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Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Schwarzer
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stutzte. Kannte diese Frau die Männer, die ihn verfolgten? Wollte sie ihn aufhalten? Das hätte sie allerdings nicht nötig. Wenn sie die Polizei informiert hätte, wäre die längst da.
    Oder auch nicht. Die Polizei ist überlastet, das weißt du nur zu gut.
    Er blickte der Frau prüfend ins Gesicht. Sie hatte neugierige, aber freundliche, helle Augen.
    „Was ist?“, fragte Sophie. „Bin ich vielleicht eine Außerirdische?“ Ben schüttelte verlegen den Kopf und sagte nichts. Sophie betrachtete seine schmutzige Kleidung. „Es ist so“, sagte sie. „Ich habe dich beobachtet, wie du am Tisch gesessen hast und ich habe ein Gespür dafür, wenn es Leuten schlecht geht.“
    Sie kam einen Schritt auf ihn zu. Ben wich zur Seite. Sophie lächelte.
    „Du bist irgendwie süß. Wenn du willst, kannst du heute Nacht bei mir bleiben.“ Sie lachte und hob abwehrend die Hände. „Ich könnte ein bisschen Gesellschaft vertragen. Ich verspreche auch, keine Fragen zu stellen und dich nicht zu fressen. Also was ist?“
    Bens erster Impuls war, so schnell wie möglich das Café zu verlassen. Aber er schaffte es, diesen Impuls zu unterdrücken. Irgendwo musste er sowieso unterkommen und wer sagte ihm, dass es in der Notunterkunft sicherer war als bei dieser Frau? Das eine war so ungewiss wie das andere. Immerhin war sie allein und solange das so blieb, konnte ihm eigentlich nicht viel passieren. Er nickte schüchtern. „Okay“, sagte er. „Danke.“
     
    •
     
    „He, was soll der Quatsch?“, rief Rambo gespielt ärgerlich. In seiner Stimme schwang Furcht mit.
    Das letzte Krachen war so ohrenbetäubend laut, dass sich Oliver die Nackenhaare aufstellten. Die Tür musste jeden Moment nachgeben. Er holte seine Pistole aus dem Gürtel und richtete sie mit zitternden Händen nach vorn. Viel lieber hätte er das MG gehabt, aber die meisten Waffen befanden sich schon draußen im Lieferwagen, mit dem sie in die Klinik fahren wollten.
    Die Tür zersplitterte. Im Schein der Lampe, die den hinteren Teil des Lagerhauses nur noch schwach erhellte, sah Oliver zwei Gestalten im Türrahmen stehen. Sie passten kaum nebeneinander und mussten über zwei Meter groß sein. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte Oliver, Eddie und Mac wären aus dem Reich der Toten zurückgekehrt, so unwirklich erschien ihm die Situation, aber er begriff schnell, dass es sich weder um Eddie und Mac noch um eine Halluzination handelte, sondern um zwei neuartige Roboter. Oliver kannte sich mit Robotern aus, aber diese hier hatte er noch nie gesehen. In keinem Katalog, keiner Präsentation waren sie bisher aufgetaucht.
    Die beiden Gestalten betraten den Raum. Sie liefen aufrecht, verfügten jedoch über vier Beine wie Tiere. Der Bauch war mit zahlreichen Kameras und Sensoren bestückt. Der zylinderförmige Kopf hatte eine tennisballgroße Öffnung, unter der eine Art Zeitanzeige angebracht war, die sich ständig verändernde Zahlenkombinationen abbildete. Die Maschinen erinnerten Oliver weniger an Lebewesen als an sich bewegende Zeitbomben, die langsam auf die Gruppe zukamen.
    Er machte ein paar Schritte auf die Roboter zu und schoss. Die Kugeln prallten von den massiven, mattschwarz glänzenden Körpern ab, ohne Schaden anzurichten. Oliver wich zurück. Er blickte zu den anderen, die blass und reglos auf ihren Plätzen saßen – und brüllte. Das heißt, er versuchte es. Er wollte seine Leute anschreien, etwas zu unternehmen, von hier zu verschwinden, aber er brachte kein einziges Wort heraus. Angesichts der nahenden Katastrophe war er wie gelähmt und so verließ nur ein heiseres Krächzen seinen Mund. Langsam wie in Zeitlupe griff er nach seinem Stuhl und hielt ihn wie ein Schutzschild vor den Bauch. Ihm war klar, dass es nicht das Geringste gegen die Roboter ausrichten würde. Er war sich nicht einmal sicher, ob seine neue EMP-Waffe das könnte, aber die war im Moment ohnehin unerreichbar.
    Die Öffnung in den zylinderförmigen Köpfen der Maschinen veränderte ihre Farbe. Aus Schwarz wurde Anthrazit, das in glimmendes Orange überging.
    Oliver öffnete den Mund und im selben Moment, in dem die ersten Feuerbälle auf ihn zugeflogen kamen, formten seine Lippen endlich das gesuchte Wort.
    „Raus!“, brüllte er und stürzte zurück zur Wand, wo sich zwei niedrige Fenster befanden. Einer der Feuerbälle streifte seinen Arm. Oliver bemerkte, dass sein Ärmel in Flammen stand, aber er spürte keinen Schmerz.
    Der Feuerball prallte gegen den kleinen Tisch, auf

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