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Götterdämmerung in El Paso (German Edition)

Götterdämmerung in El Paso (German Edition)

Titel: Götterdämmerung in El Paso (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick DeMarinis
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an Carlas und Hectors Fersen zu heften.
    Ich fuhr zurück zum Hotel. Irgendwie fühlte ich mich nicht wohl in meiner Haut. Es war überflüssig gewesen, Bluto derart blindwütig zusammenzutreten. Er hatte einen wunden Punkt berührt, alte Verletzungen und Demütigungen hatten sich in Erinnerung gebracht. Demütigungen aus der Kindheit sind unauslöschliche Eindrücke, sie lassen sich nicht vertreiben. Hätte Bluto mir nur einen Schlag verpasst, wäre ich nicht ausgerastet. Aber er hatte mir die Hosen straff gezogen und einen alten Dämon auf den Plan gerufen. Es überraschte mich, dass dieser alte Dämon noch so reizbar war und die Zähne zeigte.
    Ich näherte mich dem La Posada auf Umwegen, fuhr um Häuserblocks, wendete, wo ich nicht wenden durfte, bog falsch in eine Einbahnstraße ein und wich zwei Blocks lang dem entgegenkommenden Verkehr aus, bevor ich mich in eine Seitenstraße verzog. Ich fuhr über die Parkplätze an einer Einkaufsstraße und hielt sogar an einem Burger King, um einen Whopper und Pommes zu kaufen. Falls jemand mir folgte, war dieser Jemand zu gut, um aufzufallen.
    Einen Block vom Hotel entfernt drang plötzlich Rauch aus dem Motorraum meines Monte. Ich fuhr in eine Parklücke, stieg aus und öffnete die Motorhaube bei laufendem Motor. Der große V8 war in Rauch gehüllt. Ich sah, dass Öl vom Ventildeckel auf den Motorblock sprühte. Die Dichtung war hinüber und der Motor könnte Feuer fangen. Allerdings musste ich diese beunruhigende Erkenntnis fürs Erste ignorieren, bis sich eine Möglichkeit ergab, die Dichtung zu erneuern. Ich stellte den Motor ab, ging zu Fuß ins Hotel und fuhr mit dem Fahrstuhl in die dritte Etage.
    Carla war in Tränen aufgelöst, als sie mir die Tür öffnete. Mit unsicherer Stimme fragte sie mich, was passiert sei. »Ich habe schon gedacht, du hättest uns hängenlassen. Wo um alles in der Welt bist du gewesen? Hector wurde festgenommen.«
    Ein Stuhl war umgeworfen worden. Der einzige Tisch im Zimmer stand auf zwei Beinen gegen die Wand gelehnt. Eine Lampe lag mit ramponiertem Lampenschirm auf dem Boden.
    »Wer hat ihn festgenommen?«, fragte ich.
    »Er hat gesagt, er sei ein Fugitive Recovery Agent und arbeite für das FBI. Er hat mir seinen Ausweis nur flüchtig gezeigt.«
    »Dreadlocks, Ohrstecker und ein Kinnbärtchen? Ein Zwölfhundertdollaranzug?«
    »Woher weißt du das?«
    »Er ist nicht vom FBI. Das ist Hamilton Scales, Luthers Spürhund. Ich komme geradewegs von einer kleinen Auseinandersetzung mit Bluto. Er hat das Postamt observiert. Vermutlich hat er dich beobachtet, als du in Vegas das Paket aufgegeben hast.«
    Sie sah die Blutspritzer auf meinem Jackett.
    Blutos Blut. Rot auf Lindgrün.
    »Mein Gott«, sagte sie. »Es tut mir so leid, J.P. Das ist ja schrecklich.«
    »Für Bluto war es schrecklicher.«
    Ich stellte den Tisch wieder auf und legte das Paket darauf.
    »Was nur will Luther von Hector?«, fragte Carla.
    »Nichts. Luther will dich, nicht Hector. Scales will Hector. Er ist hinter der Belohnung her. Wann ist das passiert?«
    »Gerade eben. Vor etwa zehn Minuten. Er hatte eine Waffe. Hector wollte sie ihm abnehmen. Er hat Hector damit geschlagen. Und ich habe versucht, Scales mit der Lampe zu schlagen.«
    Sie fing wieder an zu weinen. Carla hatte nicht nah am Wasser gebaut. Diese Tränen waren für Hector. Ich warf einen Blick auf das Bett. Die Bettdecke war zurückgeschlagen, das Laken zerknittert. Alles sprach dafür, dass es hier kürzlich leidenschaftlich zugegangen sein musste. Als ich mich zum Postamt aufgemacht hatte, war das Bett in Ordnung gewesen. Die Unordnung hätte auch infolge des Handgemenges entstanden sein können. Ich versuchte dennoch, Spuren auszumachen, beschämt über mein Verhalten und gleichzeitig von Neugier gepackt. Es kam mir in den Sinn, dass Scales die beiden womöglich in flagranti erwischt hatte.
    »Hatte Hector etwas an?«
    »Er war in Unterwäsche, okay?«, erwiderte sie zugeknöpft. »Weshalb?«
    »Und Scales hat ihn so mitgenommen?«
    »Er hat Hector Handschellen angelegt und ihm eine Decke übergeworfen. Ich könnte mich ohrfeigen, J.P., wir hätten schon gestern nach Mexiko fahren sollen.«
    »Wahrscheinlich ist ein halbes Dutzend ausgebuffter Schnüffler hinter euch her. Was macht dich so sicher, dass du sie auf Dauer abschütteln kannst?«
    Sie saß auf dem Bett, den Kopf in die Hände gestützt, und weinte. Das passte überhaupt nicht zu ihr, aber vielleicht war sie auch noch nie richtig verliebt

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