Göttergetöse
gesehen haben.« Meine Kopfschmerzen wurden so stark, daß ich ohnmächtig wurde.
Nach wenigen Sekunden kam ich wieder zu mir. »Was machst du da?«
»Ich versuche, uns hier herauszubringen.«
Sie versuchte, sich aus dem Staub zu machen. Mist. Aber gut, ich wollte ihr etwas zugute halten. Sagen wir, ich war ohnmächtig geworden, und sie versuchte, sich dünne zu machen, weil sie den Sack allein mit meinem Gewicht zusätzlich nicht bewegen konnte.
Mein Kopf tat längst nicht mehr so weh. Ich suchte den Knoten, löste ihn und hatte uns in kurzer Zeit befreit. Vierzehn wurde starr vor Angst. Ich verkürzte die Schnur auf ihre normale Länge und wickelte sie wieder um meine Hüfte.
Auf der anderen Seite des Hügels herrschte ein Höllenlärm. »Wir müssen weiterlaufen«, sagte Cat.
»Eine Minute.« Ich wollte mir die Sache ansehen. Nur einen kurzen Blick. Bestimmt hatte für die Götter das letzte Stündchen geschlagen. Es wäre eine Schande, wenn es bei dieser Aktion keine Zeugen gäbe.
53. Kapitel
Ich hielt Cats Hand fest. Nur für alle Fälle. So sehr ich auch Pferde und Höhen hasse – die Aussicht, nach Hause zu laufen, ist mir noch verhaßter. Vor allem, wenn ich bei diesem Fußmarsch unter Kopfschmerzen und einem neurotischen Papagei leiden muß.
Sie hätte sich leicht losreißen können, aber sie versuchte es nicht einmal.
Sicher kennt jeder Seeanemonen. Das sind diese kleinen Blumen von einigen Zentimeter Durchmesser mit blassen Tentakeln, die im Wasser herumdümpeln. Na ja, vielleicht kennt sie nicht jeder. Immerhin bin ich in den Genuß einer fünfjährigen Vergnügungsreise auf die Inseln gekommen, mit mehr Abenteuern, als das Herz begehrt. Wie auch immer. Diese kleinen Burschen hocken jedenfalls auf Korallen und Felsen, strecken ihre Ärmchen hoch, und wenn etwas vorbeischwimmt, schnappen sie es sich.
Ein schwarzes Exemplar dieser Gattung mit einem Durchmesser von zehn Metern und Tentakeln von mindestens fünfzehn Meter Länge steckte in einem Loch in der Luft, an der Stelle, an der Lang und Imar aufeinander eingeschlagen hatten. Sie schwebte etwa sieben Meter über dem Erdboden, war in einem Winkel von vierzig Grad geneigt und zappelte wie verrückt. »Kein Wunder, daß die Götter hierherkommen wollten.«
Das Ding verstopfte das Loch so fest, daß niemand hindurch konnte. Der Schnee schmolz.
Die Götter verfielen in hektische Betriebsamkeit. Einige versuchten, mit dem Eindringling fertigzuwerden. Andere versuchten, sich davon loszureißen. Die wirklich großen Götter fütterten es. Ich sah, wie Ringo in die Mitte des Tentakelwaldes segelte. Viele der sichtbaren Opfer schienen von den Shayir oder den Godoroth zu stammen. Vermutlich wurde so die Frage gelöst.
Und offenbar wurden auch andere alte Rechnungen beglichen. Eine allgemeine Regulation der Götterpopulation war die Folge.
Und es schien genug Götter zu geben, die sich darum kümmerten, das Ding zurückzutreiben. Während ich zusah, schrumpfte das Loch einige Meter.
Nog ist Unentrinnbar. O Junge, irgend jemand war da durch die Spalte geschlüpft.
»Zeit zu verduften.«
Cat hatte es auch gehört. Sie war schneller als ich, wenn auch nicht viel. Wunder über Wunder: Ihre geflügelten Kumpel hatten uns nicht im Schneesturm stehen lassen. In Anbetracht von Vierzehns Ängstlichkeit hätte ich gedacht, daß sie alle schon längst verschwunden wären.
Nog ist Unentrinnbar.
Vielleicht. Er holte jedenfalls schnell auf.
Er war so nah an uns dran, daß er einen Satz machte und einen Schlag gegen die Flanke meines Pferdes landete, als wir uns in die Luft erhoben. Was natürlich das Pferd ziemlich aufbrachte. Es gewann an Höhe, drehte um, tauchte ab und rammte alle vier Hufe auf Nogs Rüssel. Au! Hör auf! Das tut weh! sagte Nog.
Dieser lästige Kretin verfügte doch tatsächlich über mehr als doppelt soviel Vokabular, als ich angenommen hatte. Aber ich dachte nicht lange darüber nach. Ich war zu sehr davon abgelenkt, dem Pferd zuzubrüllen, endlich loszufliegen, bevor ich noch herunterfiel, oder Nog uns zeigte, welche anderen göttlichen Gaben er besaß, oder Magodor uns einholte, oder es die restlichen Götter langweilte, sich gegenseitig an ihr neues Haustier zu verfüttern.
Das geflügelte Pferd nahm meinen Ratschlag an.
Als wir an Höhe gewannen, ließen meine Kopfschmerzen nach. Ich war schweißgebadet, während ich mir die Schmerzen und meine Seele auskotzte.
Der Mond war nur ein bißchen höher geklettert.
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