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Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Titel: Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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die sich im Schatten einer alten Sykomore ausruhte.
    »Was hältst du von einer kleinen Fahrt mit der Barke, Tanit?«
    »Das wollte ich Euch auch gerade vorschlagen.«
    Vier Ruderer, ein Mann am Bug, ein anderer am Steuer, kühler Weißwein, ein Sonnenschirm. Amasis ließ sich in die Kissen sinken und schaute in den Himmel.
    »Manchmal sind mir die Menschen sehr lästig, meine Liebe. Ich glaube, ich sollte mehr an die Götter und weniger an das Glück meiner Untertanen denken. Aber wie soll man seinem Schicksal entkommen? Also ertrage ich eben weiter die Last meiner Pflicht, und du allein weißt, wie schwer sie ist. Der Himmel ist so schön, so rein … und so geheimnisvoll! Ägypten muss nicht an seinem Herrscher zweifeln, und ich darf nicht die Richtung in Frage stellen, die ich einschlagen muss.«
    »Ich bin sehr beunruhigt«, gestand die Königin.
    Amasis setzte sich auf.
    »Was macht dir denn solche Sorgen, Tanit?«
    »Es geht um Euren Sohn, Psammetich. Kann es sein, dass er eben zusammen mit Feldherrn Phanes von Halikarnassos den Palast verlassen hat?«
    »Das stimmt, meine Liebe. Die Zeit ist reif, dass er zu einem richtigen Krieger gemacht wird.«
    »Aber Phanes ist so grausam, und unser Sohn so zart und empfindlich …«
    »Er soll mein Nachfolger werden, Tanit, da muss er den Ernst des Lebens kennen lernen. Ihn im Palast einzusperren wie in einem goldenen Käfig wäre ein großer Fehler.«
    »Könntet Ihr ihm nicht noch ein wenig Zeit lassen?«
    »Die Jahre vergehen wie im Flug, Psammetich ist nicht mehr halbwüchsig. Morgen schon soll er Söldner befehligen. Weil ich ihn gebildeten Leuten überlassen habe, die ganz in ihren guten Sitten aufgehen, habe ich seine Ausbildung vernachlässigt. Auf dem Schlachtfeld nützt ihm deren Bildung rein gar nichts!«
    »Aber uns droht doch kein Krieg«, wandte die Königin ein.
    »Wir bekommen bald Besuch von Krösus und seiner Gattin«, berichtete Amasis, »und wir werden die beiden sehr herzlich empfangen. Dank Krösus wissen die Perser, dass wir aufgerüstet haben, und werden sich hüten, uns anzugreifen. Dennoch nehme ich mich weiterhin vor diesem gewalttätigen Volk in Acht. Und Psammetich muss den Persern vielleicht eines Tages die Stirn bieten.«

55
    E twa fünfzig Söldner rückten zum Haus von Schatzmeister Pef vor. Schweigend verständigten sie sich mit den Männern von Richter Gem, der den Einsatz leitete. Gem war erst am gleichen Tag in Abydos eingetroffen; als man ihm berichtet hatte, dass sich die drei Gesuchten im Haus des Ministers aufhielten, beschloss er, sofort einzugreifen. Diesmal würden ihm die Verschwörer nicht wieder entkommen.
    Der Vollmond beschien die schlafende Stadt.
    Als sich einer der Söldner zufällig umdrehte, erschrak er so, dass er einen Entsetzensschrei ausstieß. Seine Kameraden blieben wie angewurzelt stehen und erblickten nun selbst das furchterregende Schauspiel: Aus der Dunkelheit war der Gott Sethos aufgetaucht und bedrohte sie!
    Die Abergläubischen ergriffen sofort die Flucht, wobei sie einen Großteil der noch Unentschlossenen über den Haufen rannten: Das schöne Vorhaben, sich unbemerkt anzuschleichen, war gescheitert.
    Bebon war mit diesem Erfolg sehr zufrieden und trat den Rückzug an – er nahm die Maske ab und lief zum Hafen. Kel und Nitis konnte er jetzt nicht mehr warnen, aber das würde Nordwind übernehmen. Diese vielen Soldaten konnte er unmöglich allein aufhalten. Es gab nur einen einzigen Ausweg: Er musste das Schiff des Schatzmeisters in seine Gewalt bringen und klarmachen, in der Hoffnung, dass die anderen zu ihm gelangten.
    Weil sich Bebon in Abydos bestens auskannte, lief er über lauter kleine Gassen zum Hafen. Mehrere Boote der Wachtruppen lagen im Hafen vor Anker, unter ihnen auch das von Richter Gem. Alle wurden von Soldaten bewacht.
    Am äußersten Ende des Hafendamms entdeckte Bebon das schöne Schiff von Pef. Langsam zogen Wolken auf und verdeckten den Mond. Bebon nutzte die Dunkelheit und kletterte an Bord. Beinahe wäre er über einen schlafenden Seemann gestolpert, den er weckte, indem er ihm sein Messer auf die Rippen setzte.
    »Entweder hilfst du mir, oder ich bring dich um.«
    Kel fuhr hoch.
    Nordwinds lautes Geschrei tönte durch die stille Nacht.
    »Steh auf, Nitis, schnell!«
    Auf dem Flur kam ihnen der müde Pef entgegen.
    »Ihr seid in Gefahr«, sagte er zu seinen Gästen. »Wir können das Haus auf der Rückseite verlassen und uns in den Tempel flüchten. Die Söldner werden es

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