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Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Titel: Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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hatte es in seiner Wut in Stücke gerissen, obwohl es sehr solide gebaut war.
    »Hat man denn menschliche Überreste gefunden?«, fragte Richter Gem die Männer, die mit der Untersuchung des Wracks beauftragt worden waren, das man nicht weit von Dendera, zwischen Abydos und Theben, entdeckt hatte.
    »Der Fluss und seine Bewohner haben ganze Arbeit geleistet.«
    Kel, Nitis und Bebon waren also ertrunken … Wahrscheinlich jedenfalls.
    Aber der Richter traute dem Frieden nicht und ließ weiter südlich nach ihnen suchen. Ohne Ergebnis.
    Da das heftige Unwetter mehrere Stunden gedauert hatte, hatten die Flüchtigen wohl kaum überleben können. Der Richter hätte sich damit zufriedengeben, an ihren Tod glauben und die Straßensperren aufheben sollen.
    Andererseits waren die drei schon so vielen Gefahren entronnen … Er hatte noch immer Zweifel an der Sache. Richter Gem ließ einen kleinen Söldnertrupp zusammenstellen und erteilte den Männern seine Anweisungen.
    Mit einer schweren Tasche voller Medikamente in der Hand betrat der Doktor das Zimmer von Henat, der gerade einen Bericht seines Spitzels las.
    »Ich bin so schnell ich konnte gekommen. Was fehlt Euch denn?«
    »Nichts, es geht mir ausgezeichnet.«
    Der Arzt runzelte die Stirn.
    »Das verstehe ich nicht! Man hat mir gesagt …«
    »Dass ich Euch sehen wollte. Ich möchte, dass es so aussieht, als hättet Ihr einen Krankenbesuch bei mir gemacht. Tatsächlich brauche ich aber einige Auskünfte von Euch.«
    »Stehe zu Diensten.«
    »Ihr seid doch der Leibarzt der Gottesdienerin?«
    »Das ist richtig.«
    »Ich will alles über ihren Gesundheitszustand wissen.«
    »Bedaure, aber das ist ausgeschlossen. Die Schweigepflicht ist ein wichtiger Bestandteil meines Berufs.«
    »Das könnt Ihr vergessen!«
    »Ausgeschlossen – ich kann mich nur wiederholen.«
    »Ich fürchte, Ihr habt mich nicht richtig verstanden. Ich verlange eine Antwort. Andernfalls …«
    »Ihr wollt mir doch nicht etwa drohen?«
    »Euch und Eurer Familie. Ich bin hier im Auftrag des Pharaos, und ich werde ihn auch erfüllen.«
    »Ihr wagt es nicht …«
    »Ich habe sämtliche Vollmachten, und für mich zählt allein das Wohl des Landes. Deshalb empfehle ich Euch dringend, mir endlich zu antworten.«
    »Ich könnte es nicht ertragen, das Vertrauen meiner Patientin zu verraten und …«
    »Es handelt sich hier um höhere Gewalt.«
    Der Arzt schluckte.
    »Da verlangt Ihr zu viel von mir!«
    »Nur Ihr und ich wissen, was gesprochen wurde. Ihr schweigt, und ich sage auch nichts.«
    Jetzt holte der Arzt tief Luft.
    »Die Gottesdienerin hat mehrere unheilbare Leiden. Ihr Herz ist altersschwach, die Lunge arbeitet nicht mehr richtig, die Kanäle der Lebenskraft sind verengt. Angesichts ihres hohen Alters kann keine Behandlung mehr richtig greifen. Ich kann nur ihre Beschwerden lindern.«
    »Empfängt sie noch Bittsteller?«
    »Dazu hat sie nicht mehr die Kraft, sie lässt nicht einmal mehr ihren wichtigsten Mitarbeiter zu sich kommen, den Haushofmeister Chechonq.«
    »Glaubt Ihr, dass die Gottesdienerin todgeweiht ist?«
    »Ich fürchte ja. Weil sie von Natur aus sehr zäh ist, kann sie vielleicht noch ein paar Wochen leben. Falls ihre Schmerzen aber unerträglich werden sollten, muss ich ihr starke Mittel geben, die sie in den Wachschlaf versetzen. Einen tödlichen Herzanfall kann ich ebenfalls nicht ausschließen. Ihr bevorstehender Tod wird für uns alle ein schrecklicher Verlust.«
    »Wir werden ihr alle nachtrauern«, stimmte ihm Henat zu, der von diesen Neuigkeiten begeistert war.
    Chechonq hatte also die Wahrheit gesagt, und die Gottesdienerin stellte keinerlei Gefahr mehr dar.
    Als der Arzt das Haus von Henat verließ, war er sehr erleichtert. Zwar hatte er feuchte Hände, und der Schweiß lief ihm über den Rücken, aber er hatte sich wie ein Gleichgewichtskünstler verhalten, obwohl ihn Henats Kaltblütigkeit in Angst und Schrecken versetzt hatte. Irgendwie war es ihm gelungen, sich zusammenzureißen und die Anweisungen seiner weisen Patientin zu befolgen: Er musste diesen gefährlichen Mann davon überzeugen, dass sie sich an der Schwelle zum Tod befand – machtlos und handlungsunfähig. So bezeugte er die Aussagen des Haushofmeisters und zerstreute auch noch Henats letzten Zweifel.

57
    K urz, ganz kurz, zweifelte der Anführer der Verschwörer am Erfolg ihres Vorhabens. Die Götter schienen den jungen Schreiber, der eigentlich für die Rolle des Sündenbocks gedacht war, eine

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