steuerung übernommen haben. Die plötzlichen neuen Erinnerungen sind ein Nebeneffekt davon. Möglicherweise werden die Gedächtnisinhalte der Person Ben dabei zunehmend gelöscht. Das heißt –“
    „Dass ich mich nur noch an Kais Leben erinnern werde?“
    „Das könnte passieren. Bis auf die letzten beiden Jahre. Die bleiben wahrscheinlich unverändert.“
    Ben schwieg. Er dachte an die Zeit zurück, als er klein war und im Sommer auf der Wiese hinter dem Haus mit seinem Vater ein Zelthaus baute. Er erinnerte sich gut daran, obwohl er glaubte, dass die Schärfe der Bilder schon etwas nachgelassen hatte und die Farben blasser wurden.
    Nadja wandte sich wieder dem Bildschirm zu. Eine Weile war es so still in dem kleinen Raum, dass Ben das Summen aus dem Zimmer nebenan hören konnte. Das Transfergerät lief wieder. Er fragte sich, wer diesmal gescannt wurde.
    „Warten Sie!“, meinte Nadja, obwohl Ben sich nicht gerührt hatte. „Wie hieß noch mal der alte Mann, der Sie begleitet hat?“
    „Max?“
    „Ja. Wie heißt er richtig?“
    „Ich weiß nicht. Er hat mir seinen richtigen Namen nicht verraten. Was ist mit ihm?“ Nadja tippte auf den unteren Bildschirmrand. „Da steht noch ein Name. Eine dritte Bezugsperson: Ernst Thomas Neumann.“
    Ben trat neben Nadja und betrachtete den Namen. „Hab ich noch nie gehört.“
    „Passen Sie auf!“, warnte ihn Nadja. „Es ist möglich, dass er keinen Einfluss mehr auf Sie ausüben kann – schließlich haben sich Ihre Systeme neu konfiguriert. Aber ausschließen kann ich es nicht. Sind Sie sicher, dass Max es gut mit Ihnen meint?“
    „Sie denken, dass Max dieser Ernst Thomas Neumann ist?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Na ja, Max sagte, er kannte meine Eltern“, überlegte Ben. „Und er fühlt sich für mich verantwortlich.“
    „Ich könnte Sie durch einen Hinterausgang aus dem Gebäude bringen lassen, wenn Sie möchten“, bot Nadja an.
    „Das geht nicht“, widersprach Ben. „Ich habe versprochen, ihn nicht sitzen zu lassen.“
    Nadja überlegte einen Moment, nickte dann aber und sagte. „Ich möchte Ihnen noch einen Rat mitgeben.“
    „Welchen?“
    „Verlassen Sie die Stadt! Verstecken Sie sich irgendwo! Mit oder ohne Max. Verschanzen Sie sich, besorgen Sie sich Waffen, wenn Sie irgendeine Möglichkeit dazu haben!“
    Ben warf ihr einen skeptischen Seitenblick zu. „Wozu? Denken Sie, dass die Leute von dieser Terrororganisation noch hinter mir her sind?“
    Nadja lachte bitter auf. „Keine Ahnung, von wem Sie da reden. Aber nein, ich meine nicht die Menschen. Die sind Ihr geringstes Problem. Ich rede von Robotern.“
    Sie kehrte ihm den Rücken zu und schaltete den Computer aus.
    „Roboter? Was für Roboter – solche wie ich?“
    „Die sind nicht wie Sie. Einige mögen äußerlich Menschen ähneln, andere nicht. Das ist unwichtig. Sie sind gefährlich.“
    „Woher wollen Sie

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