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Götterfall

Götterfall

Titel: Götterfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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gern, was damals in Bad Iburg so los gewesen ist. Ich hätte dich bestimmt nicht weggeschickt! Stattdessen veranstaltest du diesen Zauber, lockst mich und die anderen nach Island, schickst anonyme Briefe, lässt sie sogar von falschen Zimmermädchen in mein Hotelzimmer schmuggeln …«
    »Es ist … also, es war …« Sie verstummte.
    »Es war gar nicht deine Idee, stimmt’s?«
    Lena nickte.
    »Jarle Yngvisson steckt dahinter.«
    Wieder Nicken. »Er war auch der Erste, den ich überhaupt kontaktiert habe.«
    »Weil deine Mutter in den Notizen so positiv über ihn berichtet hat?«
    »Irgendwie schon. Er war auch über die ehemaligen Kreuma-Werke ganz einfach zu googeln, denn er ist ja inzwischen ein hohes Tier hier bei AlumInTerra . Und er konnte sich gleich an meine Mutter erinnern, an die Schmiergeldsache und die Entführung.«
    »Endlich ein Mensch, der wirklich etwas über Doro zu berichten hatte …«
    »Genau. An meinen Vater habe ich mich damals noch nicht wirklich rangetraut. Der saß ja im Gefängnis und wusste überhaupt nichts von mir. Jarle hat mir seine Hilfe angeboten, er war einfach da, als ich ihn brauchte, und er hat alles irgendwie so toll geregelt, er ist sogar nach Deutschland gereist, um mich kennenzulernen.«
    Genau darin bestand Jarles Talent, das wusste Wencke aus eigener Erfahrung. Zum richtigen Zeitpunkt am rechten Ort zu sein und Frauen in schwachen Momenten eine helfende Hand zu bieten. Fast schon unheimlich, dieser Mann. »Wann war das?«
    »Im letzten Sommer.«
    Also zur selben Zeit, als er rein zufällig Wenckes Mutter bei einer mäßig beeindruckenden Vernissage kennengelernt und umschmeichelt hatte. Was auch immer sein Plan war, er hatte schon sehr früh mit der Umsetzung begonnen. »Jarle hat dir dann wahrscheinlich auch die Stelle bei AlumInTerra angeboten und die Idee mit dem Symposium unterbreitet. Aber was genau habt ihr vor?«
    Lena sagte nichts, schaute nur Richtung Pferdekoppel. DieTiere trabten zum Gatter, man sah grauen Staub aus den Tierhaaren wirbeln, wahrscheinlich waren die Pferde in Wirklichkeit schneeweiß oder schokobraun, doch die Asche hatte sie über Nacht alle grau gefärbt. Götze und Hüffart waren bereits angekommen, die Tiere ließen sich die plüschigen Mähnen kraulen. Der reinste Streichelzoo – und Karl Hüffart freute sich wie ein kleines Kind.
    »Willst du Rache?«
    »Nein, das ist nicht mein Ding!«
    »Geld?«
    »Quatsch!«
    Und plötzlich konnte Wencke sich denken, worum es ging. Es war doch immer dasselbe. Und es würde immer dasselbe bleiben. Letztendlich zählte doch immer nur … »Die Wahrheit?«
    Jetzt sah Lena ihr in die Augen und nickte. »Genau die!«
    Wencke wartete noch eine Weile ab. Was sie jetzt zu sagen hatte, war ihr selbst erst in den letzten paar Minuten klar geworden und eigentlich noch nicht spruchreif. Doch diese junge Frau musste so früh wie möglich davon erfahren, besonders, wenn es ihr tatsächlich um die Wahrheit ging. »Lena, es tut mir leid, es dir sagen zu müssen, aber ich halte diese Briefe … für eine Fälschung.«
    Hätte Wencke es irgendwie schonender ausdrücken sollen? Beispielsweise: Aus fallanalytischer Sicht ergeben die Angaben in diesen Schriftstücken keinen Sinn? Wäre das für diese junge Frau besser zu verkraften gewesen?
    »Sie glauben, jemand hat sich das alles ausgedacht?« Lena Jacobi starrte sie an. »Aber warum sollte sich irgendwer die Mühe machen und …« Sie schüttelte den Rest des Satzes einfach ab wie ein nasser Hund den Regen. Es war klar, dass diese Art von Wahrheit nicht dem entsprach, was Lena sich erhofft hatte.
    Inzwischen waren Hüffart und Götze wieder auf dem Rückweg. Das Gehen fiel dem alten Mann zusehends schwerer, müde setzte er einen Fuß vor den anderen und musste sich dabei stützen lassen. Vielleicht hatte er auch leichte Atembeschwerden, der Schwefelgeruch lag in der Luft und Wencke hatte auch schon einen leichten Hustenreiz verspürt.
    »Du weißt, dass ich fallanalytisch arbeite, oder? Mein Job ist es, Hypothesen auf ihre Plausibilität zu überprüfen. Die Wahrheit muss durch eine Geschichte rollen wie … ja, wie diese Kugel im Labyrinthspiel, bei dem es so viele Löcher gibt, durch die sie fallen kann.«
    »Ja und?«
    »Es gibt eine relativ eindeutige Sprache, in der Lügengeschichten erzählt werden. Und die erkenne ich in jedem dieser Briefe.«
    »Das müssen Sie mir aber genauer erklären.« Lenas Stimme zitterte, obwohl sie sich vermutlich Mühe gab, resolut zu

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