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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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sich beruhen.
    »Wir müssen irgendetwas bauen, worauf wir ihn einigermaßen schonend zurück nach Seewaith bringen können«, bemerkte Selira unvermittelt, nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten. »Dort soll ihm dann ein richtiger Arzt sein Bein wieder einrenken.«
    Targs Kiefermuskeln spannten sich, er sagte aber nichts.
    »Wir werden doch umkehren, oder?« Selira hob fragend ihre Brauen.
    Der Ecorimkämpfer starrte zu Boden und wich damit Seliras Blick aus. »Es ist wohl kaum nötig, dass Rai von uns allen drei zurückgebracht wird«, meinte er leise.
    »Soll das heißen, du willst weiterhin diesem Megas nachjagen?« Selira war sichtlich schockiert. »Dein Freund liegt mit ausgekugeltem Bein mitten im Nirgendwo und du willst nicht einmal dafür Sorge tragen, dass er sicher zu einem Heiler gebracht wird?« Ihre dunklen Augen funkelten zornig.
    »Aber Megas könnte Tarana und Daia in seiner Gewalt haben«, versuchte Targ sich zu rechtfertigen. »Ich muss …«
    »Ach, Unsinn!«, unterbrach ihn Selira barsch und baute sich vor ihm auf. »Dir geht es einzig und allein um Rache. Wie willst du denn deinen beiden Schwertschwestern helfen, wenn du tot bist? Und das wirst du sein, wenn du dich Megas und seinen zweihundert Soldaten ohne Sinn und Verstand in den Weg wirfst. Ich habe das Ganze von Anfang an für eine dumme Idee gehalten. Aber ich wollte Rai nicht dazu zwingen, sein Versprechen Belena gegenüber zu brechen. So wie ich ihn kenne, wäre er ohne mich nämlich nicht mit euch gegangen. Jetzt ist er allerdings verwundet und da kann man doch wohl von einem seiner Gefährten erwarten, dass so ein völlig unausgegorener Racheplan wenigstens für ein paar Tage aufgeschoben wird.«
    Targ traf Seliras ungezügelter Zorn ziemlich überraschend, denn bislang hatte er sie nur schweigsam und zurückhaltend erlebt. Im Grunde wusste er, dass sie die Wahrheit sprach, aber zwischen ihm und Megas war einfach zu viel passiert, als dass er sich jetzt so einfach der Vernunft hätte beugen können.
    »Ich gehe jetzt erst mal Holz für Rais Trage sammeln«, murmelte er, drehte sich um und trat durch das offen stehende Palisadentor nach draußen.
     
    Am späten Nachmittag war die Trage endlich fertig gestellt. Sie war so konstruiert, dass sie sich an zwei langen Stangen hinter einem Pferd herziehen ließ und Rai einen halbwegs komfortablen Transport ermöglichte. Dieser war mittlerweile in einen unruhigen Schlummer gefallen, aus dem er aber immer wieder mit kleinen, abgehackten Schmerzlauten aufschreckte. Selira und Targ hatten seit ihrer Auseinandersetzung kein Wort mehr miteinander gesprochen und gingen sich jetzt, da das Transportmittel für Rai gebaut war, nach Möglichkeit aus dem Weg. Während Selira sich neben Rai setzte und ihm nicht mehr von der Seite wich, beschloss Targ, noch etwas Holz für das abendliche Kochfeuer zu besorgen. Er wollte zwar seine Suche nach Megas nicht aufgeben, war aber zu dem Schluss gelangt, dass er zumindest heute Nacht noch bei Rai und den beiden Frauen lagern konnte, da er in den paar Stunden Tageslicht, die ihm blieben, ohnehin nicht mehr weit kommen würde.
    Es war nicht leicht, hier am Strand ausreichend Feuerholz zu finden, denn da es keine Bäume und nur wenige Sträucher gab, musste er zwischen dem Geröll am Fuße der Felsen nach Treibholz Ausschau halten. Da er den Blick aus diesem Grund stets auf den Boden gerichtet hielt und außerdem noch über die Dinge nachsann, die ihm Selira so unverblümt an den Kopf geworfen hatte, schenkte er seiner Umgebung nicht allzu viel Aufmerksamkeit. So kam es, dass er die über den Strand heranrückenden Soldaten erst bemerkte, als es schon fast zu spät war. Ein Laut, den der Wind zu ihm herüberwehte, ließ ihn schließlich den Kopf heben. Dann erblickte er sie: die dunklen, wohlgeordneten Reihen der Schwarzlanzer. Er konnte nicht genau ermessen, wie viele es waren, aber das spielte auch keine Rolle. Denn auf einem Pferd an der Spitze des Zuges ritt niemand anderes als – sein Todfeind Megas Arud’Adakin.
    Unwillkürlich duckte Targ sich hinter einen nahen Fels, der aber nur unzureichend Deckung bot. Sein Herz pochte wild, doch nicht Furcht löste dieses Trommeln in seiner Brust aus, sondern Freude. Es war die freudige Erregung darüber, dass seine Rache nun zum Greifen nahe schien. Er würde hier im Verborgenen liegen bleiben, bis Megas herangekommen war, und ihm dann aus dem Hinterhalt sein Schwert zwischen die Rippen treiben, noch bevor die

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