Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Götterdämmerung

Götterdämmerung

Titel: Götterdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
Vom Netzwerk:
wahnsinnig.»
    «Vielleicht.»
    «Sag mal …» Diana verdrängte alle Gedanken an die Gebrüder Wright aus ihrem Kopf und formulierte jene Frage, die ihr schon seit einiger Zeit auf der Seele lag. «Wieso eigentlich Griechenland? Ich dachte, du denkst, dass nicht nur die griechischen Götter – an deren Existenz ich übrigens weiterhin nicht glaube – für dieses … Chaos verantwortlich sind, sondern auch noch irgendwelche anderen Typen.»
    «Andere Götter.»
    «Von mir aus.»
    «Das stimmt. Ich habe keine Ahnung, ob Griechenland das richtige Ziel ist.»
    Diana legte einige Schweigesekunden ein.
    «Und weshalb fliegen wir dann nach Athen?»
    «Ich weiß nicht, ob wir nach Athen fliegen.»
    «Entschuldige mal. Ich halte auch nicht besonders viel von der Lufthansa, aber wir
sitzen
in der Maschine nach Athen.»
    «Richtig. Aber wenn ich recht habe, hätten wir genauso gut in die Maschine nach Oslo steigen können …»
    «Was mir wesentlich lieber gewesen wäre.»
    «… weil wir ohnehin dort landen werden, wo man uns erwartet.»
    «Aha.»
    Und bevor Diana ihrem offensichtlich verrückten Begleiter irgendwelche weiteren, wahrscheinlich spöttischen Fragen an den Zauskopf werfen konnte, machte sich die Maschine zitternd auf den Weg zur Startbahn. Pilot und Copilot des Fluges LH   2075 waren felsenfest davon überzeugt, in wenigen Minuten in Richtung Athen davonzuschweben.
    So viel zu festen Überzeugungen.
     
    «Sie sind tot», sagte Gawain ungläubig. «Alle tot. Mausetot. Abgekratzt. Alle auf einmal …»
    «Ja, Gawain», erwiderte Gwydiot.
    «Wie … wie hast du das gemacht, Magier?»
    «Ich habe gar nichts gemacht.»
    «Gar nichts? Das nennst du
gar nichts
? Einfach fünfzig Leute ummähen, so mir nichts, dir nichts, meine Fresse!»
    «Ich war es nicht», sagte Gwydiot und wandte sich an Gwenddolau. «Willst du uns begleiten?»
    «Wohin geht ihr?»
    «Zum Ort, an dem die Riesen tanzten.»
    «Wohin?»
    «Zum Steinkreis in der Ebene von Salisbury.»
    «Äh, Gwydiot?», räusperte sich Gawain.
    «Was, Ritter?»
    «Ich will ja nichts sagen, aber meint Ihr, dies sei der richtige Moment zum Tanzen?»
    Gwydiot widmete sich seiner Lieblingsbeschäftigung.
    Er seufzte.
    Gwenddolau brachte auf Anhieb ein erstklassiges Echo zustande.

[zur Inhaltsübersicht]
    Dritter Teil Eine Art Ragnarök
    (Allegretto molto furioso)
    Die Einbildung bläht die kleinen Objekte auf
    und füllt mit ihnen unsere Seele
    zu einer phantastischen Wertschätzung;
    und sie verdünnt die großen
    mit maßloser Unverschämtheit
    auf unseren Maßstab, zum Beispiel Gott.
    BLAISE PASCAL
     
     
    Gabba gabba hey!!
    THE RAMONES

1
    Otto von Guericke geriet 1649 nach Christi Geburt in ein Apfelloch und tauchte in ferner, heißer, ozonfreier Zukunft wieder auf. Er fand keine Zeit mehr, die Luftpumpe zu erfinden – nicht nur, weil es die längst gab, sondern primär, weil er zwei Tage nach seiner Versetzung einem schweren Sonnenstich erlag. Indes war von Guericke beileibe nicht der einzige patente Faulpelz seiner Epoche gewesen, und so wurde die Luftpumpe trotz seines tragischen Verschwindens konstruiert, allerdings erst 1655 , also drei Jahre nach dem zuvor historischen Datum. Infolgedessen verzögerte sich – unter anderem – auch die Erfindung des aufblasbaren Fahrradreifens. Was für die Teilnehmer der Tour de France 2012 lediglich zur Folge hatte, dass sie plötzlich auf Fahrrädern saßen, die schon seit einigen Jahren zum Alteisen gehörten, war für die Teilnehmer der ersten Tour ein verheerender Schlag ins Kontor. Das Europa des anbrechenden zwanzigsten Jahrhunderts trauerte um einige der tollkühnsten Abfahrer seiner Zeit.
    Jean-François Champollions potenzielle Mutter Marie heiratete den falschen Mann, weil der richtige nie da gewesen war. Sie brachte zwar einen Sohn namens Jean-François zur Welt, nur hieß dieser Sohn erstens nicht Champollion und war zweitens leider nicht mit jenen Genen ausgestattet, mit denen er hätte ausgestattet sein müssen, um seinen sumerischen Stein der Weisen zu finden und zu enthüllen, dass die ägyptischen Hieroglyphen nicht bloß kantige Zeichnungen von ungeschickten Vorschülern waren, sondern eine echte Sprache mit dazugehöriger Grammatik. Und so blieb das alte Ägypten, was es bis zu Champollions nicht mehr existenter Entdeckung gewesen war: ein Buch mit sieben Siegeln. Liz Taylor bekam keine Millionengage für Kleopatra, und einer der schönsten Asterix-Bände verlor gehörig an Charme. Einige der

Weitere Kostenlose Bücher