Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
Vom Netzwerk:
hatte.
    Auf Megas’ Gesicht schien ein Gewittersturm zu toben. Noch lange wagte keiner seiner Leute, ihn anzusprechen. Alle starrten ihren Herrn nur an, in banger Erwartung, dass sich seine Wut am Erstbesten, der seine Aufmerksamkeit erregte, entladen würde. Diese Starre gab Targ ein wenig Zeit, über die neue Situation nachzudenken. So sehr er Megas’ Demütigung durch den Citarim genossen hatte, so schnell wurde ihm nun bewusst, dass ihn diese Entwicklung in eine sehr ungünstige Lage brachte. Er war gezwungen, sich zu entscheiden. Stahl er sich auf Megas’ Schiff, um dort eine günstige Gelegenheit zum Zuschlagen abzupassen, müsste er die gefangenen Istanoit im Stich lassen und sie wären so gut wie tot. Wählte er dagegen das Schiff der Nomaden, um diese zu beschützen, würde der Brudermörder abermals entwischen und zudem noch Tarana und Daia mit sich nehmen.
    In diesem Moment legte ein weiteres Ruderboot von einem der ho’nebischen Schiffe in Megas’ Nähe an und einer der Ruderer sprang heraus, um es auf den Strand zu ziehen. Dabei bespritzte er den Inselherrn unabsichtlich mit ein paar Tropfen Meerwasser, was Megas endlich einen Anlass lieferte, seinem aufgestauten Zorn freien Lauf zu lassen. Mit zwei Schritten war er bei dem Matrosen und hämmerte ihm die Faust ins Gesicht, sodass der Mann nach hinten ins Wasser stürzte. Megas kniete sich neben ihn und presste den vollkommen überrumpelten Ruderer unter Wasser, bis dieser wild zu zappeln anfing. Es war klar, dass der Inselherr ihn umbringen würde, wenn niemand etwas unternahm. Targ machte gerade einen zaghaften Schritt vorwärts, als der Hauptmann, der ihn vorher so unwirsch zum Weiterarbeiten aufgefordert hatte, zu Megas hinüberlief, sich neben ihn stellte und in militärischem Tonfall fragte: »Wie lauten Eure Befehle, mein Herr?«
    Mit wutverzerrtem Gesicht schaute Megas auf, doch der Lanzer blieb furchtlos stehen. Der Inselherr richtete sich auf und löste seinen Griff von dem Ruderer. Prustend kam dieser wieder hoch.
    »Was willst du?« Es sah aus, als würde Megas jeden Augenblick auf den Lanzerhauptmann losgehen.
    Der stand jedoch vor ihm, ohne zu wanken, stocksteif wie ein Eichenpfahl. »Eure Befehle, Herr?«
    »Du hast diesen verdammten Priester doch gehört, oder bist du taub?« Megas’ Wut hatte sich noch keineswegs gelegt, aber immerhin wurde er nicht wieder handgreiflich.
    »Wir nehmen aber nur von Euch Befehle entgegen, Herr.« Der Lanzer zuckte mit keiner Wimper. Offenbar wusste er mit solchen Ausbrüchen umzugehen, dachte Targ anerkennend.
    Megas schien sich tatsächlich etwas zu entspannen. »Macht es so, wie der Citarim gesagt hat«, knurrte er. »Und beeilt euch ein bisschen, wir wollen hier schließlich nicht übernachten.« Ohne den immer noch verängstigt keuchenden Ruderer eines weiteren Blickes zu würdigen, ging Megas hinüber zu den Wachen, die bei Tarana und Daia postiert waren. Mit einem Wink gab er ihnen zu verstehen, die beiden Gefangenen zu einem der nahen Beiboote zu eskortieren, das er dann selbst mit finsterer Miene bestieg.
    »Also los, ihr Lumpenbande«, forderte sie der Hauptmann im üblichen rauen Umgangston der Armee auf, sobald Megas auf dem Wasser war. »Legt mal einen Zahn zu, in einer halben Stunde stechen wir in See.«
    Daraufhin verdoppelten die Lanzer ihre Anstrengungen beim Beladen des Bootes und auch Targ wollte sich ihnen gerade wieder anschließen, als ihn der Hauptmann erneut ansprach: »Was ist eigentlich mit dir? Bist so voller Blut, dass man meinen könnte, dir hätte’ jemand den Hals aufgeschlitzt. Trotzdem schaffst du hier mit.« Er sah Targ direkt ins Gesicht. »Ich glaube auch nicht, dass ich dich kenne.«
    Targ wurde es abwechselnd heiß und kalt. Natürlich würde seine Tarnung keiner kritischen Prüfung standhalten, vor allem deshalb, weil er zwar wie ein Schwerstverwundeter aussah, aber sich nicht so verhielt. Fieberhaft suchte er nach einer Erklärung.
    »Ich gehöre zum fünften Zug und bin beim Kampf am Flussufer von einem Pfeil am Kopf getroffen worden«, erwiderte er möglichst ungezwungen und verwendete dabei die Information, die er nachts zuvor von dem verwundeten Lanzer erhalten hatte. »Nur ein Streifschuss, aber es hat geblutet wie verrückt. Jetzt geht’s schon wieder. Ein bisschen schwach auf den Beinen bin ich schon noch, aber mir wurde einfach die Zeit lang, immer nur da drüben bei den Verwundeten herumzuliegen. Da hab ich mir gedacht, ich könnte genauso gut ein

Weitere Kostenlose Bücher