Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus
Wein.«
»Fünf – und eine wertvolle Vase.«
»Ist mir zu teuer.«
»Hör mal, ein junger Schnüffler … Das wird doch ein verdammtes Vergnügen für dich.«
Ardys knurrte.
»Meinetwegen vier Fässer und eine kleine Vase aus Kreta, die man dir in Sais aus der Hand reißen wird.«
»Abgemacht.«
Die beiden Männer besiegelten das Geschäft per Handschlag.
»Du und deine Leute, ihr verschwindet jetzt!«, befahl der Riese. »Wir brauchen euer Feuer, weil wir Fische braten wollen. An Neumond sehen wir uns wieder. Bring mir Kleidung und Waffen mit.«
»Wird gemacht.«
Zwei Seeräuber gaben den Hafenarbeitern die Weinfässer und die kretische Vase, die aus der Beute von einem Überfall auf ein Handelsschiff stammten. Ardys hatte damit gerechnet, mehr bezahlen zu müssen, und war mit dem Handel sehr zufrieden.
Dann fiel sein Blick auf Kel.
»Ein Ordnungshüter gibt keinen guten Sklaven, und Muskeln hast du auch viel zu wenig. Außerdem haben wir keine Zeit, dir beizubringen, wie man tagelang rudert. Schade, dass du mich nicht verstehst, Ägypter! Meine Männer und ich, wir werden dich zu unserer Unterhaltung am Spieß braten, während wir essen. Das Geschrei von einem Spitzel ist bestimmt eine schöne Tischmusik.«
»Ihr seid ein richtiger Fremder, weil Ihr nicht Ägyptisch sprecht«, sagte Kel. »Warum hasst Ihr mein Land nur so?«
»Was denn … Du sprichst meine Sprache!«
»Und ich bin kein Spitzel, sondern Schreiber und Übersetzer. Ich arbeite in Naukratis im Dienst von Dame Zeke.«
Ardys blieb vor Staunen der Mund offen stehen.
»Dame Zeke«, wiederholte er so ehrfürchtig, als spräche er von einer furchterregenden Göttin. »Was suchst du eigentlich genau?«
»Einen Schatz, den die Hafenarbeiter vor Kurzem umgeladen haben sollen und der in deinem Besitz sein soll.«
Der Seeräuber schlug sich mit der Faust an die Stirn.
»Ich glaub es nicht! Warum ich dein verfluchtes Land nicht leiden kann? Wegen seiner Zöllner, seiner Beamten und seiner Steuern! Ein anständiger Kaufmann kann hier nicht mal mehr das Nötigste zum Leben verdienen. Keine Ladung entgeht den Steuereintreibern. Ich hab das jetzt anders geregelt. Bei allen Schiffen, die aus Kleinasien kommen, krieg ich einen Anteil an Wein, Öl, Wolle, Holz und Metallen, den die tapferen Hafenarbeiter vor den Augen der Behörden abzweigen. Die Käufer müssen so auch weniger zahlen, und alle sind zufrieden.«
»Der Schatz, von dem ich rede, ist aber keine gewöhnliche Ware.«
»Das musst du mir nicht erklären!«, donnerte Ardys. »Traut man mir etwa nicht?«
»Doch, doch«, beruhigte ihn Kel und wunderte sich über die Wendung, die das Gespräch genommen hatte.
Der Seeräuber sah ihn auf einmal misstrauisch an.
»Du willst dich noch einmal selbst überzeugen, stimmt's? Hast ja recht, so führt man Krieg! Ehe man zum Angriff bläst, schaut man sich lieber noch mal die Truppen an.«
Ardys nahm Kel beiseite.
Hatte er es sich jetzt auch anders überlegt, und wollte er ihn nun lieber erdolchen als am Spieß braten?
Aus einer Tasche seines Umhangs holte er einen kleinen runden Gegenstand hervor. So etwas hatte Kel noch nie gesehen.
»Schön, was? In einer Truhe, die ich auf dem Schiff versteckt habe, sind rund hundert solcher Silberstücke, alle in Griechenland geschlagen. Bald ist unser Geld in ganz Ägypten in Umlauf! Dann ist Schluss mit eurer veralteten Wirtschaft. Die Barren in den Tempeln, die das Land nicht in Umlauf bringt, werden neben diesen kleinen Dingern in Vergessenheit geraten. Jeder kann sie haben, sie werden die Welt verändern!«
»Das lässt der Pharao bestimmt nicht zu«, widersprach Kel.
»Er wird's schon müssen, verliebt wie er in Griechenland ist! Da ich die Münzen als Erster einführe, werde ich ein steinreicher Mann – ich, der ehemalige Seeräuber! Kannst du dir das vorstellen? Schon gut, man sollte vorsichtig sein, bis sich dieser herrliche Fortschritt durchgesetzt hat. Aber dann fahren wir die Ernte ein. Du hast den richtigen Weg gewählt, mein Junge. Ein kluger Ägypter, das ist eine echte Seltenheit. Sag unserer Herrin, sie soll sich bloß keine Sorgen machen. Ardys hütet den Schatz wie seinen Augapfel, niemand wird ihn uns wegnehmen. Und wenn's so weit ist, erobert das griechische Geld Ägypten.«
»Unsere Herrin …«
Auf einmal machte der Seeräuber schlüpfrige Andeutungen.
»Die ist schon verdammt ausgefuchst! Sogar einem Kerl wie mir bleibt nichts anderes übrig, als ihr zu gehorchen. Und im
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