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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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herausfinden, wenn wir schon längst verschwunden sind.« Er rempelte den Kapitän unsanft von hinten an. »Los jetzt, macht endlich, was ich gesagt habe, es sei denn, Ihr wollt noch heute Nacht in Xelos’ Hallen tafeln.«
    Während sich wenig später der Wind bereits in den gehissten Segeln blähte, scharten sich die Istanoit ein weiteres Mal an Deck. Ihren angsterfüllten Gesichtern war zu entnehmen, dass sie noch nicht wirklich glauben konnten, die Freiheit zurückerlangt zu haben. Sie misstrauten dem Frieden. Es waren auch nicht alle Gefangenen erschienen. Den meisten, die während der Schlacht gegen die Schwarzlanzer irgendwelche Wunden davongetragen hatten, ging es ohne jede Versorgung und nach dem langen Fußmarsch aus der Istaebene bis zu den Schiffen so schlecht, dass sie sich nicht mehr aus eigener Kraft auf den Beinen halten konnten. Blutverlust und Wundfieber konnten auch die zähste Steppenkriegerin binnen weniger Tage niederstrecken. So bestand die knapp vierzigköpfige Gruppe in erster Linie aus Kindern und gebrechlich wirkenden Greisen. Die Einzigen in mittlerem Alter waren zwei Frauen, die Säuglinge auf dem Arm trugen.
    Targs Blick wanderte über die hohlwangigen, leidgeplagten Gesichter und er wurde von einer Welle des Mitgefühls erfasst. Diese Menschen hatten alles verloren, was ihnen lieb und teuer gewesen war. Das Häuflein vor ihm bildete die letzten verbliebenen Reste von Taranas ehemals so stolzem Stamm und selbst die ganz Kleinen schienen, nach dem hoffnungslosen Ausdruck in ihren Augen zu urteilen, bereits mit ihrem Leben abgeschlossen zu haben. Targ hatte plötzlich nicht mehr den leisesten Zweifel daran, dass er sich richtig entschieden hatte.
    »Ich bin ein guter Freund von Tarana«, rief er zu den Befreiten hinab, ohne dabei vom Kapitän abzulassen, »und mein Name ist Targ. Dieses Schiff ist jetzt unter meiner Kontrolle und wir werden nach Seewaith segeln, wo wir euch erst einmal in Sicherheit bringen, bis ein anderer Istanoitstamm euch aufnimmt.« Die Reaktion auf diese Eröffnung fiel verhalten aus, aber Targ ließ sich nicht entmutigen. »Da die Besatzung benötigt wird, um das Schiff zu segeln, werden wir sie beaufsichtigen müssen. Kann mir dabei jemand helfen?«
    Targ hatte eigentlich erwartet, dass sich einige der Älteren dazu bereit erklären würden, doch der Erste, der antwortete, war ein höchstens achtjähriger Junge mit zerzausten schwarzen Haaren. »Ja, ich«, sagte er wie selbstverständlich.
    Targ musste unwillkürlich schmunzeln. »Wie heißt du denn?«
    »Ich werde Felb genannt«, antwortete der Nomadenjunge.
    »Gut, Felb.« Targ überlegte. »Kannst du ein Schwert halten?«
    Ein Leuchten erschien in den Augen des kleinen Istanoit. »Natürlich!«, erwiderte er stolz.
    »Wunderbar«, erwiderte Targ lächelnd, »dann nimm dir jetzt ein paar Freunde mit, vielleicht begleitet euch auch einer der Erwachsenen, und durchsuche das Schiff nach Waffen. Was du findest, verteilst du an die Istanoit, die mindestens so kräftig sind wie du. Alles klar?«
    »Das mach ich sofort!« Felb strahlte über die verantwortungsvolle Aufgabe, die man ihm zugeteilt hatte.
    »Aber eines musst du mir versprechen, Felb«, bat Targ den Jungen. »Bleibt immer zusammen und wenn ihr unten im Schiff noch auf irgendwelche Matrosen oder Soldaten trefft, dann kommt ihr, so schnell es geht, zu mir. Ich will auf keinen Fall, dass ihr dort unten einzeln herumschleicht.«
    Felb nickte und machte sich mit Feuereifer an die Auswahl seiner Begleiter. Targ atmete tief durch. Er war erschöpft, verwundet und zum Umfallen müde. Dennoch musste er sich auf eine weitere schlaflose Nacht gefasst machen, schließlich konnte er die Bewachung des Kapitäns keinem anderen überlassen. Doch spätestens morgen Vormittag würden sie in Seewaith eintreffen, dann hatte er es geschafft.
     
    Als am nächsten Tag die Sonne ihren Zenit überschritt und weit und breit kein Hafen in Sicht war, wurde Targ misstrauisch.
    »Wir hätten schon längst in Seewaith eintreffen müssen«, herrschte er den Kapitän an, der wie er selbst die ganze Nacht am Steuer verbracht und davon unansehnliche dunkle Ringe unter den Augen zurückbehalten hatte. »Wo steuert Ihr denn hin, bei den Göttern?«
    »Kann schon sein, dass ich etwas zu weit gefahren bin«, entgegnete der bärtige Schiffsführer provozierend gelassen, »immerhin habe ich meinen Steuermann gestern Nacht bei der brennenden Windlanze zurücklassen müssen. Bin wohl beim

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