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Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Schwarzer
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das wissen?“
    Sie winkte ab. „Das zu erklären, würde zu lange dauern. Befolgen Sie einfach meinen Rat! Sie haben nicht mehr viel Zeit.“ Sie sah ihn eindringlich an. „Ich will Ihnen helfen.“
    „Warum mir?“
    „Weil Sie vielleicht der Einzige sind, dem ich noch helfen kann.“ Sie hob die rechte Hand, ohne ihn noch einmal anzusehen.
    Ben zögerte. Er wusste nicht, was er zu Nadjas Äußerungen sagen sollte. Dann verabschiedete er sich und ließ sie allein .
     
    •
     
    Zur gleichen Zeit, als Ben Nadja gegenüber stand und gebannt ihren Erklärungen lauschte, lief Tom II den schwach beleuchteten Gang entlang. Er konnte nicht wissen, dass vierundzwanzig Stunden zuvor Eisenberg und Nadja hier gewesen waren, aber wenn er es gewusst hätte, hätte es nicht viel geändert. Die Roboterwachen standen immer noch in regelmäßigen Abständen im Gang. Nur standen sie nicht mehr reglos, sondern streckten ihm einen Scanner entgegen, der ihn erfasste und abtastete. Offensichtlich erwarteten sie nicht, dass Gefahr von ihm ausging, denn sie ließen ihn passieren. Immerhin war er einer von ihnen und verhielt sich unauffällig.
    Tom wusste nicht, wohin der Gang führte, ob es sich vielleicht nur um einen Fluchtweg handelte, aber es kam ihm verdächtig vor, dass er bewacht wurde.
    Ob Fluchtweg oder Sackgasse, sagte er sich, man stellt keine Wachen auf, wenn es nichts zu bewachen gibt. Er ließ die nächste Robotereinheit hinter sich, hoffte, dass die Lichter sich nicht ausschalteten und er sich im Dunkeln entlang tasten musste und behielt seinen Schritt bei. Zügig, aber nicht wirklich schnell.
    Hätte er gewusst, dass RT 501, den er immer noch suchte, auch wenn dieses Ziel für den Moment in den Hintergrund getreten war, ebenfalls hier entlang gekommen war, hätte er seinen Schritt beschleunigt. Hätte er gewusst, wie viele auf den ersten Blick steuerlose Roboter diesen Gang außerdem passiert hatten, hätte er vielleicht gezögert. Und hätte er gewusst, was ihn am Ende des Gangs wirklich erwartete, wäre er womöglich umgekehrt. Aber niemand klärte ihn darüber auf. Die Roboterwachen schwiegen. Und so lief er immer weiter direkt auf die Katastrophe zu.
     
    •
     
    Hanna schaltete die Verbindung zum Internet ab. Sie hatte gefunden, wonach sie gesucht hatte: Kontakt zu einer der sogenannten Widerstandsgruppen. Sie wusste noch nicht, um welche es sich dabei handelte, wollte sich aber am frühen Abend mit einem Vertreter der Gruppe treffen, um mehr zu erfahren. Eigentlich hatte sie nicht erwartet, dass es so leicht werden würde. Vielleicht war es auch nicht so leicht. Sicher würde man sie überprüfen. Aber das machte nichts. Sie würde mit den Leuten schon fertig werden. Sie war jetzt stark. Viel stärker als jemals zuvor und viel stärker, als sie aussah. Sie musste niemanden fürchten.
    Andererseits war sie unschlüssig, ob es sich überhaupt noch lohnte, gegen die Gruppe vorzugehen. In spätestens zwei Tagen würde es wohl keine Gruppe mehr geben. Sie hatte vom Ausbruch der neuen Krankheit bisher nichts gewusst und als sie die Schlagzeilen las, war sie geschockt. Sie dachte an ihre früheren Kollegen, ihre Schwester und Weggefährten, alle, die sie ein Stück in ihrem Leben begleitet hatten und konnte nicht glauben, dass all das wirklich geschah. Ihrer Schwester hatte sie eine Nachricht geschrieben und wartete noch auf Antwort.
    Die ganze Aktion mit der Widerstandsgruppe konnte sie sich vermutlich sparen. Aber sie wollte es nicht. Zu lange hatten diese Leute ihr Angst gemacht. Sie hatten ihren Traum beinahe zerstört und sie hatten unzählige Menschenlebenleben auf dem Gewissen. Hanna wollte ihnen gegenübertreten. Wenigstens einem von ihnen. Ihm ins Gesicht schauen und fragen, was er sich dabei gedacht hatte. Und wissen, was er – oder sie – dachte, wenn sie sich für all das rächen würde.
    Sie hatte schon einmal einen Roboter besessen, vor neun Jahren. Jene Maschine war bei weitem nicht so perfekt gewesen, vor allem äußerlich nicht. Aber sie war genauso funktionstüchtig, gefüttert mit ihren Erinnerungen. Hanna hätte ihn nur noch aktivieren und zum Leben erwecken müssen. Aber sie hatte ihn verloren. Eines Tages, sie kehrte nach einem Theaterbesuch in ihre Wohnung zurück, war der Boden übersäht von verbogenen Metallteilen, Kunststoffsplittern und zerbrochenen Schalteinheiten. Die Maschine war irreparabel zerstört. Auf eines der Teile hatte jemand mit schwarzer Farbe Tod den Maschinenmonstern

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