Göttergetöse
untereinander Abmachungen getroffen. Nur wenige eurer Priester wissen davon.«
»Klar. Meistens sind sie zu sehr damit beschäftigt, zu behaupten, daß ihre Götter die einzigen Götter sind.«
»Zum Teil. Einige jüngere Religionen neigen zu dieser Intoleranz. Was nun die Regeln angeht. Es gibt welche, die die Situation betreffen, in der wir uns im Augenblick befinden. Außerdem sind da noch Brauchtum und Gewohnheitsrecht. Es ist zwar nicht ausgesprochen verboten, aber Gewohnheitsrecht, daß Götter nicht um Tempel auf der Straße kämpfen.«
»Das ist schlecht fürs Geschäft, was?«
»Du hast keine Ahnung. Normalerweise gibt es einen Wettkampf, den ein Komitee aus erfolgreicheren Göttern beaufsichtigt. Der Gewinner bekommt alles.«
»Aha.« Es war mein geschniegeltes berufliches Aha, das Aha der Erleuchtung.
»Die Bedingungen des Wettkampfs sind jedesmal anders, damit die Kontrahenten die Ergebnisse nicht im voraus manipulieren können.«
»Ich wette, daß sie es nicht einmal versucht haben.«
Magodors Lächeln war echt. »Allerdings nicht.«
»Also, wie sieht der Wettkampf aus? Und welche Rolle spiele ich darin?«
»Der Tempel, um den es geht, ist versiegelt worden. Weder die Shayir noch wir können ihn betreten. Irgendwo gibt es einen Schlüssel. Wer ihn findet und ihn erkennt, kann den Tempel öffnen und ihn übernehmen.«
Ich benutzte meinen Brauen-Blick-Trick. »Ach ja?« Sie war nicht beeindruckt.
»Es handelt sich angeblich um einen ganz ordinären Schlüssel, aber er ist für die Augen der Unsterblichen unsichtbar. Das Schoß kann nicht aufgebrochen werden, sondern öffnet sich nur dem Schlüssel. Die Jury erwartet vermutlich, daß wir uns auf unsere Gläubigen stützen, damit sie die Drecksarbeit übernehmen, aber es wurde kein direktes Verbot ausgesprochen, die Hilfe eines Profis in Anspruch zu nehmen. Deshalb haben wir uns an dich gewandt. Und es sieht so aus, als hätten die Shayir Wind von unseren Absichten bekommen und versucht, dich abzuwerben.«
»Verstehe«, sagte ich, obwohl ich mir dessen überhaupt nicht sicher war. »Ich soll diesen Schlüssel suchen, damit zu dem Tempel zischen und euch reinlassen, bevor die Shayir ihn finden.«
»Im wesentlichen ist es das.«
»Interessant.« Falls ich nicht im Netz eines gigantischen Schwindels hing. Das würde zu meinem Glück passen. Immer und immer wieder gerate ich in eine Runde, in der niemand auch nur annähernd mit offenen Karten spielt.
Das gehört zum Geschäft.
Ich hatte einige Fragen. Zum Beispiel die, ob die miteinander konkurrierenden Gottheiten, wenn sie sich auch gegenseitig nicht die Köpfe einschlagen durften, den Sterblichen der Gegenseite das Leben schwer machen konnten. Ich hatte schon genug Schwierigkeiten.
Maggie sah mich an, als wollte sie mir ein Loch in den Pelz brennen.
»Zumindest lohnt es sich, darüber nachzudenken. Das ist mein bisher bemerkenswertester Fall. Und macht sich bestimmt hervorragend als Leumund für später.« Ich mußte hier rauskommen, ohne irgendwas Verbindliches zu sagen. Mit einem schlichten Nein kam ich nicht durch, das war klar.
»Es gibt eine zeitliche Begrenzung, Garrett. Wir haben vielleicht noch hundert Stunden Zeit.«
O weia! »Was passiert, wenn niemand den Schlüssel findet?«
»Dann können diese Einwanderer aus dem Süden noch einen Gott aus Antitibet einschleusen.«
»Das heißt, beide Kontrahenten verlieren?«
»Das hat es schon vorher gegeben.«
»Dann sollten wir über meine Bezahlung reden.«
Ihre Miene versteinerte. Meine zukünftigen Klienten reden nie gern über Geld.
»Ich muß einen Haushalt finanzieren. Und die bei euch übliche Bezahlung, wie zum Beispiel eine Nacht mit Sternchen auf dem Venusberg, wäre vielleicht wunderbar, aber davon wird keiner satt.«
10. Kapitel
»Ich habe mich auf Tausenden Schlachtfeldern herumgetrieben, Garrett. Ich kann dir verraten, wo die Schätze Hunderter verschollener Armeen versteckt sind.«
Netter Trick. »Ausgezeichnet. Dann verrat mir doch einfach einen Schatz hier in der Nähe.«
Ihr Grün wurde dunkler. Doch dann nickte sie unvermittelt. »Wie du willst. Der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Und wir müssen uns gegenseitig vertrauen. Für Spielchen haben wir keine Zeit.« Sie schritt durchs Zimmer, und dabei wurde aus der Bösen Magodor die wollüstige Maggie. Meine Instinkte ließen sich sofort beeindrucken. »Komm und sieh selbst, Garrett.«
Sie deutete auf einen Handspiegel, der auf dem kleinen Kaminsims des
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