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Götterdämmerung

Götterdämmerung

Titel: Götterdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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Poseidon ein, «das ist doch albern. Die Kleine ist doch nicht doof, die kann sich doch wohl vier Namen merken …»
    «Ach, halt die Schnauze, Wasserkopf.»
    «He. He, he, he. Hör mal …»
    «Hermes», unterbrach Zeus den feuchten Protest, «was weißt du noch über diesen Tag? Über diese Toten mit den Pfeilen in den Köpfen.»
    «Was?»
    «Grundgütiger, bin ich denn hier der Einzige, der ein Gehirn zwischen den Ohren hat? Sie hat gelogen. Jemand hat anderen Leuten Pfeile durch die Köpfe geschossen, aber Tinker wurde nicht gerettet. Wer war noch da, Hermes?»
    «Ein Mann … warte.» Hermes bemühte sein göttliches Erinnerungsvermögen. «Cameron … Ja, Cameron Cameron.»
    «
Das
ist unser Mann. Die kleine Schlampe hat dich reingelegt, Hermes. Sie muss irgendwie herausbekommen haben, dass du auf unserer Seite stehst, und hat dich geleimt. Gelinkt. Verarscht …»
    «Jaja, schon gut, ich hab’s ja verstanden.»
    Zeus musste lachen. Streit hin, Streit her: Das Mädel war eindeutig seine Tochter. Und in gewisser Hinsicht gar nicht so übel. Jedenfalls nicht so übel wie einige seiner anderen Sprösslinge.
    «Kein Grund, den Kopf hängenzulassen», sagte er zu Hermes, der den Kopf hängenließ. «Was die kann, können wir schon lange. Hör zu, mein Sohn …»
    Ares stürmte in den Raum und schnitt dem Göttervater das Wort im Mund ab.
    «He, Zeus!»
    «Ah, Ares! Hast du Apollon verfolgt?»
    «Hab ich.»
    «Und?»
    «Tja, das war ziemlich seltsam. Scheint wirklich schlechte Laune zu haben, der Kleine. Er hat ein ganzes Dorf niedergestreckt. Mit Seuchen und solchen Sachen, Mannomann, ich kann dir sagen, das war ein Bild für die Kriegsgöt …»
    «Um wen zu retten?»
    «…?»
    «Um wen zu retten, Ares?»
    «Ach so. Aha. Ja, er hat drei verschont, hab mich auch schon gefragt, was das soll. So ein unterernährtes Mädel und einen alten Mann in einer schmutzigen Kutte und einen Krieger. Bah! Krieger! Weggelaufen ist er, der Feigling, mit Hosen runter …»
    «Das ist Nummer zwei», sagte Zeus, an Hermes gewandt. «Einer von denen ist Nummer zwei. Versteht ihr?»
    Hermes nickte.
    Poseidon und Ares schüttelten die Köpfe.
    Zeus setzte sich neben den Gott der Diebe und umklammerte dessen Unterarm mit hartem Göttergriff.
    «Jetzt, Hermes», zischte er, «liegt der Vorteil bei uns. Sie denken, wir wüssten nicht, dass wir die richtigen Namen nicht kennen. Das sollen sie ruhig weiter glauben. Nur zu. Das wird sie unvorsichtig machen. Noch unvorsichtiger. Und wir werden sie beobachten. Bald, Hermes, werden wir auch die anderen richtigen Namen erfahren. Und dann …», er wandte sich an Ares und Poseidon, «dürft ihr sie töten.»
    «Athene?», fragte Ares ungläubig.
    Zeus verdrehte die Augen und seufzte.
    Hera stieß die Küchentür auf und streckte den Kopf in den Raum. Sie lächelte unnatürlich breit und säuselte mit einer Stimme wie Baumharz: «Hallo, ihr Lieben … möchte einer von euch ein Becherchen Nektar, oder habt ihr alles, was ihr braucht?»
     
    «Weinberger! Salatbar-Monteur! Samt Freundin! Cameron! Detektiv! Gwydiot! Magier!», verspottete Loki, der sich inzwischen in einen ausnehmend hässlichen Kentauren verwandelt hatte, die in der Sonne sitzende Athene. «Weshalb hast du denn ausgerechnet diese Sterblichen ausgewählt, Griechin?»
    «Zufall», sagte sie.
    «Zufall? Du überlässt dem Zufall die Auswahl?»
    «Wie ich schon sagte, Ase. Der Zufall ist das einzig unberechenbare Element. Alles andere wäre unter gewissen Umständen nachvollziehbar gewesen. Wer Verstand besitzt, weiß um die Macht irrationalen Handelns.»
    «Weibergewäsch.»
    «Wie du meinst.»
    «Hättest du nicht wenigstens
etwas
qualifiziertere Leute nehmen können?»
    «Es spielt keine Rolle, wer herkommt. Vor den Göttern sind alle Menschen gleich. Und wir verlieren unsere Macht über jeden, der uns leibhaftig gegenübersteht. Ob er nun ein Krieger ist oder ein Kind.»
    Loki schnaubte, scharrte mit dem rechten Hinterhuf und winkte mürrisch ab. In seinen Augen war nur eines eindeutig schlimmer als Griechen, und das waren Griechinnen.
    «Ich werde jetzt gehen und mir ansehen, ob deine Auswahl etwas taugt», sagte er.
    «Das wirst du nicht», erwiderte Athene scharf. «Wir sitzen im gleichen Boot, Ase. Und das bedeutet, ich gehe nicht weg, und du gehst auch nicht weg.»
    «Was soll denn das heißen, hä? Traust du mir nicht?»
    «Nicht weiter als ich die Erde stoßen kann.»
    Hugin duckte sich und verließ sehr vorsichtig

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