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Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Titel: Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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noch immer im Kreis und blickten drohend drein. Sie würden den Riegel erst öffnen, wenn ihr Anführer seine Schützlinge in Sicherheit gebracht hatte.
    Die heilende Salbe linderte die Verbrennungen, die der Schreiber davongetragen hatte, gegen die glühende Sonne schützten sich die Reisenden mit bunten Tüchern.
    »Zeig uns den Weg nach Koptos«, verlangte Bebon.
    »Dort entlang«, antwortete Hassad und deutete auf einen Pfad, der sich durch Sanddünen wand.
    Aber Nordwind ging weiter in die entgegengesetzte Richtung.
    »Du lügst uns ja noch immer an, du Schuft!«
    Der Syrer fiel auf die Knie.
    »Bitte tötet mich nicht, ich flehe Euch an!«
    »Das werden wir sehen, wenn wir zur nächsten Wasserstelle gekommen sind.«
    Als die Sonne unterging, wurde es etwas kühler. Die Freunde aßen und tranken ein wenig, und Bebon fesselte Hassad an Händen und Füßen.
    Nach einer erholsamen Nacht machten sie sich am nächsten Tag wieder auf den Weg.
    Plötzlich blieb Nordwind stehen und starrte den Syrer unverwandt an.
    »Ihr dürft nicht zulassen, dass dieses Ungeheuer über mich herfällt!«
    »Du kannst gehen«, sagte Nitis nur.
    »Ich … Ich bin frei?«, stotterte der Mann.
    »Soweit ein Verbrecher wie du das überhaupt sein kann.«
    Erst zweifelte der Syrer noch an ihren Worten und ging langsam rückwärts. Dann drehte er sich um und lief davon.
    »Den sind wir los«, meinte Bebon. »Ich glaube, wir müssen in dieses Tal biegen und versuchen, Abydos zu erreichen.«
    »Abydos, das Hoheitsgebiet von Schatzmeister Pef«, erinnerte sie Nitis.
    »Ist er nun unser Freund oder unser Feind?«
    »Das werden wir wahrscheinlich schon sehr bald erfahren«, sagte Kel.
    Da wurden sie von schrecklichem Gebrüll unterbrochen, auf das völlige Stille folgte. Auf einmal schwieg die ganze Wüste.
    Dann hörte man ein lautes Knurren, und auf einem Hügel erschien eine Löwin mit blutverschmiertem Maul.
    Nitis streckte ihr den Bogen von Neith als Friedenszeichen entgegen.
    Da beruhigte sich das Raubtier und zog sich zurück. Hassad würde seine Karawane nie wiedersehen.

50
    U nruhig lief Henat an Deck seines Schiffs auf und ab. Er, der sonst immer Ruhe bewahrte, konnte sich kaum beherrschen. Die Erniedrigung, die man ihm zugefügt hatte, hätte eigentlich eine heftige Antwort verdient, aber er wollte diese überraschende Wendung erst einmal genau untersuchen.
    Dass sich die Gottesdienerin ihm gegenüber so feindselig zeigte, konnte für sie gefährlich werden. Amasis wäre mit ihrem Verhalten ganz sicher nicht einverstanden und würde sie entsprechend maßregeln. In Sais hätte ihn Henat auch dazu ermutigt. Da sie aber mit Oberägypten viel besser vertraut war als er, und wegen seiner, wenn auch flüchtigen Bekanntschaft mit Karnak, hielt er sich lieber zurück.
    Hatte sie ihn nur einschüchtern wollen, oder wollte sie tatsächlich einem der höchsten Beamten des Landes Widerstand entgegensetzen? Diese Frage ließ sich jetzt noch nicht beantworten.
    Im Licht der untergehenden Sonne färbten sich die Tempelsteine golden, und über dem heiligen See tanzten die Schwalben am Himmel.
    Der Friede hier war in Jahrhunderten der Weisheit entstanden. In Karnak war die Zeit stehen geblieben, und die Angelegenheiten der Menschen wirkten lächerlich. Henat wollte sich nicht von diesem Zauber einfangen lassen und dachte an seinen Auftrag. Und dann beschloss er, an Land zu gehen. Kein Soldat würde ihn mehr daran hindern können.
    Als er über den Landesteg lief, traf gerade ein Geleitzug mit Fackelträgern im Hafen ein. Mehrere Priester umringten einen stattlichen Mann mit gewichtigem Auftreten.
    Die Wachen verbeugten sich vor ihm und gaben ihm den Weg auf das Schiff frei.
    Der kurze Anstieg erfolgte langsam und schien mit großen Anstrengungen verbunden.
    »Bitte vergebt mir diesen höchst unerfreulichen Zwischenfall, Palastverwalter Henat! Ich bin Chechonq, der Haushofmeister der Gottesdienerin, und zuständig für die Verwaltung ihres irdischen Reiches. Kraft meines Amtes hätte ich einen großen Empfang geben müssen, um Euch würdig zu begrüßen, aber …«
    »Aber?«
    »Man hat mir Euren Besuch nicht angekündigt.«
    »Wir haben Euch aber ein amtliches Schreiben gesandt.«
    »Das mich leider nicht erreicht hat. So ist es zu diesem bedauerlichen Missgeschick gekommen. Sobald man mir Euer Eintreffen gemeldet hat, habe ich alles stehen und liegen gelassen und bin hierhergeeilt.«
    »Das ist doch ganz ausgeschlossen, dass ein amtliches Schreiben

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