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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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all den tobenden Gefühlsstürmen in dem Kampfgetümmel vor ihnen die eine Empfindung zu finden, die zu ihrer Mutter gehörte. Aber obwohl sie bis an die Grenzen ihrer Fähigkeiten ging, eine Verbindung mit Tarana wollte einfach nicht zustande kommen, zu durcheinander war alles, was sie wahrnahm. Ihre Suche erschien ihr so aussichtslos, wie einen bestimmten Regentropfen in einer Pfütze aufzuspüren.
    Dann begannen sich Arlions Gedanken plötzlich um die ihren zu winden, ohne dass sie genau hätte sagen können, wie das geschah. Obwohl sein Denken recht unstet war, hatte sie dennoch das Gefühl, dass der Geist ihres Bruders sie in ihrem Willen stärkte, ihre Mutter zu finden. Mit doppelter Anstrengung tasteten sie nun gemeinsam in der großen Masse der Empfindungen herum, so als gelte es in einer mondlosen Nacht, eine verlorene Murmel auf einer Kiesbank zu entdecken. Doch plötzlich war es da: warm und freundlich, aber zugleich unbeugsam und stark, das Denken ihrer Mutter. Nur einen winzigen Augenblick lang konnten sie es fühlen, dann entglitt es ihnen wieder. Es reichte lediglich für einen knappen Ruf: ›Hilfe!‹
    Ängstlich spähten Thalia und Arlion zu den Reiterinnen hinüber. Hatte Tarana ihren Ruf vernommen? Sie war es schließlich nicht gewohnt, sich auf diese Weise zu unterhalten. Vielleicht würde sie dem gar keine Beachtung schenken? Doch im selben Augenblick scherte ein einzelnes Pferd aus der kreisförmigen Angriffsformation der Istanoitreiterinnen aus, trabte einige Schritte aufs Lager zu und hielt dann an. Auf seinem Rücken saß unverkennbar Tarana.
    »Da ist eure Mutter«, jubelte Felb, als hätten das Thalia und Arlion nicht schon längst erkannt. »Ich glaube, sie hat uns gesehen!« Er begann, von Neuem zu winken.
    Tatsächlich blieben Taranas suchende Augen an ihnen hängen. Selbst aus der Entfernung konnte man erkennen, wie sich daraufhin ihre Augenbrauen grimmig zusammenzogen. Wütend trat sie ihrem Pferd in die Flanke und lenkte es dann in vollem Galopp auf die Kinder zu.
    »Jetzt bekommen wir Ärger«, kommentierte Felb kleinlaut.
    Doch als Tarana höchstens noch hundert Schritt entfernt war, änderte sich ihr Gesichtsausdruck so plötzlich, dass die Kinder erst nicht begriffen, was das zu bedeuten hatte. Sie riss ihren Bogen hoch, legte, ohne ihren Ritt zu verlangsamen, einen Pfeil auf die Sehne und schoss. Weder Felb noch Thalia, ganz zu schweigen von Arlion wären auf den Gedanken gekommen, sich zu ducken, obwohl das Geschoss direkt auf sie zuflog. Zu verdutzt waren sie von dem vollkommen unvermuteten Angriff. Zischend überquerte der Pfeil ihre Köpfe, so knapp, dass sie den Luftzug fühlen konnten. Dann schlug der Pfeil hinter ihnen ein und sie hörten einen merkwürdigen gurgelnden Laut.
    Erst jetzt kam Thalia auf die Idee, sich umzudrehen. Etwa zwei Schritt entfernt von ihnen lag ein Mann auf der Erde, dessen Helm, Schild, Brustpanzer und Lanze vollkommen schwarz waren. Sein Körper zuckte noch ein wenig und ein gefiederter Pfeilschaft ragte aus seinem Hals. Ihr graute bei dem Anblick. So sehr hatte sie sich auf ihre Mutter konzentriert, dass ihr die heimtückischen Gedanken des Schwarzhelms hinter ihr völlig entgangen waren.
    »Lauft weg!«, hörte sie in diesem Moment Tarana brüllen. »Versteckt euch irgendwo!«
    Erst verstand Thalia nicht, warum ihre Mutter wollte, dass sie floh, aber dann sah sie fünf der schwarzen Krieger zwischen den Zelten auf sie zukommen. Sie blieb wie angewurzelt stehen. Der Schreck fesselte ihre Füße an den Boden.
    Noch ehe ihr Pferd ganz zum Stehen gekommen war, sprang Tarana schon aus dem Sattel. Sie landete sicher auf der Erde und ließ sich von dem so gewonnen Schwung vorwärts tragen. Im Laufen schleuderte sie ihren Bogen von sich, um gleich darauf ihr Schwert zu zücken. Dann hatte sie Felb, Thalia und Arlion erreicht und stieß sie unsanft zur Seite.
    »Lauft!«, schrie sie noch einmal. Sie warf sich den Angreifern entgegen. Ihre Waffe krachte auf einen dunklen Schild. Einer der Schwarzhelme stieß eine Lanze nach ihr, aber Tarana federte rechtzeitig zurück.
    »Komm, Thalia.« Felbs Stimme zitterte. »Wir müssen hier weg.« Er ergriff ihre Hand.
    »Aber wohin?«, fragte sie, ohne ihre Augen von ihrer Mutter lösen zu können, die es irgendwie fertig brachte, fünf Gegner gleichzeitig zu beschäftigen und auf diese Weise von den Kindern fernzuhalten. »Sie sind überall!«
    »Wir rennen zum Fluss«, raunte ihr Felb zu, damit die schwarz

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