Götterschild
Finger markierte. Shyrali hatte ihnen sogar noch ein paar Pferde besorgen können und so war die Strecke bisher ohne Schwierigkeiten und trotz ihrer schwachen Konstitution zügig zu bewältigen gewesen. Rai genoss die Strahlen der Sonne auf seiner Haut. Obwohl es mitten im Sommer war, überschritten die Temperaturen hier oben im Norden der Ostlande kaum je ein erträgliches Maß. Zudem strich immer wieder eine sanfte Brise über die noch grünen Wiesen Fendlands und rauschte leise in den hohen Nadelbäumen der über die Landschaft verstreuten Wälder, die sie passierten.
Targ schien indessen kein Interesse für die Schönheit der Natur um sich herum aufbringen zu können. Verbissen hatte er sie bislang vorwärtsgetrieben und auch jetzt hätte er vermutlich noch keinen Halt gemacht, hätte ihm nicht der Furchenstein im Weg gestanden. Die breite Straße, der sie bis zu dieser Stelle gefolgt waren, wandte sich hier Richtung Norden, wo sie den Berg umrundete. Außerdem zweigte noch ein ausgetretener Trampelpfad in südlicher Richtung von der Hauptstrecke ab.
»Welchem Weg sollen wir folgen?«, erkundigte sich Rai, dessen Blick von dem imposant zerklüfteten Felsen vor ihm gänzlich in Beschlag genommen wurde.
»Keine Ahnung«, erwiderte Targ und begann auf seiner Unterlippe herumzukauen. »Bei der Schlacht von Königswacht haben wir die nördliche Strecke unpassierbar gemacht, indem wir die Brücke über den Siegelbach zerstörten. Ich weiß aber nicht, ob sie inzwischen wieder errichtet wurde.«
»Hier war das also«, meinte Rai ehrfürchtig. »An dieser Stelle hat Arden das weit überlegene Heer von König Techel vernichtend geschlagen. Darüber habe ich schon viele Erzählungen gehört.«
»Und glaube mir, das ist alles nur Gewäsch«, entgegnete Targ ungehalten. »Arden hat zwar den meisten Ruhm eingestrichen, aber gewonnen wurde diese Schlacht von den Ecorimkämpfern und der tapferen Seewaither und Riffstädter Garde. Hätten wir Techels Truppen nicht mit nur einer Handvoll Soldaten am Strand aufgehalten, wäre Arden mit seinen Truppen zu spät gekommen und dann …« Er schnaubte. »Aber ist ja auch egal. Jedenfalls bin ich mir nicht sicher, ob die Strecke im Norden des Furchensteins schon wieder gangbar ist.«
»Dann gehen wir eben den Südweg«, schlug Rai vor. »Da vorn zweigt ein anscheinend häufig genutzter Trampelpfad in diese Richtung ab.«
»Und wenn Megas nun doch schon nach Seewaith unterwegs ist und genau zur selben Zeit den Weg im Norden nimmt?«, gab Targ zu bedenken. »Selbst wenn die Brücke noch zerstört ist, gäbe es eventuell eine Furt, die er zur Überquerung des Siegelbaches nutzen kann.«
»Und was willst du dagegen machen?«, fragte Rai seufzend. »Das Risiko, dass wir genau die falsche Route wählen und Megas verpassen, besteht doch immer, egal ob wir nun im Norden oder im Süden weitergehen. Oder sollen wir uns etwa aufteilen?«
Targ rutschte unbehaglich im Sattel hin und her. Offensichtlich dachte er nach. »Sich aufzuteilen ist sicherlich keine gute Idee«, stellte er schließlich fest. »Aber wir müssen uns beeilen, damit wir so schnell wie möglich den Furchenstein umrunden und so die Möglichkeit, Megas zu verpassen, ausschließen können.« Er drehte sich im Sattel nach seinen Begleitern um. »Fühlt ihr euch in der Lage, einen kleinen Zwischengalopp einzulegen?«
Rais Blick wanderte zu ihren beiden weiblichen Weggefährten. Keine der beiden Frauen machte den Eindruck, als ob sie sich bei schnellem Tempo auf dem Rücken ihres immer noch ungewohnten Reittieres halten könnte. Eigentlich wusste er nicht einmal, ob er selbst es fertig bringen würde. Dennoch wollte dies keiner Targ gegenüber eingestehen und da niemand widersprach, fasste der Ecorimkämpfer das als Zeichen der Zustimmung auf.
Er nickte zufrieden. »Wir werden den Weg im Süden nehmen, da geht es die meiste Zeit am Strand entlang über Sand. Das ist einfaches Gelände, da können die Pferde ungehindert laufen. Aber haltet euch nahe an den Felsen, besonders wenn Flut ist. Sollte der Strand von Wasser überspült sein, kann der Boden trügerisch werden.«
Er rammte seinem Pferd die Stiefelabsätze in die Flanken und das Tier sprang vorwärts. »Los geht’s!«, rief er und stürmte auf seinem Pferd voran den Trampelpfad entlang.
»Also manchmal glaube ich, Targ ist regelrecht besessen von seiner Rache an Megas«, meinte Selira besorgt.
»Das ist wahr«, stimmte Rai zu. »Ich hoffe, du bereust noch nicht,
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