Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Schwarzer
Vom Netzwerk:
mitgeteilt!“,
    „Wieso?“
    „Vielleicht, damit wir wissen, wo wir seiner Meinung nach hingehören. Wir können die Türen jetzt öffnen.“
    Eisenberg riss ihr das Blatt aus den Händen, zerknüllte es und warf es zu den Schokoladenpapierresten.
    „Er hat mir die Firma versprochen“, brach es aus ihm heraus. „Das war der Deal. Er bekommt zwei Drittel des Gewinns und ich die Firma. Ich hätte wissen müssen, dass er mich reinlegt.“
    Nadja lehnte sich zurück und sah über Eisenberg hinweg ins Leere. „Er will uns immerhin warnen“, sagte sie leise. „Du könntest es ihm gleichtun.“
    Eisenberg schüttelte den Kopf. „Ich vertraue dem Mistkerl nicht. Er würde keine Konkurrenten dulden.“
    „Wo ist Martin?“
    „Er hat sich krankgemeldet.“
    Nadja warf ihm einen vielsagenden Blick zu und schwieg.
    „Aber wir haben die beiden Geräte“, sagte sie nach einer Weile. „Sie haben sich tausendfach bewährt.“
    „Bis vor ein paar Tagen, ja.“
    „Dann sind wir nicht mehr rangekommen“, ergänzte Nadja. Ihr leerer Magen zog sich krampfartig zusammen. Tief in ihrem Innersten hatte sie immer gewusst, worauf alles hinauslaufen würde. Er würde die absolute Macht beanspruchen. Nicht nur über die Firma – die hatte er längst. Nein, er wollte nicht weniger als die Welt beherrschen. Und wenn es ihm zu langsam ging, würde er eben nachhelfen. Das Schlimme war, dass er es tatsächlich konnte. Über die Jahre war er stärker und mächtiger geworden. Ein fanatischer Utopist – aber einer mit der Hand am entscheidenden Hebel.
    Sie hätten ihn ausschalten müssen, als es noch nicht zu spät war. Diesen Zeitpunkt hatten sie verpasst.
    In diesem Moment des Entsetzens verstand Nadja plötzlich, warum sie nachts nicht mehr schlafen konnte. Sie verstand ihre Alpträume und ihre Arbeitswut. Sie hatte verdrängt, dass dieser Augenblick kommen würde. Sie hatte sich davor gedrückt zu handeln. Es waren nicht nur die Toten, die sie seit Beginn der Experimente ungewollt auf dem Gewissen hatte. Dieses knappe Dutzend. Das war nichts, gar nichts im Vergleich zu der Zahl, die ihnen folgen würde, sie selbst eingeschlossen. Und sie hatte keine Ahnung, wie sie die Katastrophe aufhalten konnte. Sie konnte lediglich flüchten, so wie er es ihnen geraten hatte.
    „Und, wirst du es machen?“, fragte sie Eisenberg. Doch der ließ ratlos die Schultern hängen. „Wir können nicht ausschließen, dass er die Geräte manipuliert hat. Dann …“
    „… sind wir nicht mehr als seine Sklaven“, ergänzte Nadja.
    „Ja. Treu ergebene Untertanen. Auf ewig.“
    „Aber wir wissen nicht, ob die Geräte neu programmiert wurden.“
    „Wir wissen überhaupt nichts. Nicht mal, ob er mit seinen Informationen recht hat.“
    „Also warten wir ab und kontrollieren die Systemprogramme?“
    „Ja. Aber zuerst will ich wissen, ob die Codes funktionieren. Kommst du mit?“
    Nadja nickte. Hoffentlich bleibt uns genügend Zeit , dachte sie.
     
    •
     
    Tom hatte eine Weile unschlüssig vor der FUOP-TECH-Zentrale gestanden und überlegt, wie er am besten in das Gebäude gelangen konnte. Dass sich die Türen für ihn nicht einfach so öffnen würden, war ihm nach seinem letzten Besuch vollkommen klar.
    Langsam lief er vor dem Gebäude auf und ab, das Gesicht abgewandt, damit die Kameras es nicht einfingen. Eine Krankenwagen-Sirene heulte ihr Klagelied. Es war nicht die erste, seit er hier gestanden hatte. Wenn er genauer darüber nachdachte, heulte ständig irgendwo so ein Ding. Irgendwie wunderte ihn das nicht. Die meisten Leute sahen blass und erschöpft aus. Wahrscheinlich eine Grippeepidemie.
    Der Krankenwagen fuhr bis vor den Haupteingang der Zentrale und stoppte dort.
    Das ist es , dachte Tom und beschleunigte seinen Schritt, bis er fast rannte. Das war seine Chance! Er bedauerte nur, seine Uniform heute nicht angezogen zu haben.
    Ein Sanitäter und ein Pflegeroboter stiegen aus und eilten auf den Haupteingang zu. Tom folgte ihnen im Abstand von wenigen Metern. Sie achteten nicht auf ihn.
    Die Eingangstüren standen jetzt offen. Tom versuchte, dem Blick der Wachleute zu entgehen, doch die waren ohnehin damit beschäftigt, dem Sanitäter den Weg zu weisen.
    Der Sanitäter und sein Roboter wandten sich zur Treppe. Tom grüßte die Wachleute mit einem selbstverständlichen Nicken und folgte ihnen dann die Stufen hoch. In der ersten Etage hielt er an, wartete einen Moment und folgte dem Schild in Richtung Fahrstühle.
    Als sich die

Weitere Kostenlose Bücher