Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin
stürzte sich Kopf voraus auf seinen Gegner.
Aber der Hüne wich geschickt aus und brach dem Soldaten mit der Handkante das Genick.
»Ungeschickt und unfähig«, erklärte Phanes abschätzig und spuckte auf den Leichnam. »Sollten die Berichte der Ausbilder morgen ebenfalls schlecht ausfallen, gibt es morgen wieder einen Zweikampf. Ihr könnt jetzt gehen.«
Anschließend empfing der Feldherr ein Dutzend griechischer Söldner, die aus dem Norden eingetroffen waren. Sie sollten die Ägypter ausbilden und ihnen das Leben schwer machen.
Nun musste nur noch das laxe und bestechliche Zollamt von Elephantine grundlegend neu geordnet werden. Als er die Berichte und Rechnungsbücher durchgesehen hatte, waren ihm sofort die falschen Angaben, die absichtlichen Weglassungen und die manchmal allzu offensichtlichen Veränderungen aufgefallen.
Ein hoher Würdenträger wäre die Sache äußerst behutsam angegangen, hätte unendlich viele Vorsichtsmaßnahmen getroffen und immer wieder seine Vorgesetzten um Rat gefragt, um nur ja keinen Fehler zu machen. Diese Vorgehensweise kam aber für den Feldherrn nicht in Frage.
An der Spitze eines Trupps von etwa dreißig Soldaten verschaffte er sich unangemeldet Zutritt zu den Arbeitsräumen des Zollamts, in dem rund zwanzig Verwalter und Vorsteher beschäftigt waren.
»Ihr seid alle verhaftet!«, donnerte der Feldherr. »Wer Widerstand leistet, wird getötet.«
Der Vorgesetzte der Männer stand langsam auf und sagte erschrocken: »Ich verstehe nicht, wir …«
»Es geht um Unterschlagung öffentlicher Mittel und Angriffe auf die Sicherheit unseres Landes. Man wird euch zu vielen Jahren Zwangsarbeit verurteilen.«
»Ihr irrt Euch, ich schwöre …«
Phanes von Halikarnassos packte den Leiter des Zollamts am Kragen.
»Ich will auf der Stelle die ganze Wahrheit wissen. Andernfalls breche ich dir den Hals.«
Auf einmal gab der Beamte bereitwillig Auskunft und erläuterte in allen Einzelheiten, was dem Feldherrn für einen vollständigen Bericht an König Amasis fehlte.
Noch am selben Tag wurde das Zollamt neu mit Soldaten besetzt, die einem zivilen Aufseher unterstanden, der sich besonders gut auf Waren aus Nubien verstand. Dieser Aufseher musste dem Oberbefehlshaber der Festung täglich eine umfassende Aufstellung über alle Vorgänge vorlegen.
Dann besichtigte Phanes den ersten Katarakt, dessen Felsen teilweise wegen der Nilschwemme unter Wasser lagen, und fuhr einmal durch den Kanal, den die Kriegs- und Handelsschiffe benutzten.
Er war bestürzt darüber, wie wenig Wachposten es dort gab. Deshalb ordnete er umgehend den Bau kleiner Festungen in guter Lage an, um die natürliche Grenze zu befestigen und undurchlässig zu machen. Hier hätte man schon bald nicht mehr mit der drohenden Gefahr eines nubischen Angriffs zu rechnen.
Schließlich musste noch mit der obersten Verwaltungsebene von Elephantine aufgeräumt werden, die für diese Verhältnisse verantwortlich war. Im Haus des Stadtvorstehers war ein Treffen vereinbart worden – der letzte Schritt zur Wiedereroberung von Elephantine im Namen von Pharao Amasis.
Phanes wollte wie üblich tüchtig draufschlagen. Wahrscheinlich unterstützte der Stadtvorsteher heimlich die Gottesdienerin und bereitete sich vermutlich darauf vor, etwas zugunsten des Schreibers Kel und der anderen Aufrührer zu unternehmen. Wenn erst noch dieser Heuchler beseitigt war, konnte Elephantine wieder eine sichere, dem Pharao treu ergebene Stadt werden.
Ein griechischer Söldner lieferte seinem Herrn die Beweise für die Bestechlichkeit des Wichtigtuers, der außerdem der Unterschlagung von Waffen beschuldigt wurde, die für die Festung bestimmt waren.
Außer sich vor Zorn stürmte Phanes in das große, zweistöckige weiße Gebäude.
Da hörte er hinter seinem Rücken einen Schmerzensschrei.
Man hatte einen Mann aus seiner Leibwache erstochen, von der ihn ein Dutzend Angreifer überraschend getrennt hatten. An ihrer Spitze – der frühere Oberbefehlshaber der Festung!
Voller Wut packte der Feldherr zwei der Lanzen, die auf ihn gerichtet waren, entriss sie seinen Gegnern, wendete sie gegen sie und durchbohrte ihnen die Brust. Die anderen zogen sich entsetzt zurück. Aber Phanes zog sein großes zweischneidiges Schwert und richtete ein Blutbad unter ihnen an.
Den Rest der Arbeit erledigte seine Leibwache.
Der frühere Befehlshaber war als Letzter noch am Leben. Schwer verletzt rang er mit dem Tod.
»Wer hat dir befohlen, mich zu töten?«,
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