Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus
Abend?«
»Langweilig, aber sehr nützlich. Der Hafenamtsmeister von Naukratis hat überall damit geprahlt, wie treu er seiner ältlichen Frau sei, einer sterbenslangweiligen Bauerntochter. Ich musste ihm beweisen, dass er lügt. Jetzt liegt er mir zu Füßen.«
»Habt Ihr ihn nach Demos gefragt?«
»Ja, ihn und andere Würdenträger – ich gab vor, ich wolle noch einen jungen Schreiber und Übersetzer einstellen.«
»Und?«
»Ich habe nichts erfahren. Dein Freund scheint ein wahrer Versteckkünstler zu sein. Aber ich bin hartnäckig und gebe nie auf. Morgen treffen wir einen hochrangigen Offizier, der mir keine Wahrheit verschweigen kann. Er wird uns auf die Spur des Helms führen, wenn sich dieser wertvolle Gegenstand wirklich in Naukratis befindet. Sag mal, junger Schreiber, bist du vielleicht verliebt?«
»Muss ich Euch diese Frage beantworten?«
»Nein, schon gut – und schlaf schön.«
Kel machte sich wieder an die Arbeit.
Zeke stattete den Goldschmieden einen Besuch ab, die für sie arbeiteten, und Kel zählte, wie viele Stücke sie in einem Monat angefertigt hatten. Die Griechin war eine strenge Auftraggeberin, die Fleißigen wurden von ihr belohnt, die Faulen verjagt. Zufrieden mit der Leistung ihrer Leute verließ sie das Schmiedeviertel und ging zu einem zweistöckigen, ziemlich verfallenen Haus.
Mit einem Fußtritt weckte sie einen Krüppel, der auf der Türschwelle geschlafen hatte. Der arme Kerl jammerte laut.
»Euch schickt der Himmel, gute Frau! Habt Erbarmen und gebt mir etwas Brot.«
»In meiner Bäckerei in der nächsten Straße brauchen sie einen Gehilfen. Geh arbeiten, dann hast du auch zu essen.«
Aus Angst vor weiteren Fußtritten machte sich der Bettler davon.
Zeke stieg über eine wacklige Treppe ins obere Stockwerk, und Kel folgte ihr.
»Nun, Aristoteles, mal wieder betrunken?«
»Wie immer, meine Liebe. Ist der Rausch etwa nicht ein göttliches Vergnügen?«
»Wenn die Götter dir ähnlich sein sollten, glaube ich ab sofort nichts mehr! Hat dich dein Hauptmann nicht wieder eingestellt?«
»Doch, doch, aber mein letzter Wutanfall hat ihm nicht geschmeckt. Dabei hatte ich recht! Man hat uns saures Bier gegeben, und das hab ich dem Verantwortlichen in der Verwaltung ins Gesicht gekippt. Wegen so was hat man mich rausgeschmissen – stell dir das vor! Einen der besten Söldner überhaupt!«
Der bärtige Mann warf sich in die Brust. Muskulös wie er war, konnte er bestimmt noch gut kämpfen.
»Unserer alten Freundschaft zuliebe kannst du meinen dummen Hauptmann doch bestimmt überreden, mich wieder zu nehmen«, bat er Zeke. »Ohne mich ist das griechische Heer verloren!«
»Du bist inzwischen ein schwieriger Fall.«
»Aber du bist doch so verführerisch, meine Liebe. Ein Wort von dir, und die Sache ist erledigt.«
»Vielleicht«, sagte Zeke nur. »Was bietest du mir dafür?«
Aristoteles versuchte nachzudenken, aber sein Kopf dröhnte.
»Wie wäre es mit einem Ruhmesgedicht für dich?«
»Denk dir was Besseres aus.«
»Eine Liebesnacht …«
»Ich hasse aufgewärmte Geschichten.«
»Fällt dir vielleicht selbst etwas ein?«
»Dein Scharfblick überrascht mich, Aristoteles.«
Der Söldner wurde langsam unruhig.
»Du verlangst doch wohl hoffentlich nichts Unmögliches von mir?«
»Nur eine Auskunft.«
»Dienstgeheimnis …«
»Außerdem hasse ich schlechte Scherze.« Zeke wurde deutlicher. »Entweder ich kriege diese Auskunft, oder ich gehe auf der Stelle. Dann kannst du sehen, wo du mit deinem Hauptmann bleibst.«
»Nein, bitte bleib, liebste Freundin.«
Der Söldner setzte sich auf.
»Aristoteles ist bereit zu antworten.«
»Nachdem du dich ständig in den Gasthäusern von Naukratis herumtreibst, entgeht dir doch wahrscheinlich kein Gerücht?«
»Richtig!«
»Hast du in letzter Zeit von einem Schatz gehört, der in die Stadt gebracht worden sein soll, ohne dass die Behörden davon erfahren haben?«
Aristoteles riss verblüfft die Augen auf.
»Woher weißt du das?«
Zeke lächelte durchtrieben.
»Ich höre, mein Freund.«
»Ehrlich gesagt, ist die Sache ziemlich unklar.«
»Mag sein, aber du drückst dich bitte klar aus!«
»Ja, ja, schon gut. Eine von meinen kleinen Freundinnen, ein Mädchen mit vernünftigen Preisen, hatte einen angeheiterten Kunden, der etwas ausgeplaudert hat.«
»Wie heißt er?«
»Das weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass er Hafenarbeiter ist. Er und seine Freunde wollen diesen sagenhaften Schatz heimlich angeliefert
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