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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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König sein Recht in die eigenen Hände nahm. Fadwen konnte es bereits kaum noch erwarten – und er war nicht der Einzige.
     
    Malun schlug jetzt den Weg in Richtung des königlichen Zeltes ein, diesmal jedoch in deutlich gemessenerem Tempo. Die Wachen ließen ihn ohne Aufforderung ein und so ertappte er Arden dabei, wie es sich dieser mit den Füßen auf dem Tisch in einem weichen Polstersessel bequem gemacht hatte und sich mit einem edelsteinverzierten Dolch die Reste eines späten Mittagsmahles aus den Zähnen pulte. Das Zelt war äußerst behaglich hergerichtet worden, stellte Malun ein wenig neidisch fest. Dicke Felle bedeckten den kalten Felsenboden und üppige Vorhänge unterteilten den Tuchbau in mehrere separate Räume, in die sich der König zurückziehen konnte, falls er das wünschte. Große Kohlebecken sorgten für eine komfortable Temperatur im Zeltinneren, denn hier im Hochland von Skardoskoin konnte es selbst im Sommer in sternenklaren Nächten noch empfindlich kalt werden.
    »Seid gegrüßt, Majestät«, sprach Malun den König an, »und Cit mit Euch.«
    Arden machte sich nicht einmal die Mühe, seine Füße vom Tisch zu nehmen, als er den Gesandten des Citarim bemerkte. »Malun, was für eine Freude, Euch hier zu sehen.« Sein Tonfall strafte ihn Lügen. »Ich wusste gar nicht, dass Ihr unser Heer begleitet habt.«
    »Ich bin viele Tage später aufgebrochen als Ihr, Majestät«, erwiderte Malun mit einer angedeuteten Verbeugung, »aber dank meiner Kutsche vermochte ich Euch beinahe einzuholen. Ich bringe Kunde vom Citarim aus Tilet.«
    »So, so.« Arden sah den Sondergesandten erwartungsvoll an, während er weiter mit der Dolchspitze in seinem Mund nach Essensresten stocherte. »Ich hoffe, er wird bald hier eintreffen, damit wir unseren Feldzug beginnen können.«
    »Unglücklicherweise wird sich die Ankunft Seiner Heiligkeit noch weiter verzögern«, informierte Malun den König und senkte bedauernd seinen Blick.
    Erbost spießte Arden seinen Dolch in die Tischplatte. »Warum denn diese Verzögerungen? Wartet er noch auf diese kersilonischen Flugwölfe? Sind die wirklich so wichtig?«
    »Sie sind das einzige Mittel, um den Drachen vom Himmel zu holen«, erklärte der beleibte Citdiener, während er nach einem Stuhl Ausschau hielt, auf dem er sich niederlassen konnte. »Darf ich?«, fragte er den König, als er eine geeignete Sitzgelegenheit ausgemacht hatte. Arden winkte unwillig und Malun sank seufzend in den gepolsterten Sessel.
    »Es gibt ihn also wirklich – diesen Drachen?«, fragte Arden unvermittelt.
    Überrascht drehte ihm Malun den Kopf zu. »Natürlich, Majestät«, versicherte er. »Es versetzt mich in Erstaunen, dass Ihr an der Existenz dieser abscheulichen Kreatur irgendwelche Zweifel hegt. Besonders jetzt, nachdem Ihr an der Spitze des größten Heeres aller Zeiten nach Arch Themur gekommen seid, um Euch diesem Schrecken zu stellen.«
    »Offen gesagt, dachte ich, der Citarim hätte in Wahrheit andere Ziele«, gestand Arden ein wenig kleinlaut. »Ich meine, niemand hat den Drachen bisher gesehen, alles, was wir wissen, stammt aus irgendwelchen Fabeln und uralten Überlieferungen. Da fällt es mir ziemlich schwer zu glauben, dass dort oben in den Bergen tatsächlich eine riesige Echse haust, die so mächtig ist, dass man die größte Streitmacht der Ostlande aufbieten muss, um mit ihr fertig zu werden.«
    »Ihr solltet Euch besser mit dieser Tatsache abfinden«, empfahl der Citarimvertraute ernst. »Alles, was Ihr gehört habt, ist wahr, genau so, wie es in den alten Legenden berichtet wird. Der Drache ist ein Schrecken aus vergangener Zeit, dem nichts, was wir heute in den Ostlanden kennen, an Kraft und Größe auch nur annähernd gleichkommt. Wenn sein Zorn erst einmal entfesselt ist und der Drache sich in den Himmel erhebt, wird nur noch der Beistand der Götter uns vor der Vernichtung bewahren. Diese göttliche Hilfe manifestiert sich aber bereits darin, dass uns die Himmelsherrscher Euch, den Sohn Ecorims, als unseren Heerführer gesandt und Euch das Schwert des Ecorim in die Hand gelegt haben. Aber sie zeigt sich auch in der Begeisterung, mit der sich selbst die Völker aus dem fernen Etecrar unserer Queste anschließen. Und, nicht zuletzt, offenbart sie sich in unserem Kirchenoberhaupt, dem Citarim, der in seiner grenzenlosen Weisheit ein Mittel ersonnen hat, wie der Drache sogar in seinem Hoheitsgebiet, der Luft, bekämpft werden kann.« Malun schnaufte schwer und faltete die

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