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Götterdämmerung

Götterdämmerung

Titel: Götterdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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einfach?»
    «Wollten Sie nicht noch was sagen?»
    «Wie viel?»
    Diesmal lächelte Cameron mit beiden Gesichtshälften.
     
    Fünf Minuten später trat er auf die Stufen vor dem Rathaus und stieß einen kurzen, anerkennenden Pfiff aus. Vierhundert am Tag plus Spesen waren ein Haufen Steine, jedenfalls für Gregorys Verhältnisse. Cameron wanderte die paar asphaltwarmen Schritte zu seinem Wagen. Er öffnete das Verdeck des deutschen 370 er Benz-Cabrios, um das ihn so mancher Glamour-Star beneidete, setzte sich hinters Lenkrad und brachte eine filterlose Craven A zum Glühen. Er lehnte sich zurück und starrte durch die blassblauen Rauchschwaden ins Leere. Gregory hatte ihm vorgeschlagen, zuerst die vorläufig festgenommenen Mönche in die Mangel zu nehmen, aber Cameron hatte andere Pläne. Für seine Begriffe stank die ganze Geschichte regelrecht nach einem schlechten Atelier-Scherz. Nach einem Werbegag, der nur dem maroden Hirn eines der Götter von Hollywood entsprungen sein konnte. Er wollte zunächst mit den angeblich nicht bestellten Siedlern sprechen, die noch immer auf dem MGM -Gelände herumsaßen, inzwischen garantiert verstört von einer Horde Sensationsjäger. Aber einer von diesen Pseudo-Cowboys würde die Zähne schon auseinanderkriegen. Sofern man ihn richtig befragte, also nicht wie ein Journalist.
    Cameron drehte den Zündschlüssel im Schloss, klemmte sich die Craven in den Mundwinkel und bog in den Verkehr ein. Sobald einer dieser Spinner zu singen begann, würden natürlich auch die anderen auslaufen wie zerschossene Fässer. Worauf dann auch die mysteriösen Mönche plötzlich mit der Geißelei aufhören und ihren Auftraggeber verraten würden. Man musste die Dinge nur aus der Nähe betrachten und seinen Verstand mobilisieren, dann verschwanden alle Wolkenschleier. Das dachte Cameron, als er an der Ecke Spring Street und Sunset Boulevard anhalten musste, weil vor ihm ein Stau entstanden war. Irgendwann, dachte er, wird nicht mehr jeder dritte Angelino einen Wagen haben, sondern jeder Angelino drei. Irgendwann wird diese teuer verpackte Stadt im Verkehr ersaufen, unter einem dichten, rauchigen Nebel, der über ihr hängt wie ein Baldachin aus gelbgrauem Samt.
    Cameron richtete sich auf und spähte seitlich über das Dach des vor ihm stehenden DeSoto nach vorn. Seine Smog-Vorahnungen lösten sich in Luft auf. Für einen Augenblick vergaß er sogar, dass er eine Zigarette im Mundwinkel hatte. Die Craven baumelte ihm für Sekundenbruchteile an der Unterlippe, dann löste sie sich, stürzte auf den Asphalt und kullerte rauchend davon. Cameron bemerkte es nicht.
    Vor ihm, auf der Kreuzung, waren Reiter. Keine Polizisten. Es waren auch keine Knallchargen aus irgendeinem Kostümfilm, obwohl Cameron das gern geglaubt hätte. Sogar mitten in L.A., wo die Passanten ja nun weiß Gott keinen Wert darauf legten, besonders dezent zu wirken, fielen diese Typen auf wie graue Mäuse in einem Vanille-Eisbecher. Und wären diese Reiter mit den runden Halbhelmen und den Schaffellen und den albernen Zöpfen und Bärten Komparsen gewesen, hätten sie bestimmt Flugblätter verteilt oder Tickets verschenkt. Aber das taten sie nicht. Einer der Reiter hievte gerade eine schreiende, strampelnde Fußgängerin in den Sattel seines Kleinpferdes. Auch das hätte Cameron vielleicht noch als hundsmiserablen Publicity-Gag akzeptiert. Vielleicht. Wären da nicht die anderen Reiter gewesen. Die ihre Ponys säbelschwingend und grölend durch die in alle Himmelsrichtungen davonstiebende Menge trieben. Hier und da erwischte einer der Reiter einen Passanten am Hals oder am Rücken. Die Passanten waren echt. Genauso echt wie die Säbel.
    Was eigentlich nicht verwunderlich war, weil ja auch die Hunnen, die sich ins Los Angeles der vierziger Jahre verirrt hatten, entsetzlich authentisch waren. Cameron begann, leichte Zweifel an der Richtigkeit seiner mutigen These zu entwickeln, die Siedler, Mönche und Reiter seien Bestandteile einer Werbekampagne. Hollywood war irre, aber so irre nun doch nicht.
    Cameron duckte sich, um einem heranfliegenden Hunnensäbel auszuweichen. Das Metall sirrte über die Windschutzscheibe, entlockte der Luft ein anerkennendes «Wuusch», und Cameron fühlte eine scharfe warme Brise über seinen Scheitel streichen. Er sah auf den Rücksitz und entdeckte den besseren Teil seines Hutes. Der mordlustige Hunne brachte sein Pferd einige Meter entfernt abrupt zum Stehen und wendete.
    Cameron wartete nicht. Der weiße

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