Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus
wieder heißen?«
»Dass mich die Stockschläger sehr gern kriegen würden.«
»Du willst ein Verbrecher sein?«
»Das geht dich nichts an. Was hältst du von einem kleinen Vermögen?«
Der Anführer war neugierig geworden und sah sich den jungen Mann genauer an. Er machte einen überzeugenden und selbstbewussten Eindruck.
»Was willst du dafür?«
»Einen Schatz, den du hast und der mir gehört. Sag mir den Preis.«
»Was für einen Schatz … Ich glaube, du spinnst.«
»Lügen kannst du dir sparen.«
Mit einem Mal bereute es der Mann, dass er sich auf einen fragwürdigen, aber sehr einträglichen Handel eingelassen hatte. Aber ihm blieb keine Wahl. Jetzt hatte er es mit einem Abgesandten der Obrigkeit zu tun, den er möglichst unauffällig loswerden musste.
Es gab nur eine Lösung.
»Wir spielen hier nur die Vermittler. Die Hafenarbeiter in Pegouti haben den Schatz. Sie allein entscheiden, was damit geschieht.«
»Diese Auskunft will ich dir bezahlen.«
»Das sehen wir später. Du schläfst hier, morgen früh bringen wir dich nach Pegouti, zur Sicherheit.«
Die Hafenarbeiter bildeten einen Kreis um Kel.
An Flucht war nicht zu denken.
Kel wurde streng bewacht und musste sich auf eine abgewetzte Schlafmatte legen. Keiner bot ihm zu essen oder zu trinken an.
Sollte er dennoch versuchen zu fliehen, würden ihm die Arbeiter sicher sofort den Schädel einschlagen.
Der Schreiber konnte Zeke nicht verständigen, niemand würde ihm zu Hilfe kommen. Von dieser Reise kehrte er bestimmt nicht zurück.
39
E in starker Wind wehte, und die Wellen zeigten sich angriffslustig. Die unwirtliche und gefährliche Küste lag am Ende eines sumpfigen Gebiets, das sich nur schwer überwinden ließ.
Am Horizont tauchte ein Schiff auf.
Wie die meisten Ägypter wusste Kel, dass das Meer von einem schrecklichen Ungeheuer bewohnt wurde und seine zerstörerischen Wutanfälle daran ausließ. Er beneidete die Seeleute nicht, die ihm trotzen mussten.
»Hier ist doch nicht Pegouti?«, fragte der Schreiber schließlich erstaunt.
»Ich hab's mir anders überlegt«, erklärte der Anführer der Hafenarbeiter. »Wenn man einen Schnüffler loswerden will, muss man besonders vorsichtig sein.«
»Ich bin aber keiner von denen, und …«
»Erzähl mir nichts, mein Junge, ich bin ein guter Menschenkenner. Dein Herr hat dich in schmutzige Sachen gesteckt und dir diesen unmöglichen Auftrag gegeben. Ardys, der Seeräuber, kauft dich bestimmt zu einem guten Preis. Wenn er gute Laune hat, erzählt er dir vielleicht noch was von dem Schatz, den du suchst, bevor er dich versklavt. Wenn du Pech hast, wirst du gleich gefoltert, und deine Reste werden den Fischen zum Fraß vorgeworfen. Ardys hasst die Ägypter.«
Selbst wenn er so schnell wie der Wind gewesen wäre, hätte Kel den Männern nicht entkommen können, die mit Wurfstöcken und Dolchen bewaffnet waren.
Einige brachen in schallendes Gelächter aus, als sie sahen, wie verzweifelt ihre Geisel war.
Das Schiff ging in gehörigem Abstand zur Küste vor Anker. Die Seeräuber ließen ein Beiboot zu Wasser und ruderten auf das Feuer zu, das die Hafenarbeiter angezündet hatten.
»Dann hat also Ardys den Schatz«, sagte Kel leise.
»Genau, mein Junge. Irgendwie kommst du schon noch ans Ziel. Nur dass der Erfolg tödlich ist und die Wachen nichts davon erfahren.«
Der junge Mann hielt es für zwecklos, um Mitleid zu flehen. Für den Hafenarbeiter war er weiter nichts als eine Ware, die er möglichst schnell und zu einem guten Preis loswerden wollte.
Als das Boot anlegte, fiel Kel plötzlich ein, dass er Nitis nie wiedersehen würde.
Da merkte er auf einmal, dass er sie leidenschaftlich liebte. Sein bevorstehender Tod verhinderte, dass er ihr seine Liebe gestehen konnte und beraubte ihn ihrer Blicke, ihrer Schönheit und ihres Strahlens.
Fünf Seeräuber waren mit dem Boot gekommen, angeführt von einem bärtigen Riesen. Im Gürtel seines kurzen Umhangs steckten zwei Schwerter.
»Guten Tag, Ardys«, sagte der Wortführer der Hafenarbeiter unbehaglich.
»Was hast du denn heute für mich?«
»Den da«, antwortete der Gefragte und zeigte auf Kel.
Die beiden Männer unterhielten sich in einem ionischen Dialekt, den der Übersetzer verstand.
»Wo kommt der Bengel her?«
»Er ist ein Spitzel und soll deinen Schatz finden.«
Der Riese brach in schallendes Gelächter aus.
»Du machst mir Spaß, Freundchen! Wie viel willst du?«
»Einen guten Preis.«
»Sagen wir drei Fässer alten
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