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Göttergetöse

Göttergetöse

Titel: Göttergetöse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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die Zeiten hatten sich auch hier geändert. Ich bemerkte einige Handkarrenhändler, die Drinks und andere Dienste feilboten. Früher hätten sie das nicht gewagt. Die private Schutztruppe hätte sie zusammengeschlagen und davongejagt.
    Was sie übrigens immer noch taten, wie ich kurz darauf beobachten durfte. Ich stieß auf ein paar kostümierte Brunos, die mit einem alten Scherenschleifer auf der Straße »Schlag den Ball« spielten. Sie beäugten mich, aber ich ging in die verkehrte Richtung, zur Unterstadt. Warum sollten sie blaue Flecken riskieren, wenn sie mich ein bißchen antrieben? Vermutlich lungerten die anderen Karrenunternehmer nur noch herum, weil die Brunos keine Zeit hatten, sie alle zu verprügeln. Oder sie hatten sich eine private Lizenz von den Wächtern erkauft.
    Kurz nachdem ich die wirkliche Welt der arbeitenden Bevölkerung erreicht hatte, stellte ich fest, daß ein Schatten an mir klebte. Es gelang mir nicht, sie genauer in Augenschein zu nehmen, deshalb war ich nicht sicher, aber ich vermutete, daß sie rothaarig war wie die von vorhin, als ich der Verfolger gewesen war.
    Manchmal hat man mehr Mut als Verstand und tut Dinge, die man später nicht mehr begreift. Vor allem, wenn die Sache schiefgeht.
    Diesmal hatte ich zwar Glück, aber ich bin bis heute nicht dahintergekommen, warum ich zum Bruchholz-Park ging und nicht nach Hause. Wenn das hinter mir die Rothaarige war, wußte sie sowieso, wo ich wohnte.
    Zum Park war es außerdem eine Meile Umweg. Eigentlich ist es ein großer Wald mit Büschen und Staubecken, die aus Quellen gespeist werden, die einen Bach bilden, der parallel zur Oberstadt verläuft. Dort liegen die Königlichen Fischteiche und eine Königliche Voliere und ein Platz mit vierstöckigen Getreidespeichern und Silos, die angeblich für den Fall einer Belagerung oder Katastrophe immer gefüllt sind. Ich würde nicht darauf wetten, daß da viel drin ist. Hoffentlich gerieten wir nie in die Notlage, diese Vorräte angreifen zu müssen. Die Korruption in TunFaire ist so wirkungsvoll, daß die Verantwortlichen sich wahrscheinlich nicht mal die Mühe machten, Formulare auszufüllen, bevor sie unter der Hand das verscherbeln, was die Bauern anschleppen.
    Was soll’s? Vielleicht bin ich ja auch zu zynisch.
    Die Parkpolizei, die weder besonders zahlreich noch energisch und schon gar nicht wirkungsvoll ist, hatte größere Probleme als Diebe vom Hügel. Ganze Stämme von Flüchtlingen kampierten illegal im Park. Ich fragte mich, was sie eigentlich an TunFaire so attraktiv fanden. Der Cantard ist für jeden, der dorthin geschickt wird, die Hölle, aber für jemanden, der in dem Kessel geboren wurde, geht es eigentlich. Warum sollte man die Hölle verlassen, die man kennt, Hunderte von Meilen marschieren und dann in einer Stadt stranden, in der man nicht nur keine Zukunft hat, sondern wo einen die Einheimischen hassen und einem aus dem nichtigsten Anlaß Leid zufügen?
    Andererseits ist TunFaire der Traum an diesem Ende der Welt, die Goldene Stadt Karentas, auch wenn ich den Grund nicht ganz verstehe. Vielleicht erkennt man es ja nur dann nicht, wenn man drinsitzt.
    Die Frau ließ mir im Park mehr Vorsprung als draußen auf der Straße, damit sie nicht so schnell auffiel. Ich konnte sie immer noch nicht genau erkennen.
    Ich schritt wacker aus, Hepp zwei drei vier. Über Stock und Stein, um Kurven und über Hügel. Dann tauchte ich in eine Senke ab und versteckte mich in einem kleinen schattigen Bestand von Immergrün. Dabei achtete ich darauf, daß ich die Nadeln auf dem Boden nicht durcheinanderbrachte. Heh, ich war Yogi Bär, der Waldschrat!
    Ich suchte mir eine schattige Stelle und probierte den Trick mit der Kordel, der mich unsichtbar machte. Es klappte.
    Sie war vorsichtig. Das muß man auch sein, wenn man jemanden verfolgt, der plötzlich wie vom Erdboden verschwunden ist. Vielleicht stellte einem derjenige ja einen Hinterhalt.
    Ich hatte nicht vor, mich auf sie zu stürzen. Ich wollte nur einfach mein neues Spielzeug ausprobieren und mir die Person etwas genauer ansehen, die so offensichtliches Interesse an mir zeigte.
    Sie maß etwa einsachtzig, hatte schmutzigblondes Haar, eine robuste Figur, war ungefähr fünfundzwanzig und besser gekleidet als viele andere Mädchen, die man auf der Straße zu Gesicht bekommt. Sie war sogar ausgesprochen wohlgeformt, gab aber nicht damit an. Anscheinend war ihre Kleidung selbstgemacht; jedenfalls hätten ihre Klamotten als Kartoffelsack

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