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Göttergetöse

Göttergetöse

Titel: Göttergetöse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Natürlich rührte sie sich nicht von der Stelle. Und sie schien eine Insel der Stille um sich zu verbreiten. Niemand sah sie, aber es versuchte auch keiner, durch sie hindurchzugehen. Alle ließen mindestens einen halben Meter Abstand zwischen sich und ihr.
    Ich hielt mich so weit am Rand der Straße, wie es ging. Stufen und Treppen der Erdgeschoßwohnungen standen mir im Weg. Bettler und Obdachlose lagen auf Matten und Decken in dunklen Ecken, und ich stolperte ständig über irgendwelche Händler, die mit wertlosem Tand dubioser Herkunft handelten. Wie schlimm mußte es erst auf den Geschäftsstraßen aussehen? Macunado ist nur eine verschlungene Durchgangsstraße, die in einem fast reinen Wohngebiet liegt.
    Etwas rührte sich plötzlich in dem Schatten neben mir und schnitt in meine linke Wange. Eine Frau, die mir entgegenkam, schlug die Hand vor den Mund und schrie auf. Ich berührte meine Wange.
    Sie war blutig.
    Magodor stand in dem Schatten. Sie lächelte, als sie einen rasiermesserscharfen Fingernagel in den Mund steckte. »Ein Liebesbeweis«, murmelte ich und schüttelte mein zerknautschtes Taschentuch aus. Vielleicht gab das eine Narbe.
    Ich könnte behaupten, es wäre eine Säbelwunde, und eine Geschichte erfinden, wie ich sie in einem Duell davongetragen hatte, als ich die Ehre einer jungfräulichen Prinzessin verteidigte… Das würde mir keiner glauben. Alle Frauen, die ich kenne, sind keine Jungfrauen mehr.
    Der Gottverdammte Papagei krähte: »Ich bin blind. Sprich mit mir.«
    »Magodor hat mich gerade aus dem Hinterhalt überfallen«, sagte ich. »Kannst du meine Gedanken lesen?«
    »Nur die des Vogels.« Der Gottverdammte Papagei flatterte hinauf in die Lüfte und legte einen Sicherheitsabstand zwischen die Gefahr und sich selbst, bevor Magodor begriff, daß er mehr als nur Dekoration war. Sekunden später stürmten Eierkopf und Winger aus meiner Tür und liefen die Treppe zur Hälfte hinunter. Doch plötzlich blieben sie wie erstarrt stehen. Anscheinend schilderten sie dem Toten Mann, was hier passierte. Dean trat hinter ihnen auf die Schwelle und hielt die Tür auf.
    Die Kavallerie war zwar da, aber sie konnte nicht viel ausrichten.
    Magodor lachte, aber es klang nicht grausam. Sie schien sich zu amüsieren.
    Ich wurde langsamer, ging aber trotzdem weiter. Ich war nur noch ein paar Schritte entfernt. Adeth sah aus, als wäre sie in Trance gefallen. Oder als hätte sie gekifft. Da fiel mir wieder ein, daß wir immer noch einen kiffenden Cherubin im Zimmer des Toten Mannes hatten, der so solide wie ein häßlicher Felsbrocken war und auch genauso sichtbar.
    Ich fühlte eine schwache Berührung. Ihro Gnaden versuchte, zu mir durchzudringen, aber seine Bemühungen wurden abgewehrt.
    Magodor lachte erneut.
    Ich nahm Adeths Hand. Sie reagierte nicht. Ich schlang einen Arm um ihre Taille. Hatte man mich schon wieder hereingelegt? Die Leute gingen an mir vorbei und versuchten, nicht auf diesen Blödmann zu achten, der da mit Luft zu tanzen schien.
    »Ist das eine Pantomime, Mama?«
    Adeth ging los. »Immer ruhig«, sagte ich, bevor sie etwas tat, was ich vielleicht bereute. »Ich möchte nur, daß Sie eine Minute ins Haus kommen.«
    Die Leute glotzten.
    »Mama, Pantomimen dürfen doch nicht reden.«
    Konnte man eine Göttin sichtbar machen, indem man sie mit Farbe übergoß?
    Adeth sagte nichts, aber sie flackerte immerhin. Die Leute rissen ihre Köpfe herum, als sie etwas aus den Augenwinkeln wahrgenommen hatten. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich der sechste Sinn der Bewohner TunFaires, der sie vor Gefahren oder Merkwürdigkeiten warnt. Um mich herum war plötzlich sehr viel Platz.
    Magodor lachte leise hinter mir. Sie amüsierte sich anscheinend prächtig. »Komm schon, Liebling, du bist auch eingeladen«, sagte ich.
    »Mama, mit wem redet der Mann?«
    Das wollte Mama gar nicht wissen. Mama wollte nur weitergehen, was allerdings in Anbetracht von TunFaires Verruchtheit nicht bedeutete, daß sie sich dadurch in Sicherheit brachte. Überall passierten merkwürdige Dinge, und es wurde immer seltsamer.
    »Wunderbar. Ich wollte dich immer schon einmal besuchen.« Magodor akzeptierte meine Einladung. Das erstaunte und erschreckte mich. Was jetzt? Was erwartete mich nun?
    Sie trat neben mich und hakte mich unter. Sie flackerte auch. Ich hatte den Eindruck, daß einige Leute, die direkt neben uns waren, etwas von ihr sehen konnten. Die freie Fläche vergrößerte sich schnell.
    Und natürlich stand Mrs.

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