Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin
Meute von Griechen über uns her.«
»Dann müssen wir eben versuchen, über die Mauern zu klettern.«
»Das wäre genauso falsch. Bestimmt gibt es dahinter Wächter. Und wir wissen nicht einmal, wohin wir wollen. Zuerst brauchen wir genaue Auskünfte.«
»Die kann uns der Türhüter geben.«
»Mit Sicherheit nicht!«
»Nitis hat schon lange genug gewartet!«
»Wenn man uns tötet, bleibt ihr keine Hoffnung mehr.«
Und noch einmal bezwang der Schreiber seine stürmische Ungeduld – am liebsten hätte er sich auf der Stelle und notfalls mit Gewalt Zutritt zu dem Haus verschafft.
Ob Nitis spürte, dass er in ihrer Nähe war, ob sie wohl noch an ihre Befreiung glaubte?
»Auch griechische Söldner müssen ab und zu etwas essen und trinken«, überlegte Bebon laut. »Mit anderen Worten: Eigentlich müssten sich Lieferanten am Hauseingang melden. Sie könnten uns wichtige Hinweise geben.«
»Und wenn sie nichts wissen?«
»Du dürftest ruhig etwas zuversichtlicher sein.«
Kels Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt.
Schließlich erschien dann aber doch noch ein Wasserverkäufer.
Er wechselte ein paar Worte mit dem Pförtner, betrat das Anwesen und kam nach kurzer Zeit wieder heraus.
Kel und Bebon sprachen ihn einige Straßen weiter an, während Nordwind Wache stand.
»Wir haben Durst«, sagte der Schauspieler.
»Tut mir leid, ich hab gerade alles verkauft.«
»An die Leute in dem schönen großen Haus?«
»Ja, genau.«
»Das sind Griechen, hab ich recht?«
»Weiß ich nicht. Ich mache die Arbeit für meinen Herrn, der krank geworden ist, und kenn mich hier nicht gut aus.«
Der Schreiber und sein Freund bezogen wieder ihren Wachposten.
Etwas später kam ein Mann mit gefüllten warmen Teigfladen. Auch er durfte das Haus betreten.
Kel sprach ihn an, als er wieder auf der Straße und außer Sichtweite des Türhüters war. Bebon hielt sich im Hintergrund und vergewisserte sich, dass ihnen niemand folgte.
»Ich hätte gern einen von deinen Fladen.«
»Ich hab leider keinen mehr. Aber ganz in der Nähe gibt's mehrere Bäckereien.«
»Diese Griechen haben wirklich Glück!«
Der Händler sah ihn erstaunt an.
»Ich versteh nicht recht …«
»Du hast ihnen gerade deine ganzen guten Fladen verkauft! Überhaupt müssen diese Griechen ziemlich reich sein, wenn sie in einem so schönen großen Haus wohnen.«
»Ach so, da täuschst du dich aber kräftig! Der Besitzer von diesem Haus ist kein Grieche.«
»Weißt du, wie er heißt?«
»Na klar, das Haus gehört Pef, dem königlichen Schatzmeister. Ich werde hier immer gut bezahlt. Du hast ja gesehen, wie viele Fladen ich verkauft hab; wenn man danach geht, hat er mindestens zehn Diener. Also dann, alles Gute, mein Freund.«
15
K önigin Tanit veranstaltete noch am Abend der Rückkehr des Hofstaates nach Sais, der großen Stadt im Nildelta, die Hauptstadt der XXVI. Pharaonendynastie geworden war, ein Festmahl. Pharao Amasis liebte diese entspannenden Stunden, die ihn die mühsamen Pflichten seines Amtes vergessen machten. Auch wenn er zu viel trank und sich gelegentlich bedauerlichen Launen hingab, hatte er doch nach wie vor das Ruder fest in der Hand und verwirklichte mit großem Erfolg seine Ziele: wirtschaftlicher Wohlstand, sichere Bündnisse mit den griechischen Königreichen und Fürstentümern und Ausbau der ägyptischen Militärmacht. Zu dem feierlichen Anlass trug die Königin, die immer noch sehr schön war, an Schmuck lediglich eine Halskette aus Lapislazuli und ein Paar goldene Ohrringe.
»Ihr seht bezaubernd aus«, stellte Amasis bewundernd fest. »Und ich habe mal wieder schreckliche Kopfschmerzen.«
»Habt Ihr vielleicht vergessen, die Medikamente einzunehmen, die Udja Euch verordnet hat?«
»Mag sein … Ich glaube, ich trinke lieber einen leichten, fruchtigen Weißwein, der bestimmt alle meine Schmerzen vertreibt.«
»Der Hof ist hocherfreut über unsere Rückkehr nach Sais. Zugegeben, Memphis ist eine schöne Stadt, aber unsere Hauptstadt besitzt doch einfach einen unvergleichlichen Zauber.«
»Der noch zunehmen wird, das darf ich Euch versichern. Hier und nirgendwo anders spielt sich in Zukunft das Schicksal der Menschheit ab. Memphis kann trotzdem wirtschaftlicher Mittelpunkt des Landes bleiben, und Theben der Erhaltung überkommener Bräuche dienen.«
»Erfreut sich die Gottesdienerin nicht großer Beliebtheit?«
»Unser Volk verehrt die ruhmreiche Vergangenheit der Stadt des Gottes Amun und erinnert sich gern an die
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