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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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seiner Stirn, was angesichts seiner für diese Jahreszeit viel zu warmen Fellkleidung nicht verwunderlich war. Zudem schien er den Weg zu ihm in großer Eile zurückgelegt zu haben. »Ich bin Zeral, einer der Kundschafter, die auf Eure Veranlassung hin ausgeschickt wurden, um den Drachenhort ausfindig zu machen. Viele Tage haben wir vergeblich gesucht, doch nun glaube ich, ihn gefunden zu haben – und auch den Drachen!«
    Arden zog den Kundschafter am Arm hoch und führte ihn in sein Zelt. »Setz dich«, sagte er freundlich, aber bestimmt und drückte den erstaunten Mann in einen der kostbaren Polstersessel. »Willst du ein Glas Wasser oder vielleicht Wein?«
    »Danke, Majestät«, erwiderte Zeral schüchtern, der es nicht einmal wagte, sich mit seinem schmutzigen Fellgewand in dem noblen Stuhl zurückzulehnen. »Etwas Wasser wäre gut, aber wenn Ihr mir sagt, wo es steht …« Er wollte sich wieder erheben.
    »Bleib sitzen«, befahl Arden lächelnd. Er holte eine goldene Karaffe und einen ebenso prunkvollen Becher, stellte diesen vor Zeral auf den Tisch und schenkte aus der Karaffe Wasser ein. »Trink.«
    Der Kundschafter tat wie ihm geheißen und leerte den Becher in einem Zug. »Zu gütig von Euch, Majestät, es war ein weiter Weg.«
    »Wer Durst hat, muss trinken«, gab Arden zurück und setzte sich vor ihm auf die Tischkante. »Ich und mein Reich schulden dir aber weit mehr als diese kleine Gefälligkeit, wenn deine Behauptungen der Wahrheit entsprechen. Also erzähl mir jetzt genau, was du gefunden hast.«
    Zeral räusperte sich. »Na ja, also, wie Ihr ja wisst, haben wir westlich der Ebene von Arch Themur in den Hängen des Corthadums nach dem Drachenhort oder sonst irgendeiner Spur des Drachen Ausschau gehalten. Es ist ein schrecklich großes Gebiet, mit vielen Bergen, Schluchten, Geröllfeldern und anderem unwegsamem Gelände. Wir suchten zuerst bis zur Baumgrenze, doch konnten wir nicht den kleinsten Hinweis auf die große Echse entdecken. Als wir schließlich bis zur Schneegrenze kamen und immer noch nichts gefunden hatten, dachten einige schon ans Umkehren. Doch ich bestand darauf, weiterzusuchen, da ich auf keinen Fall mit leeren Händen zu Euch zurückkommen wollte. Als es schon gegen Abend ging, stieß ich, nachdem ich dem Lauf eines Gebirgsbaches durch eine Klamm gefolgt war, auf einen großen, kristallklaren See. Ein gewaltiges Schneefeld schob sich von den Bergen durch ein breites Tal bis zum gegenüberliegenden Rand dieses Gewässers hinab.« Zeral schlang seine Hände so fest umeinander, dass die Knöchel weiß hervortraten.
    »Als ich diese eisverkrustete Landschaft im goldenen Licht der untergehenden Sonne bewunderte«, fuhr er mit gesenkter Stimme fort, »sah ich es dann: einen Schatten, der das strahlende Auge des herrlichen Cit verdunkelte. Zunächst dachte ich, es handle sich um einen Vogel, doch diese Schwärze vor der Sonne war zu gewaltig dafür. So schnell meine Beine mich tragen konnten, hastete ich das Ufer des Sees entlang auf die andere Seite hinüber, erklomm das Schneefeld und lief den eisigen Hang hinauf. Ich wollte um jeden Preis noch einen Blick auf das Wesen erhaschen, das solch einen riesigen Schatten warf. Das Tal weitete sich immer mehr und es schien mir, als stünde ich auf einem Ozean aus Eis. In der Ferne wuchs ein eigentümlich abgerundeter Gipfel in den Himmel, der an den haarlosen Kopf eines Riesen erinnert. Die Menschen von Skardoskoin nennen ihn das ›Kahle Haupt‹, und man kann ihn von weither sehen.«
    »In den Legenden wird ein solcher Berg als Wohnstatt des Drachen genannt«, bemerkte Arden mit glänzenden Augen.
    Der Kundschafter nickte. »Wir hatten auch schon zuvor am Fuße des Kahlen Haupts verstärkt gesucht, doch da war nichts zu entdecken. Nun allerdings befand ich mich auf der Rückseite dieses Berges, wo noch keiner von uns gewesen war. Im letzten Licht des Tages konnte ich einen breiten Spalt in der Flanke dieses Felsen ausmachen, ein paar Dutzend Schritt oberhalb des Schneefelds. Und dort, ich bin mir vollkommen sicher, bewegte sich etwas, grau wie der Stein selbst, groß wie ein Haus, aber trotzdem behände. Es verschwand in der Höhle und kam nicht wieder daraus hervor. Ich habe keinen Zweifel, dass es sich dabei um den Drachen handelte.« Zeral wagte einen scheuen Blick ins Gesicht seines Königs und entdeckte dort zu seiner Freude begeisterte Faszination. Davon beflügelt erzählte er rasch weiter: »Ich sammelte die anderen Kundschafter, die in

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